Mörderischer Antisemitismus

Mörderischer Antisemitismus

9. November 1938 Reichspogromnacht: Das barbarische Gesicht des Faschismus

1938 beschleunigte sich die vom Hitlerfaschismus betriebene Vorbereitung des Zweiten Weltkriegs durch die gewaltsame Schaffung Großdeutschlands: Im März wurde Österreich militärisch besetzt und dem Deutschen Reich angegliedert. Im September wurde der Tschechoslowakei das Sudetengebiet entrissen und deutsche Truppen marschierten ein.

Von Dieter Klauth
9. November 1938 Reichspogromnacht: Das barbarische Gesicht des Faschismus
Der zerstörte Innenraum der Synagoge an der Fasanenstraße in Berlin, die in der Reichspogromnacht von den Hitler-Faschisten verwüstet und dann angezündet worden war (foto: gemeinfrei)

Innenpolitisch wurden Nationalismus, Antikommunismus und Antisemitismus in aggressivster Weise verstärkt und bis zur direkten Aufstachelung zu Mordtaten gesteigert.

 

Am 7. November 1938 verübte der zuvor mit seiner jüdischen Familie aus Hannover vertriebene 17-jährige Herschel Grynszpan in Paris ein Attentat auf den deutschen Diplomaten Ernst von Rath. (1) Unter dem Vorwand der Vergeltung organisierten die Nazis am 9. November, dem Jahrestag des Hitler-Putsches von 1923, ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung. Demagogisch wurde mit der Bezeichnung „Reichskristallnacht“ auf die Zerschmetterung der Kristallgefäße reicher Juden angespielt. 281 Synagogen im Reichsgebiet gingen in Flammen auf, 7 500 jüdische Geschäfte, Wohnhäuser und Schulen wurden von SA-Männern (2) verwüstet, 91 Juden wurden in dieser Nacht ermordet und mehr als 20 000 in den Folgetagen in Konzentrationslager verschleppt.

 

Als führende Kraft im antifaschistischen Widerstand stellten sich die Kommunisten dem Naziterror entgegen. Unter Lebensgefahr verbreiteten sie Flugblätter zur Aufklärung der Bevölkerung. In einer Sonderausgabe der illegal erstellten „Roten Fahne“ wurde Mitte November 1938 die Erklärung des ZK der KPD „Gegen die Schmach der Judenpogrome“ abgedruckt. In ihr hieß es: „Getreu den stolzen Traditionen der deuschen Arbeiterbewegung, im wahren Geiste der größten deutschen Dichter und Denker, erhebt die Kommunistische Partei Deutschlands ihre Stimme gegen die Judenpogrome Hitlers, die vor der gesamten Menschheit die Ehre Deutschlands mit tiefster Schmach bedeckt haben. ... Es ist eine elende Lüge, dass die Pogrome ein ,Ausbruch des Volkszorns' gewesen seien. Sie wurden von langer Hand vorbereitet, befohlen und organisiert von den nationalsozialistischen Führern. Sie sollten in Wirklichkeit dazu dienen, den wachsenden Volkszorn gegen die nationalsozialistische Diktatur, gegen die wahnwitzige Ausplünderung des ganzen deutschen Volkes zugunsten der Rüstungsmillionäre und der korrupten Nazibonzen abzulenken auf Unschuldige, mit dem Ruf: ,Der Jud ist schuld!' Es sind nicht die Juden, die durch eine fortgesetzte Politik der Gewalt und der erpresserischen Drohungen gegenüber den anderen Ländern den Frieden gefährden und Deutschland in einen neuen Weltkrieg treiben. Es sind die Krupp, Thyssen, Mannesmann, Flick usw., die alten imperialistischen Verderber Deutschlands, die Kriegsgewinnler vom letzten Weltkrieg, die Inflationsgewinnler in der Republik, die Rüstungsgewinnler von heute, in deren Auftrag Hitler bereit ist, das deutsche Volk wieder in einem Krieg hinzuopfern. Immer in der Vergangenheit hat die Reaktion, wenn sie ein Volk aufs Schlimmste ausplünderte und die Erbitterung des Volkes fürchtete, sich der schmutzigen Mittel der Judenhetze und der Pogrome zum Zwecke der Ablenkung von den wahren Schuldigen am Volkselend bedient“. (3)

Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg

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An alle Sozialisten, Demokraten, Katholiken und Protestanten, an „alle anständigen und ehrbewussten Deutschen“ appellierte die KPD: „Helft unseren gequälten jüdischen Mitbürgern mit allen Mitteln! Isoliert mit einem Wall der eisigen Verachtung das Pogromgesindel! Klärt die Rückständigen und Irregeführten, besonders die missbrauchten Jugendlichen, die durch die nationalsozialistischen Methoden zur Bestialität erzogen werden sollen, über den wahren Sinn der Judenhetze auf!“

 

Die Erinnerung an den damaligen Ausbruch des Antisemitismus wird heute von bürgerlichen Politikern dazu missbraucht, die Gegner der Kriegführung des imperialistischen Israel des Antisemitismus zu bezichtigen. Die Lehre der Geschichte ist jedoch, dass der gerechte Kampf gegen Faschismus und Krieg immer den Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus beinhaltet!