Dokumentiert von der ICOR-Webseite
Der Koordinierungsrat der Arbeiterbewegung in der Ukraine meldet sich zu Wort
Auf der Webseite der revolutionären Weltorganisation ICOR wurde Ende Oktober eine aktuelle Erklärung des Koordinierungsrat der Arbeiterbewegung in der Ukraine (KSRD) veröffentlicht.
Seit fast vier Jahren dauert die barbarische Aggression des russischen Imperialismus in der Ukraine an. Jeden Tag sterben unschuldige Menschen durch Putins Raketen und Bomben – vor allem Werktätige, die weder die Mittel noch die Möglichkeit haben, vor dem Krieg in den Westen oder ins Ausland zu fliehen. Allein nach groben Schätzungen der UNO sind seit Beginn der Invasion durch die Russische Föderation (Anfang 2022) mehr als 15.000 Zivilisten ums Leben gekommen, etwa 35.000 Menschen wurden verwundet. Ständig greift der Aggressor Wohngebiete mit verschiedenen Waffen an, von Artillerie bis hin zu Raketen und Langstreckendrohnen.
All dies zeugt erneut vom Wesen kapitalistischer Kriege, die das gierige Interesse der herrschenden Klassen widerspiegeln. Auf der einen Seite steht der Kreml-Imperialismus, der die schlimmsten Züge und Methoden der sowjetischen Sozialimperialisten sowie anderer imperialistischer „Wohltäter” der Welt annimmt. Auf der anderen Seite stehen der Zynismus und die Gier des Westens und der ukrainischen Bourgeoisie. Die Reichen in der Ukraine kämpfen nicht an der Front und leiden nicht unter den steigenden Preisen für Lebensmittel oder Kleidung; die Last des Krieges liegt auf den Schultern der Arbeiterklasse.
In Zeiten des Kampfes gegen einen niederträchtigen äußeren Feind können die Arbeiter bei unzureichend entwickeltem Klassenbewusstsein durchaus der offiziellen Propaganda erliegen, die sich natürlich auf den „gerechten Krieg“ konzentriert und nicht auf die systemischen Probleme der arbeitenden Bevölkerung. Dabei ist die kleinbürgerliche Denkweise unter den ukrainischen Werktätigen weit verbreitet, die eine Klassenanalyse und generell eine vernünftige Sicht auf die Ereignisse und Prozesse behindert. Gleichzeitig neigen jene, welche die UdSSR „nostalgisieren“, oft dazu, den russischen Imperialismus zumindest teilweise zu rechtfertigen, der eine solche „Nostalgie“ und Bilder aus der sowjetischen Vergangenheit (Symbole, Lieder, Filme usw.) zynisch manipuliert. ...
Was auch immer die Muster bürgerlicher Propaganda und der bürgerlichen Weltanschauung seien, sie können nicht die wahren Interessen der Werktätigen widerspiegeln. Nicht die Sprache, nicht die Hautfarbe, nicht der Geburtsort bestimmen das Bewusstsein, sondern die gesellschaftliche Realität, ihre Gesetzmäßigkeiten, ihre Widersprüche. Das wahre Interesse der Werktätigen liegt nicht im Aufbau einer „starken Nation“, sondern in der Bewegung hin zu einer gerechten sozialistischen Gesellschaft. Dazu reicht es nicht aus, Putins Aggression zu überwinden und sich von Putins blutigen „Befreiern” zu befreien. Vor der Arbeiterklasse der Ukraine – wie auch vor der Russlands und anderer Länder – liegt ein langer Weg ihrer Entwicklung als Klasse und der Klassenkämpfe.