Sachsen

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So ein Mist vor dem LIDL

Monatelang trieben Butterpreise den Arbeiterfamilien den Schweiß auf die Stirn. Im Oktober 2024 kosteten 250 Gramm Markenbutter bis zu 3,59 Euro. Aktuell bekommt man in Sachsen das Päckchen Butter schon ab 0,99 Euro.

Von Jörg Weidemann

Was für Erleichterung in vielen Familien sorgt, bedeutet für die kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe eine bewusst herbeigeführte Katastrophe. Die Supermarktketten reduzieren die Preise, um Kundschaft in die Läden zu locken.

 

Wie selbstverständlich missbrauchen die Handelsketten ihre Monopolstellung, um diese Kampfpreise auf dem Rücken der Bauern abzuwälzen. Seit Sommer zwangen sie den Bauern eine Preissenkung für Rohmilch um fast die Hälfte auf. Nur noch 35 bis 50 Cent bekommt der Milchviehbetrieb aktuell für den Liter Rohmilch. Rund fünf Liter Rohmilch braucht man für die Produktion des typischen 250 Gramm-Päckchens Butter.

 

Seit Jahrzehnten drücken die Konzerne die Erzeugerpreise unter die Produktionskosten – seit 1990 hat sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Sachsen halbiert. „Es ist absoluter Wahnsinn, was der Lebensmitteleinzelhandel mit uns macht“, erklärt der Freitaler Milchviehhalter Marc Bernhardt gegenüber der LVZ.

 

Dieser Wahnsinn ließe sich allerdings besser als nackte Profitgier qualifizieren. Denn aus Sicht der Handelskonzerne macht es natürlich Sinn, die Erzeugerpreise zu drücken. Und zwar zu jeder Zeit. Wer glaubt, dass von den horrenden Butterpreisen 2024 etwas bei den Bauern ankam, glaubt wahrscheinlich auch an den Weihnachtsmann. Über 53 Cent je Liter lagen die Erzeugerpreise auch 2024 nicht.

 

„Lidl lohnt sich“ – damit wirbt die Discounter-Kette gerne. Vor einer Filiale in Dresden-Prohlis ergänzten in der Nacht auf Freitag Unbekannte den Slogan kreativ: „Lidl lohnt sich – außer du bist Landwirt“. Um diesem Protest etwas olfaktorischen Nachdruck zu verleihen, wurde die Botschaft mit einer Fuhre Mist vor der Filiale unterstrichen.

 

Die MLPD steht auf der Seite der Erzeuger und der Verbraucher. Sie fordert deshalb: Verbraucherpreise runter – Erzeugerpreise rauf! Spielraum dafür ist in der Profitmasse der Discounter offensichtlich vorhanden. Dafür steht nicht nur die Manipulation der Butterpreise. Es ist kein Zufall, dass die Eigentümer von Lidl, Kaufland und Aldi auf Platz 1 und 3 der reichsten Deutschen rangieren.

 

Noch ein konsequenter Schritt weiter wäre deshalb, den Mist nicht nur vor die Discounter zu karren, sondern das ganze kapitalistische Gesellschaftssystem auf dem Misthaufen (der Geschichte) zu entsorgen. Neben Sklaverei und Feudalismus ist dort noch ein schönes Plätzchen frei.