Dokumentiert

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„Stellantis plant Kahlschlag in Europa: Es reicht – jetzt sprechen wir!“

Der folgende Artikel ist in einer aktuellen Extra-Ausgabe der gemeinsamen Zeitung von Kollegen für Kollegen aller Opel-Werke und Zulieferer in Deutschland, „Der Blitz“, am heutigen Tag erschienen. Die Rote Fahne Redaktion dokumentiert:

Von einer Redaktion der Kollegenzeitung „Der Blitz“

In der Öffentlichkeit verbreitet Stellantis Schönwetter: Verkäufe und Umsatz würden wieder steigen. „Der Blitz“ hat aber erfahren: Hinter verschlossenen Türen wird geplant und diskutiert, welche Werke geschlossen werden sollen. Rüsselsheim, Eisenach, Termoli und Melfi in Italien, Poissy bei Paris, Madrid und Gliwice stehen infrage. Weitere Hinweise untermauern diese Einschätzung: Im Pilot Rüsselsheim ist kein Nachfolgemodell in Sicht. Opel-Chef Huettl jammert, die Produktion von E-Autos in Deutschland sei zu teuer. Gleichzeitig investiert Stellantis 13 Milliarden US-Dollar in den USA in neue Verbrenner-Werke. Hier wird hinter unserem Rücken über die Existenz von Zehntausenden Kollegen, von Familien und ganzen Regionen gesprochen – und wir sollen außen vor bleiben? Das ist nicht zu akzeptieren!

 

„Soll man nicht lieber abwarten, bis was Konkretes feststeht?“ Nein! Eine Lehre aus dem selbstständigen Streik der Bochumer Opelaner 2004 heißt: Wir warten nicht, bis die Pläne verkündet sind – wir stellen unsere Forderungen auf und gehen nach vorne! Der Streik bewirkte, dass die Autoproduktion zehn Jahre fortgesetzt wurde, dass das Ersatzteillager heute noch besteht. Der Vorstand ist tief verunsichert. Seine Geheimhaltung zeigt die Angst vor unserem Widerstand. In Frankreich haben die Massenproteste fünf Regierungen gestürzt und die arbeiterfeindliche Rentenreform vom Tisch gefegt. IG Metall und Ver.di kündigen breite Proteste gegen den „Herbst der Grausamkeiten“ von Merz und Klingbeil an. Viele Belegschaften stehen heute vor der Entscheidung, in die Offensive zu gehen. Das ist unser Trumph! VW, Ford, Bosch: Kein Tag ohne neue Horrormeldungen von Arbeitsplatzvernichtung und Werksschließungen! Immer brutalere Ausbeutung von Mensch und Natur, faschistische Unterdrückung, Krieg: Das ist der scheinbare Ausweg aus dem kapitalistischen Krisenchaos. Es geht um eine grundlegend andere Richtung im Kampf um eine lebenswerte Zukunft! Dazu gehört die Diskussion um eine sozialistische Alternative.

 

Für unseren Kampf brauchen wir Klarheit und Überzeugung. Man will uns auf zig Irrwege führen, um uns vom Kampf abzuhalten:


Irrweg 1: Zurück zur Verbrenner-Technologie? Das ist ein Verbrechen an Mutter Erde. Die Umweltkatastrophe hat längst begonnen. Es ist reine Verzweiflung der europäischen Autokonzerne, die weit hinter Konzerne aus China und den USA zurückgefallen sind. Ob Verbrenner oder Elektro: Die Menschen haben immer weniger Geld, die Autos zu kaufen!

 

Irrweg 2: Hoffen, dass nicht das eigene Werk betroffen ist? Dafür soll weiter verzichtet werden. Unsere Stärke ist, dass wir uns nicht spalten lassen, sondern konzernweit und länderübergreifend für unsere Arbeiterinteressen in die Offensive gehen.

 

Irrweg 3: Hoffen auf hohe Abfindungen und individuellen Ausweg? Das ist kurzsichtig: Das Geld ist irgendwann alle, aber die Arbeitsplätze vernichtet und die Region zerstört. Schon heute wird über Stuttgart als neuem Detroit gesprochen. Unsere Jugend braucht Zukunft!

 

Irrweg 4: Hoffnung auf die Umstellung auf Rüstungsproduktion? Wohin soll das Wettrüsten führen? In der Kriegsvorbereitung geht es in Wirklichkeit um Rohstoffe und Absatzmärkte. Das kann nicht die Zukunft für unsere Jugend sein. Wir müssen gegen die völkische und nationalistische Denkweise vorgehen, die von den Faschisten der AfD verbreitet wird. Die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Ländern und Standorten, sondern zwischen oben und unten!

 

Für diesen Weg steht auch die 3. Internationale Automobilarbeiterkonferenz im November in Indien. Kollegen aus 20 Ländern nehmen teil. Dabei auch Kollegen aus Rüsselsheim, Eisenach und Bochum. Das ist die Gelegenheit, eine Koordinierung der Arbeiterkämpfe in der Autoindustrie voranzutreiben.

 

Die besondere Situation verlangt besondere Maßnahmen! Wir müssen unsere Forderungen aufstellen und uns besser organisieren: in der IG Metall, aber auch selbständig in unseren Werken.

 

Keine Werksschließungen! Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz! Übernahme der Zeit- und Leiharbeiter! 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als Konzernvereinbarung! Fordern und nehmen wir uns das Recht auf Streik! Bei Repressionen: Einer für alle – alle für einen!

 

Wenn die Bänder stehen, setzen wir den Vorstand am effektivsten unter Druck. Vor einem Jahr hatte VW die Schließung von Emden schon beschlossen. Aber der Kampf unserer VW-Kollegen hat die Pläne zu Fall gebracht. Treten wir als nächsten Schritt für einen europaweiten Streiktag ein: Gemeinsam sind wir eine überlegene Kraft!