Berlin-Moabit

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Friedensstatue gewaltsam entfernt und ins Unbekannte abtransportiert!

Warum stört eine "Friedensstatue" gerade in Zeiten von Krieg und Faschismus? So schrieben wir auf eines unserer Protestschilder.

Von einer Korrespondentin
Friedensstatue gewaltsam entfernt und ins Unbekannte abtransportiert!
(rf-foto)

Was war geschehen?

Im Morgengrauen des 17. Oktober um 7 Uhr rückten ein großer Möbelwagen, mehrere Arbeiter und ca. 25 Polizisten in schwarzer Kampfmontur an, um eine sitzende Bronzestatue gewaltsam zu entfernen und ins Unbekannte abzutransportieren. Gerade begann für uns drei unsere Mahnwachen-Frühschicht, da ging es los, wir protestierten lautstark, filmten, hielten Schilder hoch. Die Polizisten reagierten pampig bis aggressiv, behinderten uns, ruckzug war der Spuk vorbei. Plötzlich war Aris Platz leer. Wir schmückten ihn, seitdem ist selbst dieser leere Platz zu einem Aufklärungs- und Versammlungsort voller Empörung und auch Tränen geworden.

"Ari" stand seit fünf Jahren Im Stadtteil Moabit

Im Berliner Stadtteil Moabit stand seit fünf Jahren diese Friedensstatue, genannt „Ari“ (armenisch für „Mut“). Sie erinnert an die 200 000 junge Frauen, die von der japanischen Armee in der Zeit des Zweiten Weltkriegs verschleppt und in Lagern jahrelang festgehalten, brutal vergewaltigt und misshandelt wurden. Meistens waren sie aus dem besetzten Korea, auch aus Philippinen, Indonesien, China. "Ari" erinnert an dieses Menschheitsverbrechen und an die Opfer, aber auch an den Mut überlebender Frauen, die erst ab dem Jahr 1991 das Schweigen brachen und seitdem eine weltweite Bewegung in Gang setzten. Die Friedensstatue ist ein Symbol gegen sexualisierte Gewalt in Kriegen- und damit universell. Sie steht in vielen Ländern der Welt, vor allem in Korea. Der Koreaverband, der hier in der Nähe seinen Sitz hat, hat diese Statue nicht nur aufgestellt, sondern wunderbar gepflegt und zu einem belebten Ort der Frauenbewegung mit Versammlungen und Demos gemacht. Häufig gab es Bildungsprojekte mit Schülern, es sangen und spielten Musikerinnen und Musiker, immer gab es Blumenschmuck und fast nie wurde Ari Opfer von Vandalismus. Kinder setzten sich neben sie, streichelten die Wangen, eine Nachbarin sagte neulich: „Ich wohne bei der schönen goldenen Frau!“ Kurzum, sie war im Stadtteil und bei den fortschrittlichen Menschen, besonders Frauen, in Berlin bekannt und beliebt.

Es entwickelte sich eine vertrauensvolle Bündnisarbeit

Der Frauenverband Courage, die MLPD-Genossinnen und -Genossen vor Ort, Omas gegen rechts, feministische und antikoloniale Gruppen, Nachbarn trugen aktiv dazu bei. Es entwickelte sich eine vertrauensvolle Bündnisarbeit im Gegenwind. Wichtig war auch die Bewusstseinsbildung, was Deutschland mit der Sache zu tun hat: Das faschistische Hitlerregime und das faschistische Japan waren Verbündete, sie hatten einen sogenannten Anti-Kominternpakt geschlossen, es ging also letztlich gegen die damals sozialistische Sowjetunion. Diese imperialistischen antikommunistischen Brüder im Geiste begingen ähnliche Verbrechen, so richtete die japanische Armee furchtbare Massaker in China an, denen allein in Nanjing 300.000 Menschen zum Opfer fielen. Faschismus und Krieg sind Zwillinge. Heute wird die Welt von den Imperialisten wieder in diese Richtung getrieben!

Sehr wohl gehört eine solche Statue nach Berlin!

Warum musste nun schon jahrelang für den Verbleib der Statue an diesem öffentlichen Platz gekämpft werden, wo sie doch solche wichtigen Inhalte transportiert und so beliebt war? Der Hintergrund: Die japanische Regierung intervenierte von Beginn an beim deutschen Außenminister, dann runter zum Berliner Senat bis hin zum Bezirksbürgermeister in Berlin-Mitte. Das Ansehen Japans würde geschädigt, die Beziehungen zwischen Deutschland und Japan sehr belastet, wenn die Statue mit ihrer Erklärtafel mitten in Berlin stünde! Klar, die gemeinsamen imperialistischen Interessen im pazifischen Raum, wo es jetzt verstärkt gegen den Rivalen China geht, die wirtschaftlichen, sprich Profitinteressen, sind natürlich wichtiger als das Gedenken an dieses Verbrechen. Also wieder eine imperialistische Komplizenschaft. Natürlich wurden auch rechtliche Argumente bemüht und allein diese in der Öffentlichkeit verbreitet, aber die temporäre Genehmigung dieses Kunstwerks hätte man bei entsprechendem Willen durchaus in dauerhaft ändern können. Der Koreaverband und die Solidaritätsbewegung konnten dagegen eine Verlängerung von zwei auf fünf Jahre erkämpfen.

 

Unsere Frau Bezirksbürgermeisterin ist von den Grünen - genau, von der Partei, die sich so feministisch gibt und sich ja so für die Menschenrechte einsetzt. Weshalb sie sich zur Kriegstreiberpartei entwickelte und ihre örtliche Amtsträgerin auch im Fall von Ari nicht an Heuchelei zu überbieten ist. Diese Erkenntnis hat inzwischen Massencharakter angenommen. Für die Herrschenden ist die Angelegenheit zu einem Bumerang geworden, sie wollten keine Friedensstatue, aber seit Jahren hat sie bundesweit und international Aufsehen erregt und Bewusstsein geschaffen.

 

Das alles ist vor allem dem Kampf der Frauen, der asiatischen community und der vielen solidarischen Menschen zu verdanken! Und dieser Kampf geht weiter. Irgendwo in Berlin wird Ari wieder aufgestellt werden, sicher!