Porsche
Auch beim Branchenprimus gilt: Das einzig Sichere ist die Unsicherheit
Noch vor vier bis fünf Jahren baute Porsche in Zuffenhausen neue Werkshallen auf. Zweistellige Umsatzrenditen von bis zu 18 Prozent waren die Regel.
Damals kündigten nicht wenige Facharbeiter aus umliegenden Betrieben und wechselten zu Porsche. Höheres Gehalt, superprofitables Unternehmen mit der Aura eines krisenfesten Unternehmens. Was will man mehr? Jetzt existieren an den Standorten Zuffenhausen und Weissach aktuell für jeden vierten Arbeitsplatz Vernichtungspläne.
Ex-Porsche-Chef und Spitzenverdiener Oliver Blume hinterließ den Belegschaften diese Pläne als faules Ei, bevor er ganz zum Mutterkonzern VW in ein weich gepolstertes Nest wechselte. Das Vorgehen des bisherigen Vorzeigewerkes Porsche beweist auf besonders eindrückliche Weise: Für Arbeiter und Angestellte gibt es im Kapitalismus keine sicheren Arbeitsplätze, egal wie hoch die Renditen auch zeitweilig sind.
Nagt Porsche plötzlich am Hungertuch? Keineswegs. Tatsächlich sind die Verkaufszahlen in China in den letzten zwei Jahren um ca. 40 Prozent gesunken, aber insgesamt betrug der weltweite Rückgang verkaufter Sportwagen nur 6 Prozent. Trotz aller Horrormeldungen über drastische Gewinneinbrüche hat Porsche 2025 immerhin noch 40 Millionen Euro Gewinn eingefahren. Der Cashflow (Rücklagen) erhöhte sich sogar leicht auf 1,37 Milliarden Euro.
Die schlechtere Bilanz ergibt sich zudem aus Rückstellungen für neue Modelle und der schon nach drei Jahren wieder eingestampften Batterieproduktion in Kirchentellinsfurt. Porsche will seine Kapazitäten nicht verringern. Unter Ausnutzung des allgemeinen Krisengejammers und Zollstreitigkeiten mit den USA plant Porsche verstärkt, zu profitableren Konditionen ins Ausland zu verlagern und die Arbeitsbedingungen der Restbelegschaft massiv zu verschlechtern.
Eine eiskalte, typisch kapitalistische Vorgehensweise, um die Ware Arbeitskraft ihrer „lieben Mitarbeiter“ profitabler verwerten zu können. Immer mehr Beschäftigte aus immer mehr Branchen werden von ihren Vorständen auf ähnliche Weise malträtiert und unter Druck gesetzt. In der Summe aller laufenden Angriffe auf die Belegschaften großer und kleinerer Betriebe wird die gesamte Arbeiterklasse angegriffen. Flankiert werden diese mit den vor kurzem beschlossenen Verschärfungen zum Bürgergeld: Das zu erwartende anwachsende Arbeitslosenheer von jetzt schon über 3 Millionen soll in Zukunft in viel stärkerem Maße als Lohndrücker missbraucht werden. Wer jetzt arbeitslos wird und eine unterirdisch entlohnte Arbeitsstelle ablehnt, bekommt sofort für drei Monate 30 Prozent weniger Geld.
Nur gemeinsam über Betriebsgrenzen hinweg und branchenübergreifend kann sich eine wirkliche Durchschlagskraft entfalten, statt dass jede Betriebsbelegschaft einzeln für sich kämpft.
Die gemeinsame Forderung nach einer 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich zum Erhalt von Arbeitsplätzen ist dafür hervorragend geeignet. Sicher wird sich auch die Diskussion darüber beleben, ob wir uns so ein marodes Gesellschaftssystem überhaupt noch leisten können und sollen. Sollen wir denn auf ewig unsere Kräfte in diesem Krisenchaos verschleißen?