Nvidia-Hype

Nvidia-Hype

Der KI-Größenwahn hat einen Namen

Als erstes Monopol der Welt hat Nvidia einen Börsenwert von 5 Billionen Dollar überschritten. Das ist mehr als das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands in einem Jahr und auch mehr als der weltweite Umsatz beispielsweise der Pharmaindustrie.

Von ba
Der KI-Größenwahn hat einen Namen
Grafik: shutterstock_2606934519

Innerhalb von drei Jahren legte die Nvidia-Aktie um über 1400 Prozent zu. Nvidia produziert Grafikprozessoren und Chipsätze, die vor allem für die Entwicklung von „künstlicher Intelligenz“ (KI) und den dazu notwendigen Rechenzentren benötigt werden. Damit hat Nvidia eine Schlüsselstellung für alle großen KI-Monopole der westlichen imperialistischen Länder. Das sind Microsoft, Alphabet (Google), Amazon, Apple, IBM und Samsung. Nach Vereinbarungen der US- mit der chinesischen Regierung über seltene Erden dürfen Nvidias KI-Prozessoren auch wieder nach China an DeepSeek geliefert werden.

 

Der KI-Liebling Nvidia wird daher mit dem 48-fachen seines erwarteten Gewinns des aktuellen Jahres an der Börse bewertet. Nvidias 5 Billionen-Bewertung macht fast 8% des S&P-500-Index (1) aus. Die sieben großen Tech-Monopole, darunter vier weitere KI-Produzenten, bilden zusammen über ein Drittel dieses Index und sorgten für seinen rasanten Anstieg in den letzten Jahren. „Die KI-Bewertungsblase wird jetzt albern", titelte deshalb kürzlich „The Guardian“ süffisant. Die IT-Konzerne stecken im laufenden Jahr zwar insgesamt 400 Milliarden Dollar in den Aufbau von Servern und Rechenzentren und den entsprechend massenhaften Kauf von KI-Chips. Und Nvidia ist der lachende Gewinner bei all diesen Geschäften. Laut einer aktuellen MIT-Studie (2) werfen 95 Prozent der bisherigen Investitionen in generative KI (3) aber keinerlei Gewinn ab. Faram Medhora, Analyst vom Branchendienst Forrester, bestätigt: „Kein Anbieter liefert transparente Umsatzaufschlüsselungen.“

 

Die Börsenwerte der KI-Monopole sind von der Erwartung getragen, dass „die hohen Investitionen in Chips und in Infrastruktur in einigen Jahren in Form von konkreten Anwendungen, für die Unternehmen und Verbraucher dann kontinuierlich Geld bezahlen" (4), tatsächlich riesige Gewinne bringen werden. Auf lange Sicht entscheidet aber nicht der erhoffte, sondern der tatsächlich erwirtschaftete Gewinn darüber, wie realistisch der Börsenwert ist. Diese Investitionen sind daher heute der bedeutendste spekulative Abzugskanal für überschüssiges, überakkumuliertes (5) Kapital und überdecken damit zeitweilig die krisenhafte Entwicklung der Weltwirtschaft. Wenn ein Großteil der milliardenschweren KI-Investitionen längerfristig keinen messbaren Ertrag bringt, droht ein tiefer Börseneinbruch mit weitreichenden Folgen für das gesamte Weltwirtschafts- und finanzsystem.

 

Der Chef von Nvidia, Jen-Hsun Huang behauptet, dass KI-Modelle mittlerweile so leistungsfähig sind, dass Kunden bereit sind, dafür zu zahlen – was wiederum den kostspieligen Ausbau der Recheninfrastruktur rechtfertigen würde. Tatsächlich nutzen mittlerweile 78 Prozent der globalen Unternehmen KI, im Vergleich zu 55 Prozent im Jahr 2022. Allerdings bisher nur in sehr bescheidenem Maße und in Bereichen, die keine sehr kostspieligen Investitionen erfordern. Die digitale Umstrukturierung der gesamten Produktion und Arbeitsorganisation ist nämlich für fast alle Konzerne ein sehr riskantes Unternehmen, weil die mit KI notwendigerweise verbundene Ausdehnung der Produktion fragwürdig ist. Denn weltweit stagnierende Märkte schränken die Absatzmärkte ein, auf denen sich die gigantischen Investitionen amortisieren könnten. Auch das Krisengesetz des des tendenziellen Falls der Profitrate wirkt dem entgegen.

 

Die jüngst bekannt gegebenen Verflechtungen großer Technologiekonzerne drohen die Probleme mit dem profitablen Verkauf von KI noch zu verstärken, da sie die gegenseitigen Abhängigkeiten erhöht haben. So hat Microsofts OpenAI „Cloud-Deals“ etwa mit Oracle im Volumen von 300 Milliarden US-Dollar ausgehandelt. Oracle wiederum kaufte in großem Stil Hardware von Nvidia Nvidia-Chips – während Nvidia gleichzeitig 100 Milliarden US-Dollar in OpenAI steckte. Am vorigen Montag hat nun auch Amazon ein Cloud-Deal mit OpenAI im Wert von 38 Milliarden US-Dollar abgeschlossen. Nvidias Chips und OpenAIs Programme funktionieren nun auch in Amazons AWS-Rechenzentren. Diese Verflechtungen sind sich selbst verstärkende Kreisläufe aus Kapital und Marktbeherrschung – ohne tatsächliche Ausdehnung in andere Branchen. Wie lange dieses Milliardenspiel mit Nvidia als Hauptakteur gut gehen kann, steht in den Sternen. Dabei sind die Anwendungsgebiete von KI tatsächlich sehr vielfältig und beispielsweise bis in die innersten Abläufe von Produktion, Vertrieb, Finanzwesen sinnvoll einsetzbar. Befreit vom Diktat der kapitalistischen Monopole könnten heute so in kürzester Zeit Optimierungen in industrieller Produktion und anderen Bereichen ermittelt und zeitnah umgesetzt, und der weltweite Austausch von Erfahrungen und Erkenntnisfortschritten schnell organisiert werden.