Großartiger Film von Sergej M. Eisenstein
Vom Kampf gegen Maden bis zum bewaffneten Aufstand: "Panzerkreuzer Potemkin" wird 100
Am heutigen 21. Dezember 2025 feiert der Film "Panzerkreuzer Potemkin" seinen 100. Geburtstag. Der Film des sowjetischen Regisseurs Sergej M. Eisenstein erschien anlässlich des 20. Jahrestags der Revolution in Russland von 1905. Kaum ein Film hat Spuren hinterlassen wie er.
Revolutionäre Stimmung entsteht
Die russischen Arbeiter, Bauern und Soldaten litten schwer unter der zaristischen Selbstherrschaft. 1905 entstand eine revolutionäre Stimmung. Die Bolschewiki bereiteten unter den Massen den Sturz des Zarismus vor. Empörung erfasste die Matrosen auf dem Panzerkreuzer Potemkin, die unter der brutalen Schinderei der Offiziere leiden. Von Maden zerfressenes Fleisch, das ihnen vorgesetzt wird, ist der Auslöser des Aufstands. Die Erschießung der Aufrührer scheitert am Widerstand der Kameraden. Die verhassten Offiziere fliegen über Bord. Auf dem Panzerkreuzer wird die rote Fahne gehisst. Die revolutionären Arbeiter Odessas verbrüdern sich mit den Matrosen und versorgen sie mit Lebensmitteln. Das Admiralsgeschwader wird gegen den Potemkin in Stellung gebracht. Aber deren Mannschaften geben keinen Schuss ab. Sie solidarisieren sich mit den Aufständischen. Potemkin zieht ungestört durch die Flotte.
Lenin konnte den Film nicht mehr sehen, weil er leider 1924 schon starb. Aber er hielt zur Bedeutung des realen Potemkin fest: "Der Panzerkreuzer Potemkin aber war und ist ein unbesiegbares Territorium der Revolution, und wir haben, welches immer sein Schicksal sein mag, eine unzweifelhafte und höchst bedeutsame Tatsache zu verzeichnen: den Versuch zur Bildung des Kerns einer revolutionären Armee. Keine Repressalie, keine Teilsiege über die Revolution werden diesem Ereignis die Bedeutung nehmen. Der erste Schritt ist getan. Der Rubikon ist überschritten. Der Übergang der Armee auf die Seite der Revolution hat sich ganz Rußland, ja der ganzen Welt als Tatsache eingeprägt.“ (Lenin Werke Band 8, Seite 565)
Der Film riss alle mit
Uraufgeführt wurde der Film am 21. Dezember 1925 im Moskauer Bolschoi-Theater. Die Premiere in Berlin war am 28. April 1926. Ein Journalist berichtet: "An der entscheidenden Stelle, wo der Kreuzerkommandant eine Gruppe Matrosen erschießen lassen will, ihm aber der Gehorsam verweigert wird, brach ein Beifallssturm im Publikum los, der sich zum Orkan steigerte, als die verhassten Offiziere ins Meer geschmissen wurden. Atemlose Stille dagegen herrschte im Kinosaal, als ‚Potemkin‘ seine Geschützrohre gegen das im Schutze der Dunkelheit herangekommene Admiralsgeschwader richtet. Beim Rhythmus der auf Hochtouren arbeitenden Schiffsmaschinen, sehr realistisch von der Meiselschen Musik zum Ausdruck gebracht, steigerte sich die Spannung bis fast ins Unerträgliche, und mancher hielt es nicht aus, und wollte davonstürzen. Alle atmeten befreit auf, als der Kreuzer endlich, ohne einen Schuss abgeben zu müssen, durch das Admiralsgeschwader brach, bejubelt von dessen Matrosen. Der Jubel übertrug sich auf das ganze Theater.“
Verbot des Films konnte zu Fall gebracht werden
