Mannheim
Ein paar Eindrücke vom kurdischen Kulturfest in Mannheim
Ca. 800 Besucherinnen und Besucher kamen zur kurdischen Kulturveranstaltung am 30. November nach Mannheim, bei der zeitgleich auch die Gründung der kurdischen Bewegung vor 47 Jahren gewürdigt wurde.
Die Festrede hielt ein Abgeordneter des türkischen Parlaments von der DEM- (vormals HDP-)Partei, in deren Mittelpunkt die „Friedensinitiative“ von Abdullah Öcalan stand – leider ohne deutsche Übersetzung. Vier kurdische Musikgruppen spielten auf, bei deren Rhythmen auch kräftig Halay getanzt wurde.
Erstmals traten bei der Veranstaltung auf ausdrücklichen Wunsch des Mesopotamischen Kulturzentrums Mannheim auch zwei deutsche Musiker (Ernesto und Joe) aus Heilbronn auf. Einer von beiden war bereits bei der „Hände-weg-von-Rojava“-Demo am 15. März in Mannheim aufgetreten, wo sie unseren großen Zuspruch gefunden hatten. Insbesondere ihre mit deutschen Texten bekannten kurdischen Lieder Cerxa Sorese (Wir folgen unserem Herzen nach Kurdistan) und Canè-Canè-Canè (Solidaritätslied für Kurdistan), aber auch Gaza Tonight und andere berührten am 30. November die Herzen der Anwesenden und wurden mit Zwischenapplaus bedacht. Es gab viele positive Rückmeldungen zu ihrem Auftritt, und so ist zu erwarten, dass es nicht bei diesem Mal bleiben wird.
Die MLPD hatte einen Büchertisch, der die ganze Bandbreite unserer Literatur präsentierte. Geschmückt mit einem Gefäß mit Rotfuchs- und MLPD-Fähnchen und dahinter an der Wand das ausdrucksstarke Transparent der MLPD „Hände weg von Rojava“. Es gab viele interessante, teils auch kontroverse Gespräche zu den existentiellen Herausforderungen der Menschheit (begonnene globale Umweltkatastrophe, akute faschistische Gefahr und akute Weltkriegsgefahr) und dem sozialistischen Ausweg aus der allseitigen Krise des imperialistischen Weltsystems.
Am Tisch und beim Durchgang durch die Besucherreihen und in den Pausen wechselten fünf Exemplare des Rote Fahne Magazins Nr. 24/25 den Besitzer. Verkauft wurden auch ein Buch „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“ auf Türkisch und zwei Kinderbücher „Rojda und die Bienen“ (Kurdisch-Deutsch). Über 17 Euro wurden für die MLPD gespendet. Wiederum stellte sich mal wieder die Sprachbarriere als großes Hindernis dar, auch bei den Menschen, die Deutsch-Sprachkurse besucht hatten. Von Jugendlichen wurde oft selbstkritisch geäußert, dass sie „lesefaul“ seien, was kameradschaftlich kritisiert wurde. Insbesondere in der heutigen Situation einer sehr komplexen Weltlage sei es wichtig, sich tiefergehend mit der Lage zu beschäftigen und eine klare Orientierung zu finden, wofür unsere Bücher, unsere Zeitung usw. notwendig sind.
Am Rande der Veranstaltung hatte ich noch ein sehr kurzes Gespräch mit Gökay Akbulut (Bundestagsabgeordnete der Linken aus Mannheim), die dort ein paar Grußworte gesprochen hatte. Sie bedankte sich herzlich für unsere Solidarität gegenüber den rassistisch-sexistischen Sprüchen und Angriffen auf ihre Person bei einer Zugfahrt nach Stuttgart im letzten Jahr. Das gegen sie später dann eingeleitete Opfer-Täter-Umkehr-Strafverfahren wurde inzwischen eingestellt.