Organisierte Initiative fördern!
Wie weiter mit Gaza – beobachten oder kämpfen?
Die Lage in Gaza ist weiterhin katastrophal. Die leitenden Ärzte der Gesundheitsorganisation Al-Awda berichten von vor Ort, dass gerade einmal 30% der benötigten Hilfe nach Gaza hineingelassen werden.
Gleichzeitig werden 16.000 Patienten nicht aus Gaza evakuiert, bei denen es zwingend notwendig wäre. Unter diesen Bedingungen leistet Al-Awda mit 433 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine umfassende Versorgung von Geburten über chirurgische Eingriffe bis zur Ernährung und Kinderbetreuung.
Lähmend wirken eine Ungewissheit und Unwägbarkeit. Ständig werden neue Verhandlungen über die Zukunft der Palästinenser über ihre Köpfe hinweg geführt, werden Versprechungen gemacht und wieder enttäuscht. So ist der Grenzübergang Rafah nach wie vor dicht, obwohl Palästinenser aus dem Ausland zum Wiederaufbau zurückkehren wollen und andere zur medizinischen Versorgung raus müssen.
Diese Lähmung wirkt teils auch auf die internationale Protestbewegung, die deutlich zurückgegangen ist. In dieser Situation ist es entscheidend, die organisierte Initiative zu fördern und in jeder Situation zu behalten. Der Militärwissenschaftler Carl von Clausewitz analysierte: „Wenn wir auch nicht sicher wissen, wie eine Handlung ausgeht, so müssen wir doch handeln, denn sonst kommt es zu keiner Veränderung. Ein Fehlgriff in der Wahl der Mittel ist besser, als nichts zu tun.“
Kühn und ohne Sicherheit, wie sich alles genau entwickeln wird, arbeitet auch die neue Palästina-Organisation, die sich am 14. Dezember gründen wird. Gaza ist nicht vergessen und die Hunderttausende, die in diesem Jahr auf die Straße gegangen sind, sind noch da. Sie gilt es jetzt zu organisieren, längerfristige Verbindungen zu schaffen, ausdauernd und vorrausschauend zu arbeiten. Die wichtigste Methode in der Vorbereitung sind die Initiativgruppen, die sich entsprechend der gemeinsamen und einstimmigen Beschlussfassung am 1. November bei der großen Gaza-Gala in einigen Orten gebildet haben. Sie führen unter anderem Mahnwachen durch, beraten die Dokumente der Gründungsversammlung und wählen ihre Delegierten. Die gemeinsame organisierte Arbeit ist der Weg, um nicht nur jede Lähmung überwinden, sondern vor allem erwiesenermaßen hohe Attraktivität zu entwickeln. Siehe auch: Die Initiativgruppe Gelsenkirchen für die Palästina-Solidarität auf der Straße gegründet
Vor jedem Einzelnen stehen schwierige Entscheidungen. So verdienen Ärzte bei Al-Awda rund 1.000 $, was nicht zum Leben reicht, weil die Preise für Lebensmittel und Medikamente hundertfach so hoch sind wie vor dem Krieg. Amerikanische Organisationen werben jetzt Mediziner ab, indem sie ihnen 5.000 $ bis 10.000 $ bezahlen. Das ist eine Auswirkung von Trumps perverser Vision einer Riviera in Gaza, wo mit Not und Elend Profite gemacht werden. Es ist eine Live-Vorführung, was imperialistischer Frieden bedeutet.
Zig private Organisationen verdienen sich jetzt schon eine goldene Nase an der Verteilung von Lebensmitteln oder der Verfrachtung von Palästinensern nach Südafrika. In dieser Situation ist große Standfestigkeit gefragt. Ein alter palästinensischer Aktivist, Delegierter der Initiativgruppe Gelsenkirchen, sagt: „Was nützen uns neue Besatzer“ und meint die US-amerikanischen Konzerne und Truppen. Er führt weiter aus: „Die westlichen Regierungen wie die Regierung Merz sind nicht auf unserer Seite, aber die Völker und die Massen müssen es sein“.
In Deutschland haben sich sieben Brigadisten gemeldet, die bereit wären, sofort nach Gaza zu fahren. Auch hier mussten Bedenken und Ängste überwunden werden. Manchmal bremsten Familienmitglieder aus Angst. Auch wenn es keine 100%-ige Sicherheit in einem Kriegsgebiet gibt, versichern die palästinensischen Partner, alles für die Sicherheit zu tun. Die große Selbstlosigkeit, dorthin zu fahren ist auch ein Zeichen der Zeit, in einer Weltlage die für alle Menschen gefährlicher wird und der Egoismus von Faschisten verbreitet wird.
Insofern geht es bei der Frage: "Wie stellt man sich in diesen Zeiten zu Gaza" nicht nur um Gaza, sondern wie stellt man sich unwägbaren Zeiten? Indem man wagt, indem man die Initiative ergreift. Indem man volle Verantwortung übernimmt für den Aufbau der neuen Organisationsform!
Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für etwas Zukünftiges legen – denn Zukunft kann man bauen.Antoine de Saint-Exupéry
Der Erfolg bietet sich meist denen, die kühn handeln, nicht denen, die alles wägen und nichts wagen wollen.Herodot von Halikarnassos