Arbeitsplatzvernichtung
Stellantis plant die Schließung von sieben Werken in Europa!
„Der Blitz“, eine Zeitung von und für Kolleginnen und Kollegen aller Opel-Werke und Zulieferer, enthüllte heute: Der Vorstand des Mutterkonzerns Stellantis¹ plant die komplette Schließung von sieben Werken in Europa. Offensichtlich sind folgende Werke im Gespräch: Termoli und Melfi in Italien, Madrid in Spanien, Gliwice in Polen, Poissy in Frankreich und in Deutschland die Opel-Werke in Eisenach und Rüsselsheim.
Im „Blitz“ heißt es dazu: „Weitere Hinweise untermauern diese Einschätzung: im Pilot Rüsselsheim ist kein Nachfolgemodell in Sicht. Opel-Chef Huettl jammert, die Produktion von E-Autos in Deutschland sei zu teuer. Gleichzeitig investiert Stellantis 13 Milliarden US-Dollar in den USA in neue Verbrenner-Werke. Hier wird hinter unserem Rücken über die Existenz von Zehntausenden Kollegen, von Familien und ganzen Regionen gesprochen – und wir sollen außen vor bleiben? Das ist nicht zu akzeptieren.“
Die Veröffentlichung der Kollegenzeitung in Rüsselsheim, Bochum und Eisenach wurde interessiert aufgenommen und führte zu vielen Diskussionen in den Werken. In den Frühschichten fanden verschiedene Versammlungen statt. Kolleginnen und Kollegen diskutierten und berieten, was zu tun ist. Dabei zeigt sich auch, dass die Dimension der Pläne erst richtig erfasst und verarbeitet werden muss. In Eisenach berichteten Kollegen aus dem Rohbau, dass Teile aus dem Rohbau schon vor drei Wochen nach Souchaux gingen. Für die Leute im Rohbau war deshalb die Veröffentlichung keine so große Überraschung, während die Infos in anderen Abteilungen einschlugen. Man muss dazu wissen, dass der in Sochaux produzierte Peugeot 3008 nahezu baugleich mit dem in Eisenach produzierten Grandland ist. In Eisenach verwiesen Kollegen darauf, dass am Tag des Besuchs des höchsten Chefs von Stellantis, Wangemann, am 13. November in Eisenach, dieser zur Rede gestellt wird.
In Rüsselsheim muss die Nachricht erst einmal richtig verdaut werden, Kollegen wollen ein Nachfolgemodell und Antworten von der Geschäftsleitung. Einigkeit gab es zu den Forderungen: keine Abmeldung von Leiharbeitern und Übernahme der Befristeten. In dem Zusammenhang wurde die erfolgreich erkämpfte Übernahme von 33 Kollegen mit befristeten Verträgen als Ermutigung diskutiert, dass man eben doch was gegen „die da oben“ durchsetzen kann.
In Bochum wurden auf Versammlungen die Erfahrungen mit dem Streik 2004 herangezogen und diskutiert, dass man nicht einfach abwarten kann. Es ist wichtig, dies in anderen Betrieben bekannt zu machen, sich mit anderen Belegschaften zu koordinieren - auch europaweit. Klar war: Wir akzeptieren die Werksschließung nicht und nehmen auch nicht hin, wenn Leiharbeiter abgemeldet werden.
Es zeigt sich aber auch, dass noch viele Fragen zu klären sind. Ob man nicht erst mal abwarten müsse oder auch ob man gegen die Konzernvorstände ankommen könne: "Wenn sie uns platt machen wollen, können sie das auch". Immer wieder gibt es auch Diskussionen zum Verbrenner-Aus und zur Umstellung auf Elektroautos. Das Ganze aber auch in Verbindung damit, dass die Kollegen eigentlich nicht einverstanden sind, dass die Produktion verlagert bzw. geschlossen werden soll.
