Weltweite Jugendproteste
Die Wütenden von Manila, Jakarta und Kathmandu
Seit Monaten brandet eine Welle von Jugendprotesten durch die Welt. In mehr als zwölf Ländern ist ihr Zeichen eine Piratenflagge mit einem Totenkopf und Strohhut.
Es stammt aus der japanischen Zeichentrick-Serie „One piece“, in der der Pirat Monkey D. Ruffy gegen Tyrannen und für Freiheit und Gerechtigkeit kämpft. Der Schwerpunkt dieser Proteste liegt aktuell in bevölkerungsreichen Ländern Asiens wie Indonesien, den Philippinen, Bangladesh, Sri Lanka. Aber auch Jugendliche aus Peru, Paraguay, Mexiko, Venezuela, Marokko, Kenia, Madagaskar, Serbien, Bulgarien reihen sich in die „Generation Z“-Protestwelle ein. In Nepal, Indonesien, Marokko sind es die größten Massenproteste seit Jahren. Die Ausgangspunkte der Proteste sind verschieden. Sie richten sich:
- gegen Korruption und Vetternwirtschaft der politischen und wirtschaftlichen Eliten wie in Nepal, wo die Prahlerei von Politiker-Kindern („Nepo-kids“) mit Fotos von ihrem Luxus-Leben Jugendliche in Massen auf die Barrikaden trieb. Oder in Bangladesh, wo 30 Prozent der Stellen im öffentlichen Dienst bevorzugt an Angehörige privilegiertere Schichten vergeben werden sollten.
- gegen katastrophale staatliche Versorgung mit Wasser und Strom wie in Madagaskar oder von Lebensmitteln und lebensnotwendigen Medikamenten wie in Sri Lanka.
- In Marokko fordert die Jugend nach dem Tod von acht Schwangeren in kurzer Zeit in einem Krankenhaus: „Krankenhäuser statt Fußballstadien“. Sie kritisieren die verschwenderischen Ausgaben für die Fußball-WM 2030.
- das Gefühl des Abgehängtseins als junge Generation und Frust über gebrochene Regierungsversprechen. Gemeinsam ist den Generation Z-Protesten ihre Rebellion gegen die wachsende Kluft zwischen arm und reich, mangelnde Arbeitsmöglichkeiten und explodierende Lebenshaltungskosten.
Die Jugendproteste trugen dazu bei, dass Regierungen wie in Bangladesh, Sri Lanka, Nepal und Madagaskar gestürzt wurden. In Peru setzte das Parlament im Oktober die Präsidentin, Dina Boluarte, ab.
In dieser spontanen Jugendrebellion tobt der Kampf um die Orientierung in welche Richtung es geht: Die Solidarität mit dem palästinensischen Volk hat diese Jugendproteste sehr politisiert und eine antiimperialistische Richtung gefördert. Eine wachsende Minderheit spricht sich für den Sozialismus aus. In einer Umfrage in den USA geben 62 Prozent 18- bis 29-Jährigen an, eine „positive Einstellung” zum Sozialismus zu haben ( Cato/YouGov). Der Gegenpol dazu ist, wenn Jugendliche sich Faschisten anschließen. Die ganze Jugendbewegung wird vom ganzen System der kleinbürgerlichen Denkweise manipuliert und beeinflusst.
Das Volk ergreift Partei für die angegriffenen Jugendlichen und die Jugendlichen setzen sich für Volksforderungen und –kämpfe ein. So kam es auf den Philippinen Ende September zu Massenprotesten mehrerer 100.000 gegen Korruption durch Firmeninhaber, Regierungsbeamte und Parlamentsmitglieder, die Milliardenbeträge für minderwertige oder gar nicht existierende Hochwasserschutzprojekte in die eigene Tasche gesteckt zu haben. In Lima/Peru hatten zunächst junge Aktivistinnen und Aktivisten der Gen Z über soziale Medien zu Kundgebungen gegen die Kriminalität aufgerufen, später schlossen sich Gewerkschaften und Studentenorganisationen an. "Wir sind 99,9 Prozent und wollen keine Korruption", lautete das Motto der Proteste in Paraguays Hauptstadt gegen Vetternwirtschaft der Regierenden.
Reaktionäre Kräfte missbrauchen Generation Z-Proteste
In vielen dieser Länder macht die Jugend bis zu 30 Prozent der Bevölkerung aus. Die Jugend steht naturgemäß im Kampf um das Neue in der ersten Reihe aber sie ist noch unerfahren und leicht beeinflussbar.
Aufgrund dessen wurden und werden Proteste der Generation Z auch immer wieder von faschistischen oder reaktionären Kräften missbraucht wie in Nepal Anfang September. Faschistische Kräfte versuchten, den gestürzten König über ein regelrechtes Pogrom gegen Linke und Revolutionäre wieder an die Macht zu bringen. Von langer Hand zog die US-gesteuerte NGO „Hami Nepal“ die Fäden, um den Einfluss der USA auszubauen. Sie nutzt die aufgewühlte Situation für sich aus. Davon distanzierte sich die Gen-Z Nepal. In Mexiko versuchten Ultrareaktionäre bis Faschisten, die Proteste zu vereinnahmen bzw. künstlich zu inszenieren. So förderte der Milliardär Ricardo Salinas Pliego mit einer millionenschweren Kampagne in den sozialen Medien, künstlich Gen-Z-Proteste, um die amtierende Regierung zu destabilisieren und ein Eingreifen der USA zu legitimieren.1 Solche Entwicklungen zeigen, wie anfällig diese spontanen, über soziale Netzwerke lose organisierten Jugendproteste sind.
Eine neue, weltweite sozialistischen Jugendbewegung wird sich stabilisieren und wachsen, je mehr sie sich mit den Kämpfen der Arbeiterklasse verbindet, sich eine theoretische Grundlage des wissenschaftlichen Arbeitens schafft, das ganze imperialistische Weltsystem ins Visier nimmt und eine sozialistische Perspektive entwickelt. Statt des ominösen klassenneutralen Begriffs „Gen Z „Gen Sozi!“
Lesetipp: Broschüre Ich habe Durchblick Heft 8: Warum brauchen wir eine sozialistische Jugendbewegung und was sind ihre weltanschaulichen Grundlagen? (1,50€ bei Verlag Neuer Weg)