Interview mit ehemaligem Bosch-Betriebsrat

Interview mit ehemaligem Bosch-Betriebsrat

Den gewerkschaftlichen und den selbständigen Kampf der Boschler stärken!

Für Rote Fahne News führte ein Redakteur des Fachgebiets Großbetriebe ein Interview mit Michael Faulhaber, ehemaliger Betriebsrat bei Bosch in Plochingen, IG-Metall-Senior, Aktivist beim Aufbau der Internationalen Automobilarbeiterkoordinierung.

Von wb

Rote Fahne: Michael, wie beurteilst Du die Kundgebung am 14. Oktober gegen die Schließung vom Boschwerk in Waiblingen?
Michael Faulhaber: Das war eine eindrucksvolle Sache, weil Boschler und Mercedes-Kolleginnen und -Kollegen diese Kundgebung gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Sie war sehr kämpferisch und war eine Weiterentwicklung der Aktionen bei Bosch in Leinfelden und Sebnitz.

 

Rote Fahne: In den Belegschaften und den Gremien wird ja heftig über die Ursachen der Angriffe der Konzerne und wie man damit umgehen soll diskutiert. Wie siehst Du das?
Michael: Ja, nicht nur dort und auch nicht isoliert von Fragen wie Krieg - Frieden, Umweltzerstörung – Umweltschutz, Militarisierung, soziale Demontage. Und ganz ganz wichtig: Die aufkommenden faschistischen Kräfte wollen unsere überparteilichen Gewerkschaften kaputt machen.

 

Rote Fahne: Hast Du deshalb auf der Kundgebung vor „Zentrum (Automobil)“ und der AfD gewarnt?
Michael: Ja, wir unterschätzen oft noch die Gefahr, die von heutigen Faschisten ausgeht. Sie kommen daher, als würden sie Arbeiterinteressen vertreten. Diese demagogische Andock-Strategie gilt es zu durchschauen, bevor es zu spät ist. Im Moment machen sie den Versuch, bei den Betriebsratswahlen im Frühjahr nächsten Jahres mit eigenen Listen - und oft auch als U-Boot innerhalb der Gewerkschaften - eine völkische Betriebs“gewerkschaft“ aufzubauen.

 

Ihr ward auf der Friedensdemo am 3. Oktober in Stuttgart mit eigenem Transparent: „Boschler gegen Kahlschlag – für Arbeits- und Ausbildungsplätze und Frieden!“

Ja, mit dem brennenden Boschanker. Der stammt aus unseren Kämpfen Ende der 1990er Jahren. Wir fanden das auch für heute passend. In dem Sinne Flagge zu zeigen, dazu hatten wir eine gute Debatte in Esslingen bei der Delegiertenversammlung der IG Metall.
Bei der Demo hätten noch viel mehr Delegationen von Mercedes, Porsche oder Bosch präsent sein müssen; so wie die vielen jungen Friedensbewegten auf der Demo. Vor allem von der Gaza-Solidarität war ich beeindruckt. Trump, Netanjahu oder Merz haben eine Niederlage erlitten. Das hat mich alles an meine Jugend und den Vietnamkrieg erinnert. Ich finde es deshalb sehr gut, dass Eure Zeitung sich klar dazu positioniert.

Wie geht es jetzt weiter?

Auf der Kundgebung vor Mercedes haben wir uns besser kennengelernt und verabredet, uns gegenseitig noch besser in unseren Kämpfen zu unterstützen, zu informieren und neue Ideen zu entwickeln. Die Waiblinger hatten schon auf der Kundgebung in Leinfelden auf ihrem Transparent geschrieben: „Ohne Streik wird sich nichts ändern“. Wir haben diesen Gedanken auf der Kundgebung in Sebnitz in unserem Bosch-Song verbreitet. In Stuttgart riefen wir: „1,2,3 und 4 – um die Arbeitsplätze kämpfen wir. 5,6,7 und 8 – gemeinsam sind wir eine Macht“.
Ich wünsche mir, dass am 24. November 11.55 Uhr viele zur Kundgebung in Waiblingen kommen. Das passt sehr gut zur 3. IAC-Konferenz in Pune/Indien (20.-24.11.) unter dem Motto: „Kein Kampf darf mehr alleine bleiben!“

Vielen Dank, Michael! Wir wünschen Euch viel Erfolg und werden mit unserer Berichterstattung dazu beitragen.