Die Pläne des Stellantis-Vorstands würden die Vernichtung von über 25.000 Arbeitsplätzen in Europa bedeuten. Das sind rund zehn Prozent der Konzernbelegschaft, bei weltweit fast 250.000 Beschäftigten. Mit einschneidenden sozialen Folgen für die Familien, aber auch für die Lebensverhältnisse der Kommunen und ganzer Regionen. Die Schließung hat weitreichende Folgen für Zulieferer, für die Stahlindustrie, aber auch für viele Geschäfte usw. in den Kommunen.
Was sind die Hintergründe?
Glaubt man der AfD, ist das geplante „Aus“ für den Verbrenner-Motor Schuld an der Arbeitsplatzvernichtung in der Autoindustrie und ihren Zulieferern. Vom Standpunkt der deutschen Autokonzerne wäre dies aber in Wirklichkeit das frühere oder spätere sichere Aus. Denn die Zukunft des Automobilweltmarktes gehört der E-Mobilität. Vor allem aber ist das Festhalten am Verbrenner ein Verbrechen an der Umwelt und der Zukunft der Menschheit und zeigt den menschenverachtenden Charakter der AfD! Richtig schreibt die Kollegenzeitung "Der Blitz" auch dazu: "Ob Verbrenner oder Elektro: Die Menschen haben immer weniger Geld, die Autos zu kaufen!"
Die geplanten Werksschließungen bei Stellantis sind kein Einzelfall. In der Autoindustrie in Deutschland wurden im letzten Jahr über 51.000 Arbeitsplätze vernichtet. Von den 800.000 Arbeitsplätzen in der Automobilbranche sind 190.000 in den nächsten Jahren bedroht. Ford in Köln will über 4000 Arbeitsplätze vernichten, auch Bosch plant die Schließung ganzer Standorte usw. usf.
Diese Pläne sind eine Folge der sich vertiefenden Krisen des imperialistischen Weltsystems. Der Konkurrenzkampf zwischen den alten imperialistischen Ländern wie den USA, Europa und Japan und den neuen wie z. B. China, Indien, Brasilien usw. verschärft sich. Er findet heute noch vor allem in Form eines weltweiten Handels- und Wirtschaftskrieges statt, der den Charakter einer regelrechten Vernichtungsschlacht angenommen hat. Stellantis setzt vor allem auf den Ausbau der Autoproduktion in den USA mit Verbrennerautos.
Die Kahlschlagspläne von Stellantis können zu Fall gebracht werden!
Stellantis geht mit seinen Plänen ein hohes Risiko ein. Schließlich legt sich der Konzern mit sieben Belegschaften gleichzeitig in fünf Ländern an. Ein Faustpfand ist die seit Jahren bestehende Zusammenarbeit und Koordinierung mit Kollegen verschiedener Werke im Rahmen der Internationalen Automobilarbeiterkonferenz. Dazu kommen die jahrelange Kleinarbeit der MLPD in Eisenach, Rüsselsheim und Bochum und die Erfahrungen des Opel-Streiks 2004 in Bochum. Die Pläne können sehr wohl mit einem länderübergreifenden selbständigen Streik zu Fall gebracht werden!
Die internationale Arbeitereinheit ist die richtige und konsequente Antwort gegen die nationalistische und sozialchauvinistische Spaltung der Arbeiterinnen und Arbeiter durch „America first“ oder „Europa bzw. Deutschland zuerst“. Dies muss in Verbindung stehen, verstärkt die Diskussion über die gesellschaftliche Alternative, den echten Sozialismus zu führen.
Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz bei Stellantis!
Für die Stärkung der Gewerkschaft als Kampforganisation!
Selbständiger länderübergreifender Streik aller Stellantis-Werke in Europa, bis die Pläne vom Tisch sind!
Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
Für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht!
Gegen die Abwälzung der Kriegs- und Krisenlasten durch Monopole und Regierung!
Für den Aufbau einer Einheitsfront gegen Faschismus, Krieg und Umweltzerstörung!
Vorwärts zur Arbeiteroffensive in Einheit mit dem Kampf der breiten Massen!
Hier gibt es die Extra-Ausgabe von "Der Blitz" als gescannte pdf-Datei