Eine Nachlese

Eine Nachlese

Das Konzert der Band „Die Grenzgänger“ zum Bauernkrieg im Kultursaal in Gelsenkirchen

Am Samstag, dem 25. Oktober, begeisterten die vier Musiker der Band „Die Grenzgänger“ mit Liedern und Texten zum 500sten Jahrestag der revolutionären Aufstände der Bauern in vielen Teilen Deutschlands.

Von cw
Das Konzert der Band „Die Grenzgänger“ zum Bauernkrieg im Kultursaal in Gelsenkirchen
(rf-foto)

„Das Bauernwerk ist nichts mehr wert ...“ sangen sie vor 500 Jahren. Und damals erhoben sie sich mutig, die Bauern, Bergleute, verarmte Städter und Dörfler gegen maßlose Fürsten und Kardinäle, Leibeigenschaft und Fronarbeit. Vom harten Leben, der immer härteren Unterdrückung sangen sie. Aber auch von ihren Aufständen, den Kämpfen zeugten die Lieder.

 

Die Grenzgänger malten dazu einen virtuosen Klangteppich, der nicht nur die Lage hörbar, sondern dem Publikum auch spürbar machte, wie sich die Bauern fühlten als „Armer Konrad“, in einem nicht hinnehmbaren Leben, mit ihrer Wut, ihrem Mut und Kampfwillen: „Ich will nicht länger sein der Adligen Knecht ... ich komm mit Spieß und Morgenstern.“

 

Sie stürmten so manche Burg, sie verjagten vielerorts Adlige und Landsknechte, trotz schlechter Waffen und nur wenigen in ihren Reihen, die das Kriegshandwerk gelernt hatten. Sie forderten nicht bloß „weniger Abgaben, weniger Frondienste, mehr Rechte.“ Sie forderten das Unerhörte: Alle Menschen sollten gleich sein. Das war revolutionär! Und ja, sie hatten für ihre Utopie eine Theorie, die schon in der Bibel stand: „Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?“ Den gab es dort nicht! Die Herren hatten die biblischen „Gottesrechte“, ihre Menschenrechte ins Gegenteil verkehrt. Das musste geändert werden. Auch Luther sprach zunächst davon. Aber er zuckte zurück, als die Bauern das wahr machen wollten, stellte sich – anders als der Pastor und Bauernführer Müntzer – auf die Seite der Adligen.

 

Den Grenzgängern war für die Erzählung dieser Geschichte, für ihre Lieder fast jedes musikalische Mittel recht. Sie blieben nicht bei mittelalterlicher Musik, sie bedienten sich virtuos und freimütig am Blues, an Gypsy, Folk, Jazz und Rock. Von Anfang an sprang der Funke zum Publikum über, es klatschte mit, sie sangen gemeinsam mit denen auf der Bühne. Alle wurden zum „freien Bauersknecht“, zum Kämpfer für den alten Menschheitstraum der klassenlosen Gesellschaft.

 

Sicher: Der Adel konnte damals seine Herrschaft mit blutiger, barbarischer Gewalt noch einmal aufrecht erhalten, aber ihre Totenglocke war damit eingeläutet. Das wussten am Ende auch die geschlagenen Bauern: Das Unrecht konnte nicht ewig bleiben und so sangen sie: „Geschlagen ziehen wir nach Haus, die Enkel fechtens besser aus“. Zum Konzert-Höhepunkt wurden daher die gemeinsam gesungenen Zeilen „Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht...: die Solidarität!“. Dieses „Vorwärts“ - das klang nach!

 

Ein tolles Konzert! 

 

Das neue Album der Grenzgänger