Fall Weimer
Die Tegernsee-Connection unter sich
Alle Jahre wieder trifft sich am schönen bayerischen Tegernsee eine illustre Gesellschaft zu einem „Ludwig-Erhard-Gipfel“. Nach dem Motto des Namensgebers wird drei Tage lang über „Wohlstand für alle“ – also für dies und das zur Rettung des kapitalistischen Ausbeutersystems – nicht nur gesprochen. Ausrichter ist die WMG – die Weimer Media Group. Sie gehört zu 50 Prozent dem Staatsminister für Kultur und Medien der CDU/CSU/SPD-Regierung, Wolfram Weimer. Die andere Hälfte besitzt die Frau Gemahlin, Christiane Götz-Weimer.
Und damit die WMG die schwere Bürde solcher Verantwortung tragen kann, bekommt die WMG als „Kulturförderung“ von der bayerischen Landesregierung je 700.000 Euro. Ohnehin ist deren Chef, Markus Söder (CSU) regelmäßiger Teilnehmer und befindet, dass es sich dabei um das „Davos vom Tegernsee“ handelt.
Das Dreitagesticket kostet schlappe 3.000 Euro. Dafür stiftet die Weimer-Gattin schon mal den „Freiheitspreis der Medien“, zuletzt an den erzreaktionären Antikommunisten und Altbundespräsidenten Joachim Gauck.
Aber das Wichtigste bei diesem Gipfel findet gar nicht auf offener Bühne statt: Es gibt im benachbarten Nobelhotel allabendlich gemütliche Gesprächsrunden mit „Spitzenpolitikern und Top-Managern“. Je illustrer der Kreis der Geladenen, umso teurer die Teilnahmegebühr. Die „besten Kunden“ der WMG zahlen für ein „Matterhorn-Paket“ 60.000 Euro, für ein „Mont-Blanc-Paket“ müssen sie schon 80.000 Euro hinblättern
Vollkommen schamlos wirbt das WMG mit „Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die politischen Entscheidungsträger“. Ob da „in informeller Atmosphäre zu den drängenden Fragen der Zeit“ die nächsten massenfeindlichen Gesetzesvorlagen vereinbart werden? Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.
Angemeldet für das nächste Gipfeltreffen im April 2026 sind jedenfalls schon jetzt Markus Söder, außerdem der bayerische Landwirtschaftsminister Hubert Aiwanger, die Bundesforschungsministerin Dorothea Bär, Kanzleramtschef Thorsten Frei und die Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche. Herausgefunden haben all das findige Redakteure der Süddeutschen Zeitung.¹
Tiefer geht das Personenportrait zu Wolfram Weimer in den Publikationen der MLPD, wo es unter anderem heißt:
"Hans-Jürgen Jakobs vom 'Handelsblatt' lobte vor fünf Monaten ausdrücklich die ‚Tegernsee-Connection‘ zwischen Merz und Weimer: ‚Erkennbar geht es um den Versuch, kulturelle Deutungshoheit zu gewinnen für jenen Konservativismus, für den Merz und Weimer stehen… .‘ Weimer steht für den Versuch eines radikalen ultrareaktionären völkischen Kurswechsels im Kampf um die Denkweise der Massen mittels Kultur und Medien. Der Kampf dagegen muss Bestandteil des Kampfes gegen Rechtsentwicklung und Faschismus werden.“³
Anmerkung der Redaktion:
Der Fall Weimer zeigt beispielhaft die Durchdringung von Monopolen und Politikern im staatsmonopolistischen Kapitalismus. Er hat bei den Massen in Deutschland zu großer Empörung geführt, was nicht ohne Wirkung blieb: Weimer hat gestern erklärt, dass er seine Anteile an der WMG abgeben wird - wenn auch nur vorläufig...