Jetzt wollte jeder Berliner Kinobesitzer den Film vor den anderen aufführen. Man versuchte sogar, Hundertmarkscheine den Angestellten des Filmverleihs in die Taschen zu schieben, die die Filmkopien ausgaben. Auf Betreiben des Reichskommissariats für Überwachung der öffentlichen Ordnung und des Reichswehrministeriums wurde der Film in Deutschland zunächst verboten. Mühleisen, Beauftragter des Reichskommissars: „Die Verherrlichung des Aufstandes, des offenen Kampfes gegen die Staatsmacht nimmt den Zuschauer derart gefangen, dass er zeitweise dessen Ursache vergisst. Dem auch nur ein ganz klein wenig Unzufriedenen wird gezeigt, wie man die Disziplin mit Gewalt brechen kann. Resultat: Die Filmvorführungen bewirken, dass in breitesten Kreisen der deutschen Bevölkerung eine Umsturzstimmung hervorgerufen wird. Auf diese Weise wären die Vorführungen des Films gegen die öffentliche Sicherheit gerichtet, und ich bin deshalb ganz entschieden gegen eine Vorführerlaubnis für einen solchen Film.“
Das Verbot konnte zu Fall gebracht werden, auch wenn der Film zensiert wurde. Die Furcht der Reaktionäre vor den Lehren des Potemkin hatte Gründe. Auf Grund von Heuer-Senkungen entstanden im Januar 1933 unter den indonesischen Matrosen der holländischen Kriegsflotte vor Sumatra Unruhen. Als am 3. Februar 1933 425 meuternde Matrosen verhaftet wurden, kam es zum bewaffneten Aufstand auf dem Panzerkreuzer „De zeven provinvien“. Nach der Niederschlagung des Aufstandes sagten die Matrosen aus, dass der Film „Panzerkreuzer Potemkin“ auf sie einen unauslöschlichen Eindruck gemacht habe.
Parteilichkeit für den proletarischen Klassenkampf durchdringt sich mit hohem künstlerischem Anspruch
1958 wird er auf der Brüsseler Weltausstellung von internationalen Kritikern zum „besten Film aller Zeiten“ und im Oktober 1990 von 6000 europäischen Filmschaffenden zum „besten europäischen Film aller Zeiten“ gekürt. Mit ihrer Parteilichkeit, ihrer innovativen Ästhetik und hohen Qualität waren Panzerkreuzer Potemkin und weitere Filme Eisensteins bis weit hinein in bürgerliche Kreise anerkannt.
Als Hitlers faschistischer Propagandaminister Goebbels den Panzerkreuzer Potemkin seinen Filmemachern als Vorbild empfahl, bekam er von Eisenstein eine geharnischte Antwort: "Wahrheit und Nationalsozialismus sind jedoch unvereinbar. Wer für die Wahrheit eintritt, dessen Wege trennen sich vor denen des Nationalsozialismus. Wer für die Wahrheit ist, der ist gegen Sie! Wie wagen Sie es überhaupt, vom Leben zu sprechen, wo auch immer es darum geht, Sie, die mit Beil und Maschinengewehr Tod und Exil all dem Lebendigen und Besten bringen, das in Ihrem Lande existiert? Sie, die die besten Söhne des deutschen Proletariats hinrichten und jene in alle Winde des Erdballs vertreiben, deren sich die wahre deutsche Wissenschaft und Kultur vor der ganzen Welt rühmen kann?“
Eisenstein verfocht Parteilichkeit für den Klassenkampf zur Beseitigung von Ausbeutung und Unterdrückung und lehnte die bürgerliche Bestimmung des Films als Mittel der Ablenkung und Zerstreuung ab. Gleichzeitig stellte er höchste Anforderungen an die Form und Ästhetik und lehrte diese auch. Szenen wie die Treppe von Odessa, die Weigerung des Erschießungskommandos zu schießen, prägen sich tief ein. Er erklärte dass er bewusst in solchen Szenen nicht nur ein Ereignis als Einzelfall darstellte, sondern diese auch charakteristisch für die Stimmung im Land, unter den Matrosen waren.
Eisensteins Filme sind auch ein schlagendes Argument gegen den modernen Antikommunismus. Von wegen platte Propaganda und Indoktrination! So mancher heutige Filmemacher sollte sich vom "Panzerkreuzer Potemkin" eine Scheibe abschneiden. Mit hunderten von Laiendarstellern feilte Eisenstein an jedem Detail. Die Menschen gingen voll mit, brachten eine unglaubliche Disziplin auf. Wenn Eisenstein filmte, musste alles passen.