Griechenland
Bauern setzen ihre Proteste unvermindert fort - Staatsapparat aggressiv
Der Hafen von Volos wurde in den letzten Tagen zum Brennpunkt der seit Wochen anhaltenden Proteste von Landwirten und Viehzüchtern in Griechenland, denen sich auch Fischer angeschlossen haben.
Auf der einen Seite blockieren Traktoren die zentralen Zufahrten, auf der anderen Seite ankerten Fischerboote, die Kaikia, offen vor dem Hafenbecken. Von den Booten lodern Rauchfackeln, mit denen die Proteste der Landwirte und Fischer der Region sichtbar gemacht werden. Unterdessen treffen dort Verstärkungen von Landwirten ein, die sich bisher an anderen Protestblöcken beteiligten. Der Protest in Volos erhält dadurch weitere Dynamik.
Der Staatsapparat geht aggressiv gegen die Blockaden der Bauern vor, die Polizeieinheiten der MAT setzen Schlagstöcke und Tränengas ein. Der Generalstaatsanwalt Konstantinos Tzavellas wies die Staatsanwaltschaften und die Polizei an, das Errichten von Straßenblockaden oder die Sperrung von Häfen und Flughäfen genau zu verfolgen. Ermittlungen können auch ohne vorherige Anweisung eines Staatsanwalts durchgeführt werden.
Auch in zahlreichen anderen Landesteilen werden die Proteste fortgeführt und verschärft. So etwa werden an Autobahnen und Grenzübergängen zu Nordmazedonien und Bulgarien zusätzliche Blockaden errichtet.
Die Stimmen der Bauern, die um ihr Überleben kämpften, die fast alle wichtigen Straßen in Griechenland blockieren, vereinigten sich mit denen der Arbeiter - der streikenden Seeleute, der demonstrierenden Nokia-Arbeiter. Viele Schüler und Studenten gehen zu den Blockaden und unterstützen ihre Väter und Verwandten. Gestern Abend waren alle Blockaden durch die Solidarität der Bevölkerung verstärkt. Gewerkschaften waren da, Selbständige, Rentnerverbände. Bauern aus ganz Europa schickten Solidaritätsbotschaften.
Die Regierung und bürgerliche Medien versuchen mit aller Macht, den Kampf der Bauern zu diffamieren. Im Radio und im Fernsehen lassen sie Menschen sprechen, die auf die Bauern schimpfen. Regierungschef Mitsotakis selbst erzählt die Horrorgeschichte, dass Krebspatienten wegen den uneinsichtigen Bauern nicht behandelt werden. Stündlich bringen sie Minister, die behaupten, dass die Regierung mit den Bauern verhandeln will. Gleichzeitig prügelt die MAT auf die blockierenden Bauer ein.
Die Bauern prangern die Agrarkonzerne und die Regierung an. Sie vernichten unsere Existenzgrundlagen. Sie schlachten unsere Schafe ab wegen Viren, obwohl es Impfstoffe gibt, die in anderen europäischen Ländern zugelassen sind und angewendet werden. Nein, sagt Mitsotakis. Wir schlachten alle.
Die Bauern sagen: Wir werden nicht zulassen, dass die Klein- und Mittelbauern vernichtet werden und die Großagrarier und Großkapitalisten der Nahrungsmittelindustrie auf unsere Kosten immer höhere Profite scheffeln. Wir werden auch nicht zulassen, dass Mitsotakis die städtische Jugend an Leihfirmen in anderen europäischen Ländern verkauft.
Am Wochenende finden weitere organisierte Absprachen aller 80 Blockadenstellen statt. Da wollen sie über weitere Maßnahmen beschließen. Bis dahin ist die Blockade des Hafens von Thessaloniki geplant.