Kontakte zur AfD
Breite Proteste lassen "Die Familienunternehmer" einen Rückzieher machen
Der Verband „Die Familienunternehmer“ hatte im vergangenen Oktober Abgeordnete der faschistischen AfD zu einem Parlamentarischen Abend eingeladen.
In einem Gespräch mit dem Handelsblatt begründete die Sprecherin des Verbandes, Marie-Christine Ostermann, dies mit einem angeblichen Scheitern der „Brandmauer“. Das löste eine breite gesellschaftliche Debatte über den Umgang mit der AfD aus. Dabei wurde die Behandlung der AfD als "normale" bürgerliche Partei mehrheitlich abgelehnt. Am deutlichsten wurde dies bei den größten antifaschistischen Massenprotesten am vergangenen Samstag in Gießen gegen die Gründung der faschistischen Jugendorganisation der AfD.
Nachdem der Chef der Drogeriekette dm die Öffnung zur AfD begrüßte, hagelte es sofort Protest von Kunden, bis hin zu einem Boykottaufruf. Kritik kam auch von den meisten Wirtschaftsverbänden, vorne dran der mächtige Monopolverband BDI. Auch kündigten einige Unternehmer wie z. B. Roßmann ihre Mitgliedschaft im Verband der Familienunternehmer.
Der neue BDI-Präsident Peter Leibinger urteilte kurz nach seinem Amtsantritt und vor der letzten Bundestagswahl über das Wahlprogramm der AfD: "Das wäre katastrophal für die deutsche Wirtschaft. Der Erfolg der deutschen Industrie basiert auf stabilen gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, welche die AfD mit ihren populistischen Positionen zu erschüttern versucht.“ Entscheidend ist hier der befürchtete Image-Schaden im Ausland.
Marie-Christine Ostermann am Schluss ihrer Stellungnahme: „Wir wollen als Verband auch künftig wieder für das wahrgenommen werden, für das wir stehen: Demokratie, Marktwirtschaft, Wirtschaftswende und Reformen.“ Übersetzt heißt dies: für die Verschleierung der Diktatur der Monopole durch den Betrug der bürgerlichen Demokratie, für die kapitalistische Krisenwirtschaft mit ihren zerstörerischen Folgen durch Umweltzerstörung und Kriege, für einen sozialen Kahlschlag und Umstellung auf Kriegswirtschaft.
In dem Augenblick, wo das System der kleinbürgerlichen Denkweise seine Wirkung verliert, die Massen nicht mehr weiter leben wollen wie bisher und die Herrschenden nicht mehr regieren können wie bisher, werden die Herrschenden versuchen, eine faschistische Diktatur zu errichten. Diesen Schritt mit ihrer völkischen Ideologie und reaktionären Politik vorzubereiten, darin besteht die Aufgabe der AfD. Die Monopole scheuen heute noch die offiziellen Kontakte mit der AfD. Aber, so ein Lobbyist: „Etwas zugespitzt gesagt: Man kann nicht erst Kontakt aufnehmen, wenn Frau Weidel im Kanzleramt sitzt.”