Armenische Familie musste ausreisen
Trauriger, gleichzeitig würdiger Abschied
Am 17. Dezember hat unsere befreundete armenische Familie den Flug in ihr Herkunftsland angetreten, um den Kindern eine Abschiebung zu ersparen. Sie schreiben: Wir vermissen Deutschland und euch, wir sind traurig.
Am Abend zuvor haben wir uns bei Feuerschein auf der Rotfuchswiese verabschiedet. Die Rotfuchswiese, das ist für die Kinderorganisation Rotfüchse und ihre Freunde ein zentraler Ort in Leverkusen. Alle unterschrieben die Abschiedskarte, wir sangen „Bella ciao“ und jeder wusste aus tiefstem Herzen: Wir werden den – jetzt erst einmal verlorenen - Kampf weiterführen, gemeinsam mit allen, die von dieser barbarischen Flüchtlingspolitik betroffen sind. Zur Erinnerung schenkten wir ihnen kleine Magnete mit Fotos von Leverkusen. Es war sehr schön, dass drei Mitschüler extra gekommen waren.
Zwei bewegte Wochen sind vergangen. Rotfüchse hatten uns berichtet, zwei ihrer Mitschüler sollten abgeschoben werden. Gemeinsam besuchten wir sofort die Familie. Auf der Rotfuchs-Nikolausfeier, zu der wir sie herzlich eingeladen hatten, forderten wir in einem Offenen Brief den CDU-Oberbürgermeister zur Rücknahme seiner Entscheidung auf. Letztes Jahr stoppte der damalige OB die Abschiebung eines Dachdecker-Azubis nach Ghana. Doch mit den EU-Beschlüssen hin zu einer faschistischen Migrationspolitik will NRW massenhaft abschieben – Leverkusen und OB Hebbel sind dabei.
Viele Menschen zeigten sich solidarisch mit der Familie. Die Schülervertretung hatte eine Petition initiiert, 4.000 Menschen unterschrieben in kürzester Zeit. Die Presse berichtete mehrfach ausführlich und es gab eine Kundgebung. Wir verteilten ein Flugblatt im Wohngebiet und vor der Schule, und viele Schüler äußerten ihre Solidarität. Dann jedoch führte die Ausländerbehörde ein Gespräch mit den Schüler-Vertretern und der Schulpflegschaftsvorsitzenden. Die Stadt verbreitete, es gebe „Unklarheiten“ wegen Angabe eines falschen Namens und des Herkunftslandes. Diese Angelegenheit war mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge längst geklärt! Das wusste die Leverkusener Ausländerbehörde! Entgegen der Wahrheit wurde mit angeblichen „Unklarheiten“ - Stimmung gemacht zur Rechtfertigung einer „freiwilligen“ Ausreise. Das führte leider dazu, dass sich die SV von der Petition distanzierte und ihre geplante Teilnahme an der Protestkundgebung absagte.
Am Abschiedsabend sagte ich: Wir haben eine große Welle der Solidarität erlebt! Wir haben für kommende Kämpfe viel gelernt: Keiner kann alleine diesen Kampf führen, jeder muss sich organisieren – im Freundeskreis Flüchtlingssolidarität, in der MLPD, im Rebell, bei den Rotfüchsen! Gemeinsam müssen wir an die Wurzeln dieser menschenverachtenden Migrationspolitik und eine sozialistische Gesellschaft erkämpfen!