Pflegereform
Kampf der Abwälzung der Pflegekrise auf die Werktätigen und Pflegebedürftigen
Die Bund-Länder-Kommission der Bundesregierung legte erste Vorschläge der angekündigten großen Pflegereform vor. Die Pflegekrise mit Personalmangel und ungenügender Finanzausstattung verschärft sich.
Schließlich ist die Regierung als Dienstleisterin der Monopole zur Schaffung der besten Voraussetzungen für ihre Vernichtungsschlacht auf dem Weltmarkt und Umstellung auf Kriegswirtschaft angehalten, den Sozialabbau voranzutreiben. Ein Kernvorhaben ist es, die häusliche Pflege auszubauen. Das betrifft vor allem die werktätigen Frauen. Im Kapitalismus werden sie besonders unterdrückt mit ihrer Funktion zum Erhalt und Reproduktion menschlichen Lebens. 86% der 5,7 Millionen Pflegebedürftigen werden heute schon zu Hause betreut.
Fast 44% der vom Meinungsforschungsinstitut Insa kürzlich Befragten können und möchten nicht Angehörige pflegen. Jede / Jeder Dritte sieht sich aufgrund der eigenen Lebensumstände dazu nicht in der Lage.
Rote Fahne News sprach dazu mit verschiedenen Frauen. Eine Frau des Frauenverbandes Courage meint: „Die Möglichkeit von Pflegeheimen sind wichtig. Denn viele Frauen müssen oft ihren Beruf aufgeben. Pflege zu Hause bedeutet auch weniger Geld, wer kann sich das leisten. Pflege der Eltern geht so manches mal zu Lasten der Kinder. Die Pflegeheime müssen besser werden. Mehr Personal und bessere Qualität“.
Eine Betroffene, die ihre Eltern zeitweise betreut, äußert sich: "Schon jetzt ist mein Lebensrhythmus komplett an den Eltern ausgerichtet. Angefangen beim Einkauf, Arzt. Obwohl sie noch keine volle Betreuung brauchen und nicht jeden Tag, habe ich große Bedenken, mal ein paar Tage wegzufahren. Es ist ein totaler moralischer Druck da. Jeden Tag sich um sie kümmern, das würde mich nervlich an die Grenzen bringen. So wie ich sind Pflegende meist schon älter, haben gesundheitliche Einschränkungen. Die Regierung müsste dafür sorgen, dass die Kriterien für die Pflegegrade realistisch sind, nicht so hoch angesetzt. Erst ab Pflegegrad 2 kann man überhaupt ins Heim. Ich kenne gehäuft Fälle in meinem Umfeld, wo der Pflegegrad abgelehnt wurde. Eine krebskranke Frau kämpft seit einem Jahr darum, überhaupt einen Pflegegrad zu erhalten.“
Die Ehefrau eines Demenz-Erkrankten fordert die Möglichkeit (teil) stationärer Pflege: „Nichts kann man mehr planen. Ich kann ihn auch nicht alleine lassen. Ich bin froh, dass er zwei Tage in der Woche in die Tagespflege gehen kann. Hier bekommt er zu tun, hat soziale Kontakte. Sonst könnte ich auch nicht mehr außer Haus was tun.“
Notwendig ist ein gemeinsamer Kampf für eine menschenwürdige Pflege von den Arbeitern und Angestellten aller Branchen mit den Familien. Die Kosten sind mit einer umsatzbezogenen Sozialsteuer von den Konzernen zu tragen und nicht von Werktätigen, die mit ihrer Arbeitskraft das gesellschaftliche Leben möglich machen und gemacht haben. In einer sozialistischen Gesellschaft wird menschenwürdiges Altern und Pflegen ein grundlegender Maßstab der gesellschaftlichen Entwicklung sein.