Leserbrief
Rühmann hat sich mit seiner Vergangenheit kritisch auseinandergesetzt
Eine Leserin hat sich in einem Leserbrief kritisch zu dem Artikel über die Aberkennung einer Ehrenmedaille für Heinz Rühmann geäußert. Rote Fahne News dokumentiert den Brief.
Liebe Redaktion … Ich schreibe euch bezüglich des Artikels „Zur Aberkennung der Ehrenmedaillen für Riefenstahl und Rühmann: Rühmann war mehr als ‚nur‘ ein opportunistischer Mitläufer.“ Ich meine aber auch, dass Heinz Rühmann nach 1945 eingesehen hat, dass er da einen großen Fehler gemacht hat.
In seinen späteren Filmen spielte er auch einmal einen Gegner des Naziregimes. Im Film „Der Lügner“ von 1961, sagt er an einer Stelle: „Ich bin ein kleiner Mann und sie sind große Männer. Aber sie sind die kleinsten großen Männer und ich bin der größte kleine Mann. Und im Namen aller kleinen Männer protestiere ich gegen den Krieg! Wenn es Krieg gibt, muss jeder seine kleine Tochter verlassen, und das ist viel zu traurig. Besser zu heiß und zu kalt und lieber Grippe und Husten und jede Stunde ein Aspirin, aber keinen Krieg!“
In dem Film „Mein Schulfreund“ von 1960 spielt er einen Geldbriefträger, welcher einen Brief an Hermann Göring schreibt, dass der Krieg beendet werden soll. Göring ist sein ehemaliger Schulfreund. Daraufhin wird er zunächst als „Politischer“ verhaftet und dann aber, um einer Hinrichtung zu entkommen, von Hermann Göring als geisteskrank erklärt, worauf er dann als unzurechnungsfähig nicht mehr arbeiten darf. Später versucht er, den Fall aufzuklären.
Über das Naziregime sagt er in diesem Film: „Ein Regime ist das, ein unmenschliches Regime. Niemand darf es wissen und ihr dürft es auch niemandem sagen, aber, immer liege ich schlaflos in der Nacht und mache mir Vorwürfe, dass ich reingegangen bin in die Partei.“ Dieser Film rechnet auch mit der Verlogenheit des Naziregimes ab und klagt die Zwangssterilisation sowie die Feigheit der damals Verantwortlichen an.
Heinz Rühmann hat das Naziregime mit unterstützt, hat sich aber später damit, wie ich finde, kritisch auseinandergesetzt. Vielleicht hat er keine Ehrenmedaille verdient, aber Anerkennung für seine spätere, wie ich finde, kritische Haltung gegenüber dem Faschismus und dem Imperialismus.