Würdigung des Widerstands

Würdigung des Widerstands

Solingen: Antifaschistische Bildungs- und Gedenkstätte Max-Leven-Zentrum eröffnet

Am 28. Oktober 2025 wurde nach sechsjähriger Vorarbeit die antifaschistische Bildungs- und Gedenkstätte Max-Leven-Zentrum in Solingen eröffnet.

Von Christoph Gärtner
Solingen: Antifaschistische Bildungs- und Gedenkstätte Max-Leven-Zentrum eröffnet
Baustelle mit originalen Bodenfliesen aus dem Haus „Am Neumarkt 23“, dem ehemaligen Sitz der Redaktion der „Bergischen Arbeiterstimme“. Foto: Daniela Tobias

Max Leven war Kulturredakteur der kommunistischen „Bergische Arbeiterstimme“, in den zwanziger Jahren zweitgrößte Zeitung in Solingen. Er wurde in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 in seiner über den Redaktionsräumen gelegenen Wohnung von Nazi-Schergen erschossen. Seine Frau und seine beiden Töchter wurden im KZ ermordet. Sein Sohn Heinz floh nach seiner Gefängnisentlassung 1933 aus Deutschland.

 

Daniela Tobias, im Vorstand des Vereines Max-Leven-Zentrum: „Max Leven war Jude und Kommunist, also ein doppeltes Feindbild für die Nazis. Daher wurde er auch erschossen.“ Die Straße an den Gebäuden der „Bergischen Arbeiterstimme“ heißt seit langem „Max-Leven-Gasse“. Vor einigen Jahren beschloss die Stadtsparkasse, den Gebäudekomplex der ehemaligen „Bergischen Arbeiterstimme“ und auch der ehemaligen KPD-Büros abzureißen, um darauf eine neue Sparkassen-Zentrale zu errichten. Als Protest dagegen entstand 2019 von Antifaschisten auch um die VVN/BdA die Idee, genau an dieser Stelle integriert in die neue Stadtsparkasse eine Ausstellung zur Würdigung des antifaschistischen Arbeiterwiderstands in Solingen zu errichten. Die Stadtsparkasse willigte ein, der Stadtrat beschloss einstimmig die städtische Trägerschaft und beauftragte das Stadtarchiv gemeinsam mit dem Verein Max Leven-Zentrum zur Errichtung dieser ersten antifaschistischen Gedenkstätte in Solingen.

 

Die Arbeit des Vereins Max-Leven-Zentrum wurde und wird auch vom Willi-Dickhut-Museum von Anfang an unterstützt. Denn Willi Dickhut war eine bedeutende Persönlichkeit im antifaschistisch-kommunistischen Widerstand Solingens. Die Eröffnung fand in feierlichem Rahmen mit ca. 110 geladenen Gästen aus Bundes-, Landes- und örtlicher Politik sowie Vertreten der Arbeiter- und antifaschistischen Bewegung statt. Als Vertreter des Willi-Dickhut-Museums und Mitglied im Max-Leven-Verein e.V. war auch ich unter den geladenen Gästen. Ein Highlight war die Begrüßung von drei Nachfahren der Familie Leven, die extra aus Argentinien angereist waren. Der scheidende Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) würdigte diesen Tag als historisch. Zahlreiche andere Redner betonten die Bedeutung einer solchen „Gedenkarbeit“ gerade in heutigen Zeiten.

 

Bei aller berechtigten Anerkennung für die vielschichtige Unterstützung dieser Ausstellung war das gegenseitige Schulterklopfen oft peinlich. Meine Sitznachbarin, eine linke Gewerkschafterin, empört: „Warum würdigen sie vor allem sich selbst? Warum nicht viel mehr die Leistung von Max Leven und der anderen antifaschistischen Widerstandskämpfer?“

 

„Historisch“ ist die Einweihung diese Gedenkstätte schon. Aber auch in dem Sinne, dass es allerhöchste Zeit wurde, 80 Jahre nach Ende der faschistischen Diktatur endlich den Arbeiterwiderstand in einer jahrzehntelang kommunistisch geprägten Arbeiterstadt wie Solingen zu würdigen. Darauf wies Inge Krämer für die VVV/BdA hin: Denn die VVV/BdA hatte schon seit Jahrzehnten eine solche antifaschistische Gedenkstätte gefordert – lange Zeit vergeblich. Jetzt ist es so weit. Die Ausstellung ist genau am früheren Platz der „Bergischen Arbeiterstimme“ und der Wohnung des Kommunisten Max Leven. Sie ist „ein offenes Fenster in die Stadtgeschichte, zur Geschichte der Arbeiterbewegung, die Solingen in besonderer Weise geprägt hat, zu Alltag, Verfolgung und Widerstand in der NS-Diktatur“ – so der Max-Leven-Verein.

 

Der mutige antifaschistische Kampf der Solinger Arbeiterbewegung – auch der kommunistischen – bekommt ein lebendiges Gesicht. Ein bedeutsamer Erfolg gegen die heute wachsende faschistische Gefahr und den Antikommunismus, dass zahlreiche bürgerliche Instanzen und Redner dies würdigten.

 

Die ARD-„Lokalzeit Bergisch Land“ vom 28. Oktober 2025 bringt ab Minute 13:19 einen sehenswerten Bericht

 

Am morgigen Sonntag, dem 2. November, von 11 bis 17 Uhr sind die neuen Räume in der Max-Leven-Gasse 7 erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich.

 

Allgemeine Öffnungszeiten: Sonntags 11-14 Uhr und Mittwochs 17-20 Uhr. Gruppenbesuche können individuell unter mlz@solingen.de vereinbart werden.

 

Homepage: https://max-leven-zentrum.de/