Faschismus / Militarismus
Mit der AfD in den Krieg – wahlweise mit oder ohne NATO
Oberflächlich betrachtet gibt es in der Führung der AfD gerade einen wahren Eiertanz um die Frage der Wehrpflicht.
Die einen sind grundsätzlich dafür, nur konkret und aktuell nicht. Die anderen sind grundsätzlich und auch konkret dafür. So kritisierte der AfD-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Lucassen, ehemaliger Bundeswehr-Oberst mit NATO-Erfahrung, im Bundestag am 5. Dezember 2025 Björn Höcke, der zuvor im Thüringer Landtag die Wehrpflicht grundsätzlich verteidigte: Aber zuerst müsste „dieser Staat endlich wieder ein Staat für die Deutschen werden".
Das ist an sich schon blanke Demagogie und der Versuch, dem starken Friedensbewusstsein der Massen Rechnung zu tragen und es gleichzeitig zu begraben. Denn der Staat ist längst der Staat der „Deutschen“, aber eben nicht aller, sondern er ist der Dienstleister der deutschen größten Monopole.
Lucassen kritisierte Höcke öffentlich: Höcke käme „zu dem Schluss, dass Deutschland es nicht mehr wert sei, dafür zu kämpfen. Was hätten wohl die Männer und Frauen der Befreiungskriege dazu gesagt? Sie wären diesem Befund niemals gefolgt.“ Welche „Befreiungskriege“ meint er, wenn er „Deutschlands Militärgeschichte vom Lützower Freikorps bis zur nationalsozialistischen Wehrmacht“² feiert?
Feiert er die faschistischen „Befreier“ des Großkapitals von demokratischen Rechten und Freiheiten und die Beseitiger der Arbeiterbewegung und des Sozialismus? Gut, dass es 1920 eine bewaffnete Rote Ruhrarmee, vor allem aus Bergarbeitern, gab, die Deutschland von diesem faschistischen Freikorps befreite, und gut, dass es die Rote Armee der Sowjetunion und die Alliierten gab, die die faschistische Wehrmacht besiegten und Deutschland vom Faschismus befreiten.
Zurück zum Machtkampf in der AfD: Tatsächlich spitzen sich die Flügelkämpfe zwischen dem Höcke-Flügel, der immer mehr nach Macht in der Partei drängt, und dem Weidel-Flügel zu. An ihrem Charakter ändert das nichts: Faschistisch sind sie beide. Und übrigens auch völlig einig darin, dass für den „Wiederaufbau der Bundeswehr“ kräftig aufgerüstet werden muss, wie sie in ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2025 fordern. Außerdem: „Die Tugenden des Soldaten sind Ehre, Treue, Kameradschaft und Tapferkeit. Die Bundeswehr muss die besten Traditionen der deutschen Militärgeschichte leben.“ (AfD-Programm zur Bundestagswahl 2025) Diese „beste Tradition“ hat der Welt zwei Weltkriege beschert. Wer einen dritten verhindern will, sollte begreifen, dass es nicht nur die aktuelle Bundesregierung ist, die einen dritten Weltkrieg vorbereitet. Die Forderungen der AfD laufen ebenfalls darauf hinaus. Mit ihrer Rhetorik versucht sie, die Massen ebenso für einen perspektivischen Krieg kriegsbesoffen zu machen wie die Bundesregierung. Keinen Fußbreit den Faschisten und Kriegstreibern!