Politik der verbrannten Erde der RAG
Einleitung von Grubenwasser in Ruhr riskiert Trinkwasserkatastrophe
Die RAG (ehemals Ruhrkohle AG, Anm. d. Red.) stellte am 24. April 2024 einen Antrag an die Bezirksregierung Arnsberg auf die wasserrechtliche Erlaubnis, weiterhin Millionen qm Grubenwasser jährlich ungereinigt in die Ruhr zu leiten. Das Grubenwasser enthält nicht nur Unmengen von Salz, auch viele giftige Stoffe wie das Ultragift PCB.
Die RAG hat 12.000 Tonnen PCB einfach unter Tage entsorgt, dazu 1,6 Millionen Sondermüll, darunter 600.000 Tonnen hochgiftige Stoffe wie Dioxine, Furane, Arsen, Quecksilber usw. Die RAG verweigert bis heute aus nackter Profitgier entsprechende Grubenwasserreinigungs- und PCB-Eliminierungsanlagen gegen alle Warnungen und Forderungen der kämpferischen Bergarbeiter-, Frauen- und Umweltbewegung, der fortschrittlichen kommunalpolitischen AUF-Bündnisse, der MLPD, vom BUND NRW und anderen Umweltverbänden sowie anderer.
Allein die Salzfracht in die Ruhr beträgt jetzt schon bis zu 10.000 t jährlich. Die drei Einleitstellen in die Ruhr gehören zu den ehemaligen Bergwerken „Robert Müser“ und „Friedlicher Nachbar“ in Bochum und „Heinrich“ in Essen. Die Trinkwasserversorgung des ganzen südlichen Ruhrgebiets kommt hauptsächlich aus der Ruhr. Daran hängt die Wasserversorgung der Städte Hattingen, Witten, Bochum, Essen, Mülheim, Oberhausen, aber auch Duisburg, Gelsenkirchen, Herne, Sprockhövel, Velbert-Langenberg beziehen Trinkwasser aus der Ruhr.
Der Landesverband Bergbaubetroffener (LVBB) wies nach, dass die RAG die Grenzwerte der Einleitmengen z.B. im trockenen Sommer 2022 mehrfach überschritt. Sie wurde weder von der Bergbehörde kontrolliert noch dafür zur Rechenschaft gezogen wurde. (Illegale GW-Einleitung an der Ruhr [12.12.2022])
Keine 16 Monate nach dem Antrag vom April 2024 zur wasserrechtlichen Genehmigung stellte die RAG am 15.08.2025 einen Ergänzungsantrag zur Erhöhung der Einleitungsmengen des ungereinigten Grubenwassers in die Ruhr um ein Drittel: Von 31,1 auf 46 Millionen qm im Jahr! Allein für die Hebestelle "Friedlicher Heinrich" ist das eine Erhöhung um 61 Prozent! In der Bekanntmachung des Antrags schreibt die Bezirksregierung Arnsberg verharmlosend ganz im Sinne der RAG: „Mit den o. a. Änderungsanträgen stellt die RAG AG auf neuere Erkenntnisse über zu erwartende Grubenwassermengen durch das Niederschlagsgeschehen im Jahr 2024 für die zukünftige dauerhafte Aufgabe angepassten Weiterbetrieb der oben genannten drei Zentralen Wasserhaltungen ab.“.... Die nunmehr beantragten Jahreshebe- und Einleitmengen übersteigen zwar die aktuell befristet bis zum 31. März 2026 zugelassenen Höchstmengen.
Sie liegen aber bei den Standorten "Heinrich" und "Robert Müser" unter den Mengen, die zu Zeiten des aktiven Steinkohlebergbaus zugelassen waren. Am Standort "Friedlicher Nachbar" liegt hingegen eine Überschreitung der zu Zeiten des aktiven Bergbaus zugelassenen Höchstmenge von jährlich 13,14 Mio. m3 vor. Ursache hierfür sind Veränderungen des Zustands der untertägigen Fließwege, welche zum Anstieg der Zuflüsse innerhalb dieser Grubenwasserprovinz gegenüber den langjährigen Erfahrungswerten geführt haben.
Gerade der unterstrichene Satz bestätigt, was wir vorausgesagt haben: Die Flutung der Zechen hat einen unkontrollierten Prozess in Gang gesetzt, der eine regionale Trinkwasserkatastrophe für Millionen Menschen und weitere Katastrophen heraufbeschwört und, soweit irgend möglich, gestoppt werden muss. Darüber hinaus sind Sofort- und Schutzmaßnahmen nötig. Überall müssen Grubenwasserreinigungs- und PCB-Eliminierungsanlagen auf dem höchsten Stand der Technik errichtet werden, auf Kosten der RAG. Sie hat Jahrzehnte Milliarden aus dem Bergbaubetrieb und den Knochen der Kumpel gescheffelt.
Wenn die Bezirksregierung Arnsberg schreibt, dass von der Grubenwassereinleitung nur die Städte betroffen sind, die unmittelbar an der Ruhr liegen, ist das ebenfalls eine grobe Verharmlosung. Denn die Ruhr fließt in den Rhein, der Rhein in die Nordsee und in den Atlantik. Vor allem muss man sehen, dass dieses Geschehen im ganzen Ruhrgebiet läuft und mit dem Grubenwasserkonzept der RAG, der ganze andere Riesenteil des Grubenwasser in die Lippe und den Rhein gepumpt werden. Bei "Haus Aden" in Bergkamen hat die RAG bereits beantragt, das Grubenwasser auf nur 330 Meter unter Normalnull ansteigen zu lassen, was die Gefährdung des Trinkwassers weiter dramatisch erhöht. Wann kommt der nächste Antrag? Die RAG will die Ewigkeitslasten loswerden.
Professor Melchers von der TH Agricola in Bochum, auch RAG-Uni genannt, die sich speziell mit dem „Nachbergbau“ befasst, äußerte sich 2018 im Film „Glückauf und vorbei, das Ruhrgebiet nach der Kohle“: „Ewigkeit ist für mich 20 Jahre ... Pumpen auf Dauer ist für uns keine Lösung.“ Der Film zeigt, dass dann 50 Prozent der Fläche des Ruhrgebiets unter Wasser stünden. Inzwischen ist dieser Film als einziger der 88 Filme der Serie aus der WDR-Mediathek verschwunden! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!
Um unsere Forderungen durchzusetzen, ist Bewusstseinsbildung in der breiten Bevölkerung notwendig und organisierte Zusammenarbeit aller demokratischen Kräfte, um eine breite Bewegung des aktiven Widerstandes aufzubauen.
Der internationale Umweltkampftag am 15. November ist eine gute Gelegenheit dafür.
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