Argument
Die AfD und der „produktive Teil der Gesellschaft“
Viele Jugendliche haben AfD gewählt, weil sie unzufrieden mit der herrschenden Politik sind und sich Sorgen um „Inflation, Kriege und teuren Wohnraum“ machen¹.
Wer aber noch dachte, die AfD sei Protest dagegen, der weiß spätestens jetzt: Sie kämpft wie keine andere um den Erhalt des Kapitalismus in seiner schlimmsten Form. So reagierte AfD-Politiker Peter Boehringer regelrecht hysterisch antikommunistisch, als vor zwei Wochen mal die wirklichen gesellschaftlichen Widersprüche durchs Dickicht von Politik und Medien blitzten: der Klassenkampf.
Dass Bärbel Bas auf dem Juso-Kongress wagte, die Arbeit‑„Geber“ als Gegner darzustellen, sei „sozialistisch und marxistisch geprägt“, sei „wohlstandsvernichtende Ver.di-Denke“ und würde den „produktiven Teil der Gesellschaft“² diffamieren. Aha: Die Kapitalisten sind der produktive Teil der Gesellschaft? Rainer Dulger, Präsident des Kapitalistenverbands BDA, baut die Autos am Band, sein Kollege Steffen Kampeter fährt Päckchen aus und Wirtschaftsministerin, Ex-Managerin Reiche, pflegt unter Hochstress Alte und Kranke, und Peter Boehringer, früherer Managementberater und Finanzinvestor, holt den Müll ab?
Wohl kaum. Es sind die Arbeiterinnen und Arbeiter, darunter ca. 7 Millionen oft junge, migrantische Arbeiter in Leiharbeit, mit befristeten Verträgen und Niedriglöhnen. Brauchen sie wirklich die Kapitalisten, um produktiv zu sein, oder würde es nicht ohne sie besser gehen? Aber damit nicht genug: Bas hätte die „grundgesetzfeindliche Überwindung des Privateigentums in der Wirtschaft und marxistischen Klassen- und Systemkampf“ gefordert. Deshalb: Wo sei denn „der Verfassungsschutz, wenn man ihn mal bräuchte“.
Schon Karl Marx stellte im Kommunistischen Manifest fest: In der kapitalistischen Gesellschaft existiert „das Privateigentum gerade dadurch, dass es für neun Zehntel“ der Mitglieder der Gesellschaft „nicht existiert“. Hier wird also dankenswert offen mal deutlich, für wen die AfD wirklich Politik macht: für das (maximal) eine Zehntel der Bevölkerung, das Privateigentum an Produktionsmitteln (hier geht es nicht um das Eigenheim) hat. Und eben nicht für die Arbeiter, die Rentner und wohnungssuchenden Jugendlichen, die nur deshalb arm sind, weil sie von diesem einen Zehntel ausgebeutet werden. Wer dieses Privateigentum so mit Zähnen und Klauen verteidigt, der will Ausbeutung und Armut aufrechterhalten und heizt Kriege weiter an. Und die selbsternannten heiligen Krieger der Meinungsfreiheit machen auch gleich deutlich, was sie mit jedem machen, der das anders sieht: Den würden sie mit allen Mitteln verfolgen und den Verfassungsschutz auf den Hals hetzen. Der Antikommunismus entpuppt sich als nichts anderes als die Panik der Ausbeuter davor, dass ihre Ausbeutung beendet wird. Wenn Rechte und Faschisten also das eine Zehntel vertreten, dann ist auch der Umkehrschluss klar: Boehringers Hassobjekte Kommunisten, Linke, Marxisten-Leninisten stehen an der Seite der neun Zehntel der Bevölkerung. Im echten Sozialismus würden die Produktionsmittel auch den neun Zehnteln der
Gesellschaftsmitglieder gehören, die die Werte mit der Natur schaffen. Dulger, Reiche und Boehringer sind herzlich eingeladen, dann wirklich produktive Arbeit kennenzulernen! PS: Bärbel Bas seien die kurzzeitigen falschen Lorbeeren als Klassenkämpferin gegönnt. Schon zwei Wochen später hat sie mit ihrer Bürgergeld-Reform bewiesen, wie wenig sie sie verdient …