Bosch-Aktionstag
Boschler gegen Kahlschlag – für Arbeits- und Ausbildungsplätze und Frieden!
Die IG Metall mobilisierte zum Bosch-Aktionstag in Waiblingen gegen die Schließung des Werkes. Zukunft braucht Menschen, Menschen brauchen Zukunft.
Das Vertrauen in Bosch ist geschwunden, das gewerkschaftliche Bewusstsein erwacht. „Ohne Kampf geht es nicht“. Aus Feuerbach waren um die 400 Kollegen, auch etliche Ingenieure, dabei – in acht Bussen. Eine Offenheit auch für gesellschaftliche Alternativen zum Kapitalismus ist zu spüren. Kein Kampf darf mehr alleine sein. Mit dieser Einstellung demonstrierten Bosch-Kollegen aus fast allen Bosch-Werken in Deutschland, und es beteiligten sich auch Delegationen von Mercedes aus Sindelfingen und Untertürkheim. Die Werksschließung in Waiblingen muss vom Tisch!
Es waren sehr verschiedene Leute dabei, mit unterschiedlichem weltanschaulichem Hintergrund.
Ingenieure aus der Abgasnachbehandlung bei Dieselantrieben vertraten die Meinung, dass Verbrennerautos heute sauber seien und E-Autos keine erschwingliche Alternative. Sie hoffen, dadurch würde Bosch die Arbeitsplätze in der Entwicklung nicht vernichten.
Aufbrausend drängte sich auch ein Klimaleugner auf. Der größte Fehler sei die Umweltpolitik. Das mit der Erderwärmung würde nicht stimmen. CO2 sei nützlich. Mit ihm war keine Diskussion auf Augenhöhe möglich.
Ein Ingenieur hatte das Interview in der Stuttgarter Zeitung mit Mercedes-Chef Ola Källenius kopiert und warb für eine europäische Industriepolitik für die Autoindustrie, wie bei Airbus. Nur so könnte die deutsche Autoindustrie der Effektivität von China etwas entgegensetzen. Sonst würden wir aufgefressen. Seine Hoffnungen, dass die Politik im Sinne der Arbeiter eine Lösung anstrebt, wurden kritisiert.
Bosch investiert massiv in China und beliefert chinesische Autokonzerne und Werke von europäischen Autokonzernen in China mit der E-Achse oder Verbrenner-Technologie. Bosch verlagert auch die Entwicklung nach China und hat eine zweite Konzernzentrale in Schanghai.
Arbeiterinteressen stehen im Gegensatz zu den Konzerninteressen, überall in der Welt. In der internationalen Koordination liegt unsere Stärke.
Die Bosch-Methode „Drehscheibe“ – Kollegen sollen ihren Arbeitsplatz selber vernichten, klappt nicht. Mit Abfindung, Vorruhestand, Altersteilzeit gehen wenige, auch nicht in die Rüstung.
Wir wollen etwas Sinnvolles entwickeln und produzieren. Wir wollen Arbeitsplätze und Umweltschutz und keine Umstellung auf Kriegswirtschaft.
Wir wollen einen gesellschaftlichen Nutzen unserer Produktivitätssteigerungen. 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, Arbeitsplätze für die Jugend. Vernichtungspläne können nicht sozialverträglich sein.
Wir haben nur durch die Entfaltung unserer gewerkschaftlichen und selbständigen Kampfkraft etwas mitzureden. Richtig streiken, koordiniert mit anderen Belegschaften international – lasst uns beraten, wie das geht. Auf den Erfahrungen von zehn Jahren Opel-Kampf können wir aufbauen.
Das ist auch der Weg, um zu einem vollständigen und allseitigen gesetzlichen Streikrecht zu kommen.
Kündigungen drohen: Betriebsrat macht mobil. So zitierte die Presse am nächsten Tag Gesamtbetriebsrat Frank Sell: „In Feuerbach können wir sofort mit der Produktion des Brennstoffzellensystems für Lkw loslegen, für den wir gerade erst den Deutschen Zukunftspreis erhalten haben.
Ihn macht es wütend, dass nichts getan wird, um die Chinesen dazu zu verpflichten, ihre in Deutschland verkauften Produkte auch hierzulande zu produzieren“. Dazu sagt er: „Es ist an der Zeit, auch die Blutgrätsche auszupacken.“
Wortradikal sollen damit neue Hoffnungen in Verhandlungen gelenkt werden und auf die Regierung. Doch Bosch und Mercedes fahren eine China-Strategie. Die können wir nur durchbrechen, wenn wir konsequent internationale Arbeiterpolitik vorbereiten.