Museumstipp
Ausnahme-Künstler William Kentridge im Essener Folkwangmusem
Sie kennen noch nicht den Ausnahme-Künstler Kentridge? Aber Sie erinnern sich an den Soweto-Aufstand 1976 in einem Vorort von Johannesburg, als die Proteste gegen das Apartheid-System gewaltsam niedergeschlagen wurden. Sein umfangreiches Werk ist bis Mitte Januar 2026 im Folkwangmusem in Essen, Museumsplatz 1 zu sehen.
William Kentridge, 71 Jahre, bei Johannesburg in Südafrika geboren, hat in all seinen Schaffensjahren uns ein phänomenales, vielseitiges Werk übergeben. Sein politisches Engagement spricht aus allen Bildern, Installationen und Filmen, auch die Gestaltung der 11 Räume des Museums hat er selbst veranlasst.
Es ist eine emotionale Kunst, die niemanden kalt lässt, die sich widerspiegelt in animierten, großformatigen Trickfilmen aus übereinander gelegten Kohlezeichnungen, in kleineren Tuschzeichnungen, aber auch in wandgroßen gewebten Teppichen mit Applikationen (in der Nähe von Johannesburg gefertigt). Sie beleuchten die Thematik der unmenschlichen Sklavenarbeit, des Kolonialismus und damit der Kolonien weltweit. Es ist eine Abrechnung mit der Kolonialgeschichte, wenn z.B. die Vertreibung und das Massaker an den Hereros in der deutschen Kolonie Namibia von William Kentridge verarbeitet werden.
Nochmal zum Aufstand von ´76: Der Film „Ubu tells the truth“ kombiniert surreale Momente mit Aufnahmen der brutalen Niederschlagung des Schüleraufstandes - Sinnbild für die Erbarmungslosigkeit des Apartheidregimes.
Ein weiteres großes Thema: die Gold- und Kohlefunde, denen Johannesburg seit 1850 sein urbanes Wachstum verdankt und von denen die obersten Zehntausend des ganzen Landes gewaltig profitierten. Kentridge zeigt einen Anzugträger mit Krawatte und Zigarre, Symbol des Nutznießers der jahrzehntelangen Ausbeutung. Er hat auch einen Namen: Soho Eckstein, so heißt sein Konzern. Er ist die Hauptfigur der ab 1989 entstandenen animierten Kurzfilmreihe aus übergroßen, aufeinander folgenden Kohlezeichnungen. Auf Postern zur Ausstellung sind bisweilen Köpfe als Kaffee- oder Espresso-Kannen dargestellt. In einem der Trickfilme z.B. verwandelt sich das Filtersieb der Kanne in einen übergroßen Bohrer, der sich durch Sohos Bett in die Schlafnischen der Minenarbeiter bohrt.
Auch in den Filmräumen und der sogenannten Black Box: Collagenartiges, wie die Planetenbahnen unseres Sonnensystems, immer mit Bezug zum Volk und den Verführern der Weltgeschichte.
Es berührt, auch wenn sich nicht sofort alles erschließt. Die Erklärungstexte an den Wänden neben seinen Werken sind sehr hilfreich.