Protest gegen den Landesparteitag der AfD in Hechingen

Protest gegen den Landesparteitag der AfD in Hechingen

1100 Menschen zeigen klare Kante gegen die AfD

Sonntag: Früh morgens fahren wir los – das Thermometer zeigt Minus 12 Grad. Unser Ziel: Hechingen, die kleine Stadt mit der berühmten Burg Hohenzollern. Dort hält die AfD in der Stadthalle „Museum“ ihren Landesparteitag ab zur Vorbereitung der Landtagswahl in Baden-Württemberg, die am 8. März 2026 stattfindet.

Korrespondenz aus Albstadt
1100 Menschen zeigen klare Kante gegen die AfD
Kundgebung gegen AfD-Parteitag in Hechingen (rf-foto)

Wir versammeln uns zum „Protest im Morgengrauen“ in Sichtweite zur Stadthalle. Wir – das sind Leute des Hechinger Bündnisses für Demokratie und Menschenrechte, Omas gegen rechts, MLPD, Linkspartei, Alboffensive – begrüßen die AfDler mit Trillerpfeifen, antifaschistischen Plakaten und Transparenten, und rufen z.B.: AfD raus aus Hechingen, alle zusammen gegen den Faschismus. Die Kälte geht in die Knochen, aber warm wird uns, als im Laufe der zwei Stunden bis 9.30 Uhr unsere kleine Gruppe bis auf ca. 80 Leute anwächst.

 

Danach geht es erst mal zum Aufwärmen ins Café/Restaurant Refugio, ein fortschrittliches Café, das verbunden ist mit dem AK Asyl und mit Flüchtlingen betrieben wird. Dieses Cafe bot ab dem frühen Morgen bis in den Abend Kaffee, Tee, Gebäck, warmes Essen und Möglichkeit zum Aufwärmen für die durchgefrorenen Antifaschisten an. Es ist „Zentrum“ und Anlaufstelle für alle drei Protestaktionen, die über den Tag verteilt auf dem Obertorplatz stattfinden, entsprechend schön geschmückt mit Transparenten und Plakaten.

 

Kurz nach 10 Uhr begrüßen wir unsere Genossen aus den umliegenden Orten Ulm, Villingen-Schwenningen, Tübingen, Reutlingen und Rebellen vom Bodensee. Die MLPD ist gut sichtbar: mit vielen Plakaten, zwei großen Transparenten, MLPD-Flaggen, einer REBELL-Flagge und einem Bücherwagen. Um 10.30 Uhr beginnt die Kundgebung von Linkspartei und Alboffensive. Hier spricht neben der Kandidatin der Linkspartei und anderen auch ein Seenotretter. Um 13 Uhr füllt sich der Platz deutlich, es beginnt die Kundgebung des Hechinger Bündnisses für Menschenrechte auf großer Bühne und mit einem abwechslungsreichen Programm aus Reden, Literarischem, Musik und Liedern.

 

Dass es zwei Kundgebungen nacheinander gab und damit der gemeinsame Protest über den Tag hinweg etwas zerfleddert wurde, war der Problematik der antikommunistischen Ausgrenzung geschuldet. Das war schade. Das Hechinger Bündnis wollte keine Redner von MLPD und Linkspartei, obwohl diese sich klar angemeldet hatten. Das hängt damit zusammen, dass man sich auf die „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ beruft, und den Kampf gegen die AfD darauf reduziert, diese Grundordnung zu erhalten. Die Linkspartei und Alboffensive hatten, nachdem klar wurde, dass sie nicht reden dürfen, eine eigene Kundgebung angemeldet. Diese wiederum wollten keinen Redner der MLPD und ein Teil von ihnen ging nach ihrer eigenen Kundgebung. Wo kommen wir eigentlich hin, wenn Linke Marxisten-Leninisten ausschließen?

 

Wir unterstützten und mobilisierten zu allen drei Aktionen an diesem Tag. Aber wir fragen auch die Akteure: Ist Ausgrenzen nicht eine Unterschätzung der akuten faschistischen Gefahr? Die Antifaschisten können sich solche Spaltungen echt nicht mehr leisten, in einer Welt, die droht, der Menschheit um die Ohren zu fliegen mit Faschismus, Weltkrieg und Umweltkatastrophe, und die dringend die Perspektive des echten Sozialismus braucht. Die breite antifaschistische Einheit ist das Gebot der Stunde und die Diskussion darüber, was eigentlich statt Faschismus passieren soll.

 

Am Nachmittag fahren wir wieder heim, durchgefroren, aber auch zufrieden mit dem breiten, entschlossenen und bunten Protest gegen die AfD. Gut: Der ehemalige Bundestagsabgeordnete der SPD Robin Mesarosch und der Hechinger Stadtrat Felix Müller forderten das Verbot der AfD.