Remscheid
Scharfe Waffen, Sprengstoff, Hakenkreuze – das bisher größte illegale Waffenlager in NRW
In Remscheid wurde nach einjährigen Ermittlungen ein Waffenlager und ein geheimes SS-Museum mit einer Menge Hakenkreuzen entdeckt. Eigentlich hatten die Ermittler wohl nicht mit einem derartigen Fund gerechnet – ermittelt hatten sie nur wegen des Handels mit den Waffen und Drogen.
Hunderte einsatzbereite Kriegswaffen
Gefunden wurde eine mindestens dreistellige Zahl an Schusswaffen, darunter Maschinengewehre, Maschinenpistolen, halbautomatische und nicht-automatische Gewehre (teilweise mit Schalldämpfern und Zielfernrohren) und Pistolen, sowie Sprengstoffe, Handgranate, Mörser, Panzerfäuste, Säbel, Bajonette und Messer – kurzum, jede Art von Infanteriewaffe, und das in rauen Mengen, jedenfalls genug für einen kleinen Aufstand oder hundert Terrorzellen.
Die Waffen stammten dabei teilweise aus den Weltkriegen, hier größtenteils deutsche Waffen, teilweise waren es aber auch neuere Waffen unterschiedlichster Herkunft für den Verkauf. Bei der Pressekonferenz der Polizei wurden sowjetische und tschechische Maschinenpistolen vorgeführt und damit in den Hintergrund gedrängt, dass es sich zum Großteil um Material der Hitler-Wehrmacht handelte. Dazu hatte die Polizei schließlich auch Stahlhelme, SS- und Wehrmachtsuniformen sowie diverse Plakate aus der Zeit des Hitler-Faschismus gefunden, darunter übrigens auch ein großes Portrait von Adolf Hitler selbst.
Das alles fand sich zuerst in einem versteckten Kellerraum, dem „Museum“, und noch viel mehr davon in einem zweiten Raum, am Montag entdeckten Raum, der hinter einer Vitrinie versteckt war. „Den Kriminalbeamten der Polizei war anhand des Grundrisses des Hauses zuvor aufgefallen, dass es noch eine weitere Räumlichkeit geben musste.“ schreibt die Polizei in ihrer Pressemitteilung. Heute wurde dann noch ein dritter Raum entdeckt, zu dem Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert: "Der neue Waffenfund ist außerordentlich umfangreich. Wir haben alleine um die 30 Kriegswaffen, darunter schwere Infanteriewaffen wie Maschinengewehre und Maschinenpistolen."
Aus den bisherigen Erklärungen geht mehr oder minder hervor, dass sie nicht sicher sagen kann, ob alle Waffen einsatzfähig sind, weil sie die noch nicht alle überprüfen konnte – allerdings berichtete die Polizei bisher nicht von einer einzigen nicht einsatzbereiten Waffe, die sie gefunden hätte. Einzelne Waffenteile fanden sich allerdings ebenfalls. Und der Sprengstoff war einsatzfähig - eine der gefundenen „Handgranaten war dermaßen instabil, dass ein längerer Transport nicht gefahrlos möglich war. Die Handgranate musste daher noch auf Remscheider Stadtgebiet kontrolliert gesprengt werden.“ so die Polizei. Und die Durchsuchung des Hauses in der Elberfelder Straße in Remscheid ist noch nicht abgeschlossen!
Vier Verhaftungen nach einem Jahr Ermittlungen
Erstmals im Mai 2024 hatte die Polizei Hinweise auf einen Kiosk in Remscheid erhalten, in dem neben Drogen auch Waffen angeboten wurden. Im Rahmen verdeckter Ermittlungen wurden dann sogenannte „Vertrauenskäufe“ durchgeführt, bei denen die Polizisten zunehmend gefährlichere Waffen für beträchtliche Summen kauften. Dabei sollen sie Hinweise erhalten haben, dass die Bande Kriegswaffen aus Polen geschmuggelt haben soll. Am Sonntag hatten die Polizisten einen mutmaßlichen Händler auf der A1 bei Remscheid festgesetzt. In dem mutmaßlichen Kurierfahrzeug wurde jedoch nichts gefunden. In fast einem Dutzend Wohnungen und anderen Räumen in Remscheid, Hamm und in Borxleben in Thüringen wurden daraufhin Durchsuchungen durchgeführt. In Hamm soll ein mutmaßlicher "Kunde" eine Maschinenpistole gekauft haben. Was genau gefunden wurde, ist allerdings bislang nur aus Remscheid bekannt – der Fall könnte also wohl noch größer werden.
