Spielt das Wetter verrückt?

Spielt das Wetter verrückt?

Droht im neuen Jahr ein Schnee-Chaos?

Mit Sprüchen wie „der Winter pennt“ und „hier kommt die Frostwelle“ verbreitet Bild-News Plattheiten und Spekulationen. Klima und Wetter sollen als Zufälligkeiten erscheinen und ein Zusammenhang zur begonnenen globalen Umweltkatastrophe geleugnet werden.

Von dr
Droht im neuen Jahr ein Schnee-Chaos?
Kein Widerspruch zur allgemeinen Entwicklung der Erderhitzung: Plötzlicher Wintereinbruch mit viel Schnee (rf-foto)

Aber wenn er kommt, ist er kein Argument gegen die Entwicklung der Erderhitzung, wie es die "Klimaleugner" gerne behaupten. Wetterextreme, auch Schneechaos und Kälte, sind Ausdruck der begonnenen globalen Klimakatastrophe.

Warmluftkuppel sorgt für Rekordtemperaturen

Das Jahr 2024 war das erste Jahr, in dem die globale Jahres-Durchschnittstemperatur 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau lag. Das Erdbeobachtungssystem Copernicus der EU ermittelte für Januar bis November 2025 eine vorläufige Durchschnittstemperatur von 1,48 Grad über dem Vergleichswert von 1850 bis 1900. 2025 wäre dann das zweit-wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Der europäische Kontinent erwärmt sich seit den 1980er Jahren doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt, die Arktis hat sich sogar viermal schneller erwärmt. Die unterschiedliche Erwärmung der einzelnen Regionen der Erde führt zu Veränderungen in der Tropos- und Stratosphäre, was das System der Jetwinde (Höhenwinde) destabilisiert. Die Weltmeere haben Rekordtemperaturen. So hat sich aktuell durch einströmende energiereiche atlantische Warmluftmassen aus Südwest eine mächtige großräumige Warmluftkuppel über Mitteleuropa gebildet, die für milde Temperaturen über den Durchschnitt sorgt. Diese blockiert kalte Luftmassen aus der Arktis. Die Destabilisierung des Systems der Meeresströmungen und der Jetwinde ist die direkte Folge der Klimakatastrophe und ein neuer Hauptfaktor der globalen Umweltkatastrophe. (1)

Hat der Winter noch eine Chance?

Eine entscheidende Rolle spielt dafür die Stabilität bzw. Instabilität des Polarwirbels rund um den Nordpol. Er entsteht während der Herbst- und frühen Wintermonate. Durch die lange Polarnacht kühlt sich die Luft hoch oben in der Stratosphäre zwischen zehn und 50 Kilometer über der Polarregion stark ab, da diese kaum noch Wärme wegen fehlender Sonneneinstrahlung abgibt. Durch die Abkühlung zieht sich die Luft zusammen und sinkt ab. In der Troposphäre bildet sich ein Hochdruckgebiet und in der Stratosphäre ein Tiefdruckgebiet, das Luft aus den südlichen Regionen anzieht. Diese Winde werden durch die von der Erdrotation verursachte Corioliskraft nach Osten abgelenkt. Durch den Polarwirbel bleibt die kalte Polarluft über der Polarregion gefangen. Mit der raschen Erwärmung der Arktis hat sich der Temperaturunterschied zwischen Arktis und Äquator reduziert, was den polaren Jetwind schwächt.

 

Die Jetwindbänder beginnen zu mäandern, das heißt sie bewegen sich uneinheitlich, wellenförmig und gegenläufig. Sie bilden Dellen und verringern ihre Zirkulargeschwindigkeit. Diese war die letzten Wochen zu beobachten. Schon Ende November prognostizierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Abschwächung des Polarstroms in der Stratosphäre durch ein „Major Warming“. Das ist laut dem DWD-Meteorologen Oliver Reuter eine plötzliche Erwärmung der Stratosphäre. Dies kam in den vergangenen 70 Jahren so früh erst dreimal vor, 1958, 1968 und 2000. Seit den 2000er-Jahren häufen sich allerdings solche plötzlichen Erwärmungen. (2) In den USA erlebten Ohio über Pennsylvania bis nach Neuengland durch Störungen des Polarwirbels das volle Winterprogramm, als die kalten Luftmassen auf feuchte Luftmassen trafen. In Europa dagegen blockierte das außergewöhnlich stabile Hoch noch die kalte Luft aus dem Polarwirbel.

Weiße Weihnachten?

Entscheidend ist, ob die großräumigen Zirkulationen stabil bleiben, was das Verharren der milden Wetterlage begünstigen würde. Geringe Veränderungen könnten auch einen Dominoeffekt auslösen. Doch laut DWD-Prognose besteht eine Wahrscheinlichkeit von 86 Prozent für einen normalen bis wärmeren Winter zwischen Dezember und Februar verglichen mit dem Durchschnitt der Winter im Zeitraum von 1991 bis 2020. Globale Einflüsse wie die Temperaturverteilung im Atlantik und Veränderungen des arktischen Meereises wirken oft zeitverzögert erst im Januar und Februar mit extremen Winterereignissen. Davon abgesehen gab es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen nur sechsmal in 141 Jahren in ganz Deutschland bis auf die Bergregionen weiße Weihnachten.

 

Gestützt auf die dialektisch-materialistische Analyse im Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen“ müssen die dramatischen Veränderung des Klimas und des Wetters in allseitiger Wechselwirkung mit der Biosphäre weiter analysiert werden. Allein die dramatischen Veränderungen in der Antarktis und der südlichen Ozeane mit ihren sich selbst verstärkenden und zum Teil schon unumkehrbaren Veränderungen nehmen bereits massiv Einfluss auf den Meeresspiegel, Strömungen und die Jetwinde.