Leserbrief
Pflege: Handlungsbedarf bei der Einstufung von psychiatrischen Erkrankungen
Bei der derzeitigen Diskussion um die Pflege wird eine Sache nicht berücksichtigt. Es besteht Handlungsbedarf bei der Einstufung von psychiatrischen Erkrankungen in die entsprechenden Pflegegrade.
Ich bin seit 30 Jahren in der psychiatrischen Pflege tätig. Ich bin Praxisanleiter, Demenzexperte und seit 2011 Pflegetrainer für die familiale Pflege. Seit 2013 begleite ich Patienten von der stationären in die häusliche Pflege.
Bei Patienten mit Psychosen, Depressionen und Angststörungen habe ich große Probleme, sie in Pflegegrade einzustufen. Die Pflegegrade bestehen aus sechs Modulen. Für die psychiatrische Pflege gibt es zu wenige Module. Wenn du psychisch krank bist, kannst du dich ja trotzdem waschen oder ähnliches. Dennoch ist es aber wichtig, jemanden zu haben, der einen unterstützt. Wenn bei uns Patienten aus der stationären Behandlung mit Depression stabilisiert wurden, bekommen sie einen Aktivitätenplan sowie einen Notfallplan für zu Hause. Ich kontrolliere dann einmal die Woche, ob sie das einhalten, z.B. regelmäßig Sport zu machen. Diese häusliche Versorgung ist bei uns am Haus aber die Ausnahme, das haben wir selber aufgebaut. Meiner Meinung nach müsste das die Regel sein und im Pflegestufensystem integriert sein.