Italien
Vor 50 Jahren: Mord an Pasolini
Am 2. November vor 50 Jahren wurde Pier Paolo Pasolini am Strand von Ostia bei Rom ermordet.
Pasolini war ein fortschrittlicher und sehr vielseitiger Kulturschaffender. Obwohl verfemt und verfolgt, konnte sein großes Ansehen im italienischen Volk nicht ausgelöscht werden. An dem Platz seiner Ermordung in der Nähe der Tibermündung wurde ein Denkmal errichtet. Auf Glasscheiben sind seine Werke verzeichnet, sortiert nach Literatur, Theater, Film, Kritiken. Heute noch sind in seiner Lieblingsgaststätte dauerhaft zwei Gedecke für ihn aufgetragen.
Ein Stricher wurde nach dem Mord wegen Totschlags zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt. Das schien die bequemste Erklärung. Dieser widerrief allerdings sein Geständnis: Drei sizilianisch sprechende Männer mit einem Auto mit Kennzeichen von Catania seien ihnen gefolgt, hätten den Dichter als „dreckigen Kommunisten“ beschimpft und mit Stöcken und Eisenstangen erschlagen.
Ein Mord nach der Handschrift der Mafia. Die Faschisten hassten ihn. Und er arbeite an Recherchen über kriminelle und korrupte Machenschaften im Eni-Energiekonzern. Genügend Gründe, ihn aus dem Weg zu räumen. Für sein letztes Interview am Tag vor seiner Ermordung wählte er ahnungsvoll selbst die Überschrift: „Wir sind alle in Gefahr“. (veröffentlicht am 8. November in der Beilage der Turiner Zeitung La Stampa.)
Am 2. November, um 17. 30 Uhr, wurde wie jedes Jahr in seiner Stammkneipe „Al Biondo Tevere“ seiner gedacht - mit einem Essen, einer Lesung und Musik. Alternativ kann man einen seiner berühmten Filme anschauen, zum Beispiel „Mamma Roma“ von 1962 oder „Attacone - Wer nie sein Brot mit Tränen aß.“