Insgesamt wurden vier Verdächtige verhaftet, davon allerdings einer „nur“ wegen Drogenhandel. Die drei Hauptverdächtigen sitzen wegen des Verdachts des Handels mit Kriegswaffen in Untersuchungshaft. Michael Vagnsø, Leiter der Ermittlungskommission, berichtete, dass der mutmaßliche Kopf der Waffenschmugglergruppe, ein 59-jähriger Deutscher, den Keller wie ein „Privat-Museum“ mit Kriegsrelikten ausgestattet hatte. In diesem „Museum“ fanden sich auch rund 12.000 Euro Bargeld, 100 Gramm Kokain sowie 330 Gramm Marihuana und Haschisch.
Ermittler leugnen politischen Hintergrund vorsorglich
Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert erklärte in der Pressekonferenz, es gebe bislang „keine Anhaltspunkte für rechtsextreme Motive“ – es stehe das finanzielle Interesse der Beteiligten im Vordergrund. Der WDR berichtete heute, dass eine Überprüfung des Staatsschutzes hat keine Verbindungen ins rechte Spektrum ergeben habe. Daran hätte sich auch durch die neuen Funde nichts verändert. Eine solche Aussage direkt zu Beginn der eigentlichen Aufklärung zu machen, ist ein Skandal und offenbart die Voreingenommenheit dieser Ermittler!
Das soll kein Anhaltspunkt sein?
Wer würde auch hunderte Kilo Kriegswaffen, Sprengstoff, SS- und Wehrmachtsuniformen sowie Hakenkreuze und Hitlerbilder horten – das MUSS EINFACH ein geschichtlich interessierter Krimineller sein!
Wie können Oberstaatsanwalt Baumert und der Staatsschutz denn in einem Hitler-Portrait und diversen faschistischen Symbolen und Uniformen denn nicht zumindest „Anhaltspunkte“ erkennen? Da muss man doch im allerwahrsten Sinne auf dem rechten Auge blind sein!
Und inwiefern schließt das „finanzielle Interesse“ bitteschön einen politischen Hintergrund aus? Faschisten haben in der Vergangenheit immer wieder, auch zur Mittelbeschaffung, kriminelle Aktivitäten anderer Art entwickelt – vom Drogenhandel bis zur Prostitution lassen sich solche Beispiele finden.
Manch ein Kommentar (von rechts) im Internet und teilweise auch in den bürgerlichen Medien ist verharmlosend und behandelt den 59-jährigen Täter, als sei er nur ein verschrobener Waffensammler. Politisch könne da ja schon deswegen nichts dahinter stecken, weil er ja auch Waffen von der Roten Armee hatte. Waffen schon, mit denen hat er ja auch gehandelt – aber keine Uniformen, Flaggen und Plakate. In dem sogenannten „Museum“ und an seinen Wänden fanden sich nur faschistische „Sammlerstücke“. Warum hat er das gesammelt und was sagt das aus? Offensichtlich bringt seine Sammlung gerade auch im Zusammenhang mit den Waffen seine Gesinnung zum Ausdruck. Dies ist nicht der erste Fall, bei dem Menschen faschistischer Gesinnung sich in großem Stil Waffen beschaffen und in die organisierte Kriminalität verstrickt sind. Immer wieder gab es in den letzten Jahren ähnliche Skandale, die aber schnell wieder in der Versenkung verschwanden. Die verbale Hetze von heute ist der faschistische Terror von morgen. Die Hintergründe und Hintermänner müssen vollständig aufgeklärt werden!
An sich ist die ganze Debatte absurd – wenn an einem Kiosk von einem Unbekannten eine Deutschlandflagge gestohlen wird, dann ist das ohne weitere Prüfung ein Fall für die Statistik Politisch Motivierte Kriminalität Links, und niemand kommt auf die Idee, zu fragen, ob bei einem syrischen Taschendieb seine Herkunft Teil des Motivs war, oder ob da nicht doch „das finanzielle Interesse“ „im Vordergrund“ stand – nein, das ist dann ganz klar „Ausländerkriminalität“. Und dann fällt auf – warum sagt eigentlich die doch angeblich stets um die öffentliche Sicherheit besorgte faschistische AfD nichts? Bei jedem ausländischen Jugendlichen, bei dem am Bahnhof ein Taschenmesser gefunden wurde, zeigt sie bundesweit Empörung, aber ein paar hundert Kilo Sprengstoffen und Kriegswaffen in einem deutschen Keller scheinen für die Sicherheit keine Bedrohung zu sein. Dass die Faschisten gerade hierzu nichts sagen, sagt doch schon wieder sehr viel.
Und eine Frage ist weiterhin offen: An wen wurden die Waffen verkauft? Auch deren Motive sind von Bedeutung, denn zu welchen Zwecken kauft man moderne und einsatzbereite Maschinenpistolen mit Munition, wenn man sie nicht einsetzen will? Dass solche Waffen verkauft wurden, scheint nicht nur im Fall von Hamm belegt. Auch den Polizisten verkauften die Schmuggler eine solche Waffe.