Zum Tod von Rosa von Praunheim

Zum Tod von Rosa von Praunheim

Setzte sich gegen Unterdrückung und Diskriminierung von Schwulen ein

Im Alter von 83 Jahren starb Rosa von Praunheim, Filmemmacher, Autor und Vorkämpfer für die gesellschaftliche Anerkennung der Rechte homosexueller Menschen.

Von Anna Bartholomé
Setzte sich gegen Unterdrückung und Diskriminierung von Schwulen ein
Rosa von Praunheim bei der Verleihung des 28. Friedensfilmpreis der Berlinale 2013. (Bild: Heinrich Böll Stiftung; Lizenz: CC BY-SA 2.0)

Bis 1969 war in Westdeutschland praktizierte Homosexualität strafbar - und wurde bestraft. Die DDR lockerte das Vorgehen etwas früher. Der seit 1871 bestehende Paragraph 175 war vom Hitlerfaschismus dramatisch zugespitzt worden und sorgte dafür, Homosexuelle in KZs zu verschleppen und zu ermorden. Verleumdungen und Vorbehalte wirkten auch nach der Aufhebung des § 175 weiter und erblühen heute mit der akuten faschistischen Gefahr aufs Neue. Ein Paukenschlag war bereits 1971 der Film von Rosa von Praunheim: “Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt.“¹

 

Schamlos und unverschämt – im wahresten Sinne des Wortes – attackierte Rosa von Praunheim lebenslang mit experimentellen, kunstvollen Filmen, mit Büchern und öffentlichem Auftreten die Diskriminierung und Verfolgung vor allem von Schwulen, aber auch von Lesben und Transpersonen. Umstritten aber unbestreitbar hat er sich damit verdient gemacht.

 

Die vielfach sexistische, bewusst provozierende Selbstdarstellung von Schwulen, beispielsweise in den CSD-Demonstrationen hat es aber auch weltoffenen Menschen teilweise schwer gemacht, Verständnis für das berechtigte Anliegen aufzubringen. Das ändert sich gegenwärtig im gemeinsamen Auftreten gegen die aggressiven Attacken faschistischer Kräfte weltweit – und auch hier in Deutschland durch die AFD und ihre militant faschistische Jugendorganisation.
Immer noch umstritten, ist Rosa von Praunheims so genanntes „Zwangsouting“ im Jahr 1991, als er ohne deren Einverständnis so genannte Prominente wie Hape Kerkeling und Alfred Biolek als schwul outete. Nadja Schallenberg, die Vorkämpferin gegen die heute wieder aufblühende Transfeindlichkeit hält, nach ihrer Meinung befragt, diesen Schritt bis heute für richtig. „Zeigt euch, seid Vorbilder“ fordert sie auch von homosexuellen Menschen in der revolutionären Bewegung.

 

Wer aber die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität diskriminierten Menschen für den gemeinsamen antifaschistischen und antiimperialistischen Kampf gewinnen will, muss sie ermutigen und auf ihre Freiwilligkeit setzen. Vor allem gilt es, mit Geduld und Überzeugungskraft die Masse auch heterosexueller Menschen gegenüber Ängsten, Verleumdungen und Vorbehalten, aufzuklären und zu mobilisieren, die oft auch unterschiedliche kulturelle oder religiöse Wurzeln haben.

 

Es ist Aufgabe der ganzen Partei und ihres Jugendverbands, dem gemeinsamen Klassenkampf bei allen Unterschiedlichkeiten Vorrang einzuräumen, damit die Perspektive einer sozialistischen Gesellschaft erreicht wird, wo es reine Privatsache sein wird, schwul, lesbisch, bi oder trans zu sein.