#Stadtbild
"Wir sind die Töchter" - Debatte, Proteste und Demos gegen Merz gehen weiter
#Stadtbild-Debatte und Proteste gehen weiter. Auf der Straße und mit tausenden Posts im Netz. Viele nehmen Merz und rassistische Vorbehalte auf die Schippe.
Etwa, wenn im breitesten Schwäbisch ein dunkelhäutiger Mann einen beleibten Spaziergänger fragt, wo denn auch er herkomme. Entsetzt muss der Fragesteller erfahren: Es ist ein Badenser! - und sucht das Weite. Denn (angeblich) liegen Welten zwischen Baden und Württemberg und der jeweiligen Bevölkerung.
Bitter ernst hingegen ist dieser Post auf Instagram: "Herr Merz, 'fragen Sie mal Ihre Töchter', haben Sie gesagt. Ich bin eine Tochter: Ich bin die Tochter von Mehmet Kubasik. Mein Vater wurde vom NSU ermordet, mitten in Deutschland."
Unter dem Druck der Proteste rudert Merz etwas zurück - ohne um Entschuldigung zu bitten natürlich. Bei einem Besuch in London redet er sich heraus. Deutschland brauche natürlich auch in Zukunft Einwanderung, unverzichtbar seien die Migrantinnen und Migranten. Er habe doch nur die Leute ohne dauerhaftes Aufenthaltsrecht und Arbeit gemeint, die sich nachts auf Bahnhöfen rumtreiben und "auch unserer Polizei Probleme bereiten".
Aber auch diese Leute muss Merz nicht rassistisch anmachen. Soll er doch mal Wohnungs- und Obdachlosigkeit bekämpfen. Soll er für gute Unterbringung von Flüchtlingen und Migranten inmitten der einheimischen Bevölkerung sorgen. Und ihnen vom ersten Tag an Arbeitserlaubnis erteilen. Aber nein, es ist doch viel einfacher, negative Parolen über das #Stadtbild zu verbreiten, Vorurteile und Spaltung zu schüren. Außerdem, Herr Merz: Waren Sie schon mal nachts in München am Bahnhof unterwegs, wenn die letzten Wiesn-Zelte zugemacht haben und tausende betrunkene Männer aller Couleur sich herumtreiben und Frauen belästigen? (Achtung, natürlich sind viele viele Oktoberfestbesucherinnen und -besucher fröhliche Gäste aus aller Welt, die gemeinsam feiern und auf Bierbänken tanzen).
Innerhalb kürzester Zeit haben mehr als 190.000 Menschen eine Petition mit dem Titel "Wir sind die Töchter" unterschrieben. "Wir sind die Töchter und lassen uns von Ihrem Rassismus nicht einspannen, Herr Merz! Sie sprechen nicht für uns", erklärte die Initiatorin Cesy Leonard. "Wir haben ein strukturelles Problem mit Gewalt gegen Frauen - fast immer im eigenen Zuhause. Die Täter sind nicht irgendwelche Menschen im 'Stadtbild', sondern Ehemänner, Väter oder (Ex)Partner."
In vielen Städten fanden gestern und heute erneut Demonstrationen statt, darunter in Köln und Münster. Auch für den morgigen Freitag sind neue Kundgebungen und Demos geplant.