München
MAN – der nächste Arbeitsplatzvernichter
Letzte Woche kündigte der Lastwagen- und Bushersteller MAN die Vernichtung von 2900 Arbeitsplätzen an den drei deutschen Standorten München, Nürnberg und Salzgitter an.
Das sind 15 Prozent der 15 000 in Deutschland Beschäftigten. Davon sollen allein in München 1700 vernichtet werden. (1)
Die IG Metall befürchtet allerdings eine viel größere Arbeitsplatzvernichtung. In München seien bis zu 2000 Jobs gefährdet, in Salzgitter bis zu 600 und in Nürnberg bis zu 500. Doch die Befürchtungen der IG Metall gehen noch weiter. So soll die Karosseriefertigung der nächsten Lkw-Generation von München ins polnische Krakau verlagert werden. Offensichtlich gibt es auch außerdem längerfristige Pläne, die gesamte Fahrerhausinnenausstattung und Lackiererei von München nach Krakau zu verlegen. Deshalb befürchtet die erste Bevollmächtigte der IG Metall München, Sibylle Wankel: „Diese Pläne des Konzerns gefährden auf lange Sicht die Existenz des Münchner Stammwerks. Die aktuellen Entscheidungen markieren den perspektivischen Abschied von MAN Truck & Bus aus Deutschland. Wenn künftig alle Teile für einen Lkw in Polen gefertigt und von dort nur für die Montage nach München transportiert werden, liegt auf der Hand, dass irgendwann auch die Montage in München zur Disposition steht.“ (2)
MAN begründet das Ganze mit „sinkenden Gewinnen“ und einem „schwächelnden Truck-Markt in Deutschland“ (3). Dabei gab MAN den Gewinn für 2024 mit 360 Mio. Euro und eine Kapitalrendite von sieben Prozent an. Der durchschnittliche Gewinn der letzten zehn Jahre lag bei 317 Mio. Euro. Aber damit kann sich ja ein kapitalistisches Unternehmen nicht zufrieden geben. Eine Stagnation bei den Gewinnen ist unter dem Zwang zur ständigen Gewinnsteigerung für jeden Kapitalisten ein „Verlustgeschäft“.
Auch das Argument mit dem „schwächelnden Markt“ in Deutschland zieht nicht, da ja die Produktion nicht eingestellt, sondern nach Polen verlagert werden soll. Die Notwendigkeit anhaltender Gewinne begründet der Vorstand mit der Notwendigkeit das „Produktportfolio auszuweiten“. Dahinter verbergen sich Investitionen in elektrische Trucks, aber sicher auch Investitionen für die Umstellung auf Kriegsproduktion.
Der Vorstand versucht zu beschwichtigen: die Arbeitsplatzvernichtung soll sich über zehn Jahre strecken und „sozialverträglich“ vor allem über „Vorruhestandregelungen“ erfolgen. Der bayerische IG-Metall-Chef Horst Ott kritisierte den MAN-Vorstand. Er halte sich nicht „an Zusagen aus gültigen Zukunftsverträgen“. Stattdessen greife das Unternehmen in Deutschland Fördergelder für Forschung und Entwicklung ab „und kassiert dann EU-Subventionen für Verlagerungen nach Polen.“ (4)
Völlig daneben sind allerdings die Vorschläge der ersten Bevollmächtigten der IG Metall München. Als Reaktion auf die Tatsache, dass in Polen die Löhne niedriger und die Arbeitszeiten länger sind, erklärte sie über die Köpfe der Beschäftigten hinweg: Diese seien bereit, auf Sonderzahlungen zu verzichten, die für 2027 anstehende Tariferhöhung über mehrere Jahre auszusetzen und unbezahlt bis zu zwei Stunden pro Woche länger zu arbeiten. (5)
Es ist stark zu bezweifeln, dass die Beschäftigten zu solch einem Unterbietungswettbewerb mit den polnischen Kollegen bereit sind. Das Gegenteil ist notwendig: der gemeinsame Kampf mit den polnischen Kolleginnen und Kollegen, für höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten und für den Erhalt aller Arbeitsplätze!