Hella Recklinghausen

Hella Recklinghausen

„Nur wer kämpft, kann gewinnen“

Der folgende Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der Zeitung von Kollegen für Kollegen bei Hella, „Der Scheinwerfer“, erschienen. Die Rote Fahne Redaktion dokumentiert:

Aus Kollegenzeitung „Der Scheinwerfer“

Auf der Betriebsversammlung am 29. September wurden deutliche Kritiken geführt. Die Redner bekamen reichlich Beifall. Kritische Stimmen und auch Zwischenrufe aus vielen Abteilungen. Genau richtig, dass bei LED und der Instandhaltung Zusatzschichten verweigert wurden. Die Werksleitung saß arrogant auf ihren Stühlen und schwieg sich aus. Hatte es den Herren die Sprache verschlagen? Oder ist das ihre Masche, eiskalt den Stellenabbau durchzuziehen?

So springt man nicht mit uns!

Wie kann es sein, dass ein Konzern schwarze Zahlen schreibt und gleichzeitig ganze Werksteile schließt? Gaspedale werden in jedem Auto gebraucht. Die Produkte werden an anderen Standorten weitergebaut. Aber wir sollen unsere Arbeitsplätze los sein? In der heutigen internationalen Konkurrenz erwarten die Konzerne für jeden investierten Euro Maximalprofit. Nur wer Marktführer ist, kann den Konkurrenten Anteile abjagen, Preise diktieren und den größten Gewinn rausscheffeln. Produziert wird nicht, was die Gesellschaft braucht, sondern nach dem nackten Profit. Ein Wirtschaftsprüfer kann noch so viele gute Vorschläge machen, das Gesetz des Maximalprofits wird er nicht entkräften. Das haben auch die Kollegen bei Ontex erfahren. Besonders unverschämt: Bis zur geplanten Verlagerung sollen wir noch das Letzte geben, mit Schichtmodell und Wochenendarbeit! Dafür sucht Avitea jetzt auch Leiharbeiter. Wer kämpfen will, muss deshalb auch dieses kapitalistische System angreifen. Ein Streik wirkt genau an dieser Achillesferse der Kapitalisten. Außerdem ist er ein Politikum und ein Signal für alle Arbeiter, offensiv um unsere Zukunft zu kämpfen.

Ist alles längst beschlossen?

Klar liegen die Pläne schon länger in der Schublade. Das ist ihre Reaktion auf die Wirtschaftskrise, die sie selbst mit ihrem Konkurrenzkampf verursacht haben. Die Autoindustrie steht vor einem massiven weltweiten Umbruch. Das zeigt allein die Zahl der Entlassungen bei Bosch (13.000), bei ZF (7000) in Deutschland. Auch der Forvia-Konzern hat seinen Urlaub begonnen.


Das kann nicht mit „Verzicht“, zum Beispiel auf T-Zug o. Ä., gelöst werden. Erstens ist der Lohnanteil am Umsatz in der Auto- und Zulieferindustrie mit 15 Prozent so gering, dass selbst totaler Lohnverzicht die Summe nicht aufbringen würde. Zweitens ist es das falsche Signal an die Konzerne. Reicht man ihnen den kleinen Finger, nehmen sie die ganze Hand. Andersrum gibt ein Kampf das Signal, dass die Arbeiter und Angestellten am längeren Hebel sitzen. Ohne uns läuft gar nichts. „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“ Ob bei Opel oder im Bergbau: Mit ihren großen Streiks haben die Arbeiter ihre Arbeitsplätze zehn weitere Jahre erhalten.

Kolleginnen und Kollegen – was hindert uns daran?

Seid ihr nicht auch der Meinung, dass Streik „eigentlich“ richtig wäre?

  1. Diskutiert auf Gruppengesprächen, in den Pausen, bei jeder Gelegenheit miteinander. Wenn einer sagt: „Ich würde mitmachen, wenn die anderen dabei sind“, ist das ein Anfang.
  2. Du meinst „man kriegt nicht drei unter einen Hut“? Ist das nicht auch eine Ausrede, selbst kein Rückgrat zu zeigen? Lassen wir uns unseren Stolz, was wir als Arbeiter wert sind, nicht nehmen.
  3. Kampfschritte müssen auch geübt werden. Fangen wir an mit der Verweigerung von Mehrarbeit, Wochenendarbeit! Führen wir wieder regelmäßige Gruppengespräche ein, auf denen wir uns beraten können! Schluss mit dem Schichtmodell! Machen wir die IG Metall zur Kampforganisation!
  4. Wendet euch an die Verteiler des „Scheinwerfer“. Die Zusammenarbeit ist streng vertraulich. Die Vorbereitung eines selbständigen Streiks muss beraten werden. Weil es in Deutschland kein Streikrecht für den Kampf um den Erhalt von Arbeitsplätzen gibt, muss dieses Recht erkämpft werden. Aber die Arbeiter kann auch keiner daran hindern, sich dieses Recht zu nehmen.