Weltkriegsvorbereitung
Wehrpflichtdebatte: Losziehen beim Berliner Gruselkabinett
Mit dieser Regierung hat die große Masse der Bevölkerung wahrlich nicht das große Los gezogen. Das wahre Grauen überkommt einen bei der Vorstellung, dass diese Geister, die die Großkonzerne riefen, nun zielstrebig einen Dritten Weltkrieg vorbereiten.
Bei der Debatte unter Jugendlichen geht es noch hin und her, ob zum Bund gehen oder nicht, aber die übergroße Mehrheit von ihnen ist bislang nicht gewillt, waffenstarrend oder gar begeistert in den Krieg zu ziehen.
Dass die Berliner Politiker allen Ernstes bei der Wehrpflicht in Betracht ziehen, wer per Losverfahren zum Bund soll, ist eine wahre Geisterdebatte. Denn letztlich werden im Kriegsfall alle 18- bis 60-jährigen eingezogen. Dem kann man auch nicht ausweichen etwa durch sechs Jahre Verpflichtung zum „Ehrenamt“ beim THW (Technisches Hilfswerk). Schon wird dazu im Fernsehen für mehr Ehrenamtliche geworben, weil eine Verdoppelung notwendig sei, angesichts der internationalen Lage. In Wahrheit ist dies Bestandteil der weiteren Militarisierung, denn das THW ist alles andere als eine harmlose Truppe in Katastrophenfällen.
Im Revolutionären Weg „Der Staatsmonopolistische Kapitalismus in der BRD“ von 1978 heißt es dazu im Teil III, Seite 192: "1953: Das Technische Hilfswerk (THW) wird eingerichtet. Dies geschieht gegen den Widerstand der demokratischen Kräfte und der Gewerkschaften. Erster Chef wurde der aus der Weimarer Zeit als Gründer der ‚Technischen Nothilfe‘ (von den Arbeitern ‚Streikbrecherbrigade‘ genannt) bekannte Otto Lemnitz. Heute (1978) besteht das THW aus 70000 paramilitärisch ausgerüsteten, aber nicht bewaffneten freiwilligen Helfern, hinzu kommen 650 Festangestellte.“ Aktuell sind es beim THW bereits 2.200 hauptamtliche und 88.000 ehrenamtliche Helfer.
Es geht also darum, weder diesem Wehrpflichtgesetz noch jeder Form der Militarisierung über den Weg zu trauen und sich klar aktiv dagegen zu positionieren. Im Übrigen ist das berüchtigte „Losverfahren“ für die Einziehung von Rekruten ein alter Hut; es erlitt bereits 1906 in Belgien eine krachende Niederlage. Als 1886 dort das Militär ein Blutbad unter demonstrierenden Arbeitern anrichtete, war dies die unmittelbare Ursache für die Gründung der dortigen Arbeiterjugendbewegung. Sie organisierten sich in den „Jungen Garden“, die eine mächtige antimilitaristische Agitation und Propaganda entfalteten. Sie brachten eine Unzahl von Zeitungen, Flugblättern, Postkarten usw. heraus.
Als dann 1906 per Losziehung entschieden werden sollte, wer zum Militärdienst eingezogen werden sollte, gab es entsprechende Protestaktionen, wurden u.a. 20.000 Klebezettel in den Straßen Belgiens verklebt und 80.000 antimilitaristische Plakate verteilt (s. hierzu auch Karl Liebknechts Schrift „Militarismus und Antimilitarismus“). Junge Garden gab es dann auch in Deutschland. Das war so erfolgreich, dass ein paar Jahre später das Militär nicht mehr gegen streikende Arbeiter eingesetzt werden konnte; dafür wurden dann besondere Einheiten, Bürgerwehren usw. aufgebaut.
So gesehen könnte das Wehrpflichtgesetz und die Weltkriegsvorbereitung - durch die Kampfeinheit von Jung und Alt - für die Herrschenden hierzulande noch zu einer gruseligen Angelegenheit werden.