Mercedes-Benz und Daimler Truck

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Sollen wir jetzt chinesischer werden?

Der folgende Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der Zeitung von Kolleginnen und Kollegen für Kolleginnen und Kollegen bei Mercedes-Benz und Daimler Truck, „Die Stoßstange“, erschienen.

Aus der Kollegenzeitung „Die Stoßstange“

Nein, ihr habt euch nicht verlesen. Das fordert „unser“ Mercedes-Chef Ola Källenius: „Wir müssen chinesischer werden." Was meint er damit? Um bei der Wettbewerbsfähigkeit aufzuholen, sollen die Energiepreise, die Kosten pro Arbeitsstunde und sogenannte Regulierungskosten gesenkt sowie die Steuerbelastungen verringert werden. Was heißt das auf gut Deutsch für uns?


Noch billigere Energiekosten für die Konzerne bedeuten noch mehr Subventionen für sie, die letztlich wir bezahlen. Genauso die angeblichen Steuerbelastungen. Dabei ist es jetzt schon so, dass Otto Normalverbraucher im Verhältnis zu seinen Einnahmen mehr Steuern zahlt als jeder Konzern. So viel zur sozialen Gerechtigkeit.


Die Kosten pro Arbeitsstunde zu senken heißt: weitere Verschärfung der Arbeitshetze und Ausbeutung für uns. Drückung der Löhne durch mehr Leiharbeit (Wörth, Bremen, Sindelfingen). Angedrohte Werksschließungen (Kölleda, Ludwigsfelde, East London / Südafrika) oder Verlagerung der Produktion ( Düsseldorf, Sindelfingen) und damit Arbeitsplatzvernichtung (Untertürkheim). Es heißt auch Jagd auf Kranke und Attacke auf die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall usw. Welche Auswirkungen es auf unser Familienleben hat, ist noch gar nicht abzusehen. Flexible Schichtzeiten (wie in Bremen, Sindelfingen), die immer kurzfristiger angekündigt werden. Wie viele zusätzliche Samstage? Verplanung des ganzen Urlaubs für das nächste Jahr, wie es der Konzern braucht (wie in Düsseldorf mit 32 Tagen) usw.


Hinter dem schwammigen Begriff Regulierungskosten sind unter anderem Umweltschutzauflagen gemeint. Källenius freut sich über den Autogipfel: „Drei Ministerpräsidenten, der eine schwarz, die andern rot und grün, haben mit anderen Worten dieselbe Rede gehalten und dabei unsere Forderungen aufgegriffen." So funktioniert der staatsmonopolistische Kapitalismus. Die Autoindustrie diktiert, das Verbrecherverbot aufzuheben, und die bürgerlichen Parteien springen. AfD-Anhänger brauchen sich jetzt nicht bestätigt fühlen: „Haben wir schon immer gesagt." Es ist einfach eine dreiste Lüge, dass damit Arbeitsplätze gesichert wären. Es ist keine Erklärung für die Vernichtungsschlacht der Auto- und Zulieferindustrie. Diese liegt in den kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten. Die künstliche Diskussion um das Verbrenner-Aus dient vor allem dazu, die Kritik am Kapitalismus aus der Schusslinie zu nehmen. Und dass wir uns gegen die Umweltbewegung ausspielen lassen. Ohne mit der Wimper zu zucken, wird die Umweltzerstörung weiter vorangetrieben, was aber tatsächlich unsere Zukunft und die unserer Kinder zerstört.

 

Also, jetzt nicht vor lauter Wut über die schlechten Nachrichten die Zeitung in Stücke reißen. 

Es gibt auch hoffnungsvolle Entwicklungen:

In Pune / Indien fand vom 20. bis 24. November erfolgreich die 3. Internationale Automobilarbeiterkonferenz statt.


Durch die Konferenz wurde das länderübergreifende Band der Solidarität fester. Manoj Patil von Shramik Ekta Mahasangh (SEM, regionale indische Gewerkschaft) und der Internationalen Koordinierungsgruppe sprach für die Gastgeber: „Disziplin, Hingabe, Selbstorganisation und Selbstfinanzierung haben wir hier gemeinsam erfahren und dabei dazugelernt. Im Kampf für die Menschheit war dies eine großartige Erfahrung für die indische Arbeiterbewegung und für uns alle zusammen. Namaste!“