Film-Tipp
Karla - Unaussprechliches zeigen
An einem Abend in den frühen 1960iger Jahren kommt ein zwölfjähriges Mädchen in München in die Polizeiwache. Sie will eine Anzeige erstatten gegen ihren Vater wegen sexuellen Missbrauchs.
Sie besteht darauf, mit einem Richter zu sprechen. Der kommt schließlich mürrisch, mitten in der Nacht, will nicht so recht an „diesen Fall“ ran. Ob das Mädchen, das nicht aussprechen kann, was mit ihr passiert, glaubwürdig ist, eine Anklage Aussicht auf Erfolg hätte? Aber das Mädchen, voller Würde und entschlossen zu kämpfen, lässt ihn nicht los.
Und die mitfühlende Sekretärin (Imogen Kogge) fordert ihn: „Man braucht nur eine Insel im großen weiten Meer, man braucht nur einen Menschen, den aber sehr“ zitiert sie Mascha Kaleko. „Und der soll ich sein?“ Die Herausforderung nimmt Richter Lamy schließlich an, kämpft mit der von der jungen Elise Krieps großartig gespielten Karla. Es werden keine Vergewaltigungsszenen gezeigt – es gibt keine Filmmusik, die alles übertönen könnte. Karla flieht durch Wiesen und Felder „in eine andere Welt“, jagt der Missbrauch der Vaters sie gar in den Selbstmord?
Vieles könnte auch heute passieren, von der eigenen Mutter verleugnet, in der Schule als faul abgestempelt ... Aber Karla findet Hilfe, bei der kleine Straßenhure, die sie im Erziehungsheim für „gefallene Mädchen“ trifft, in der Sekretärin und schließlich im Richter Lamy.
Ein tief berührender, Mut machender, unbedingt sehenswerter Film.