Auch ein Diktatfrieden verschafft den Massen Erleichterung
Leserbriefe zu den Verhandlungen über ein Ende des Ukrainekriegs
Am 1. Dezember erschien auf Rote Fahne News der Artikel "Diktatfrieden und Aufteilung der Ukraine unter Führung des US-Imperialismus sind abzulehnen!" Wir dokumentieren heute zwei kritische Leserbriefe zu diesem Artikel. Er unterschätzt es, was es für die Massen positiv bedeutete, wenn der schreckliche Krieg endlich beendet werden würde.
Leserbrief aus Braunschweig
Liebe Genossinnen und Genossen, ich halte die Beurteilung des Artikels für einseitig! Wenn man den Diktatfrieden nur ablehnt, läuft es darauf hinaus, dass das Völkermorden bitte solange weitergehen soll, bis die Kriegsparteien völlig erschöpft sind, eine Seite kapituliert oder die Massen ihre Imperialisten zum Teufel jagen. Bei aller berechtigter Kritik an einem solchen Diktatfrieden ist es doch aber richtig, dass so ein ungerechter imperialistischer Krieg von beiden Seiten schnellstmöglich beendet wird. Dies stellt die Aufhebung des Kriegsrechts und die ständige Gefahr der Einziehung und der Verschärfung der Ausbeutung in den Betrieben in Aussicht. Das gibt der Arbeiterklasse und den Revolutionären wieder mehr Spielraum für ihren Kampf, wenn auch unter den extrem harten Bedingungen der Kriegszerstörung und der faschistischen Unterdrückung in Russland.
Leserbrief aus Köln
Liebe Genossinnen und Genossen, ich habe mich an der Überschrift gestört: „Diktatfrieden und Aufteilung der Ukraine unter Führung des US-Imperialismus sind abzulehnen.“ Es ist m.E. eine richtige Qualifizierung, dass es sich um die Vorbereitung eines Diktatfriedens handelt. Aber ist es aus Sicht der Massen in der Ukraine – im russisch besetzten Teil wie in der ganzen Ukraine - und aus Sicht der Massen in Russland nicht besser, dass dieser Krieg beendet wird, auch in Form eines Diktatfriedens?
Ihr schreibt im Artikel: „Der ganze Plan läuft auf einen Diktatfrieden zwishen USA und Russland hinaus – auf Kosten der Machtansprüche der EU, vor allem aber auf Kosten der Arbeiterklasse und der Volksmassen in der Ukraine." Den letzten Nebensatz „auf Kosten der Arbeiterklasse und der Volksmassen in der Ukraine“ finde ich so einseitig, denn ihr schreibt ja selber, dass die Massen von diesem schrecklichen Krieg gequält sind und alle zwei Minuten ein Soldat desertiert.
Dass dieser Frieden nicht von Dauer sein kann und vor allem nicht v.a. wegen des Leids der Massen geschlossen wird, ist eine andere Sache. Für die Massen ist es doch auf jeden Fall besser, wenn die Bombardements eingestellt werden! Es ist für sie vielleicht auch nicht die entscheidende Frage, ob sie von Putin oder einem ebenso korrupten Selenski-Regime drangsaliert werden. Ihre Ausbeutung, die Ausbeutung der Rohstoffe und des Staatshaushalts werden zweifellos weiter gesteigert werden. Ein Frieden bringt aber zumindest Luft, um sich zu organisieren, sich zu sammeln usw.
Der Friedensschluss von Brest-Litowsk, dem Lenin damals zugestimmt hatte, war auch nicht im Interesse des Teils der Massen, die dadurch unter die polnische Herrschaft fielen, aber er war für die russischen Revolutionäre notwendig, denn sie waren angetreten damit, den Krieg sofort zu beenden, und der Friedensschluss war eine Voraussetzung dafür, dass mit dem Aufbau des Sozialismus begonnen werden konnte, wenn auch zu einem hohen Preis.
In der Broschüre der MLPD heißt es zur Lage der Bevölkerung in der Ukraine, dass sie sich auf ihre korrupte Regierung nicht verlassen können und einen komplizierten 2-Fronten-Krieg führen müssen, und dass sie den Sturz der eigenen Regierung erzwingen müssen. Das leuchtet voll und ganz ein – aber ist das mit einem Frieden, so brüchig und so diktiert er auch sei, nicht leichter vorzubereiten? Dass von diesem Frieden, insbesondere im Zusammenhang der ganzen Entwicklung des imperialistishen Weltsystems hin zu einem Dritten Weltkrieg keine echte Lösung zu erwarten ist, stimmt. Aber zeitweilig verschafft er eben doch wichtigen Spielraum, was die Lebensverhältnisse und Möglichkeitn der Bevölkerung – in beiden Ländern – betrifft.
Soweit meine Meinung dazu, eine Auseinandersetzung dazu finde ich hilfreich, sicher habe nicht nur ich solche Überlegungen.
Solidarische Grüße