Allgäu

Allgäu

Auf den Spuren des Bauernkriegs

Bei einem Stadtbesuch in Kempten führte uns im Stadtteil Leubas eine ältere Bewohnerin zu einem kleinen Gedenkstein mit einer schlichten Messing-Tafel. Sie erinnert an den Bauernkrieg vor 500 Jahren.

Urlaubskorrespondenz von wr
Auf den Spuren des Bauernkriegs
Die Tafel in Kempten-Leubas (rf-foto)

Die Tafel hatte folgende Inschrift: „Bei Leubas auf der Malstatt des kaiserlichen Landsgerichts der Grafschaft Kempten fanden sich 1491 die stiftkemptischen Bauern zu einer Schwurgemeinschaft zusammen. Auch im Januar 1525, im Vorfeld des Bauernkrieges, hielten sie hier ihre wichtigste Versammlung ab.“


Wir wurden neugierig und forschten nach Hintergründen. Die Wut der Bauern und armen Stadtmenschen hatte sich schon lange vor 1525 angestaut. Ein Chronist aus Kaufbeuren vermerkte im Jahr 1491, dass die Stadt Memmingen eine kostenlose „Musspeisung“ aus Haferbrei einführen musste, um die Stadtbevölkerung am Leben zu erhalten. Die Grundherren erhöhten dennoch Steuern und Abgaben. Bauern versammelten sich und klagten vor den Gerichten. Diese Klagen wurden meistens mit verschärften Repressalien beantwortet.


Die Bauern von Leubas schickten im Januar 1492 einen Delegierten zum Kaiser nach Wien. Er kam nie an und wurde auf dem Weg ermordet. Die Fronten verhärteten sich, bis es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung kam. Diese beendete der Kemptener Fürstabt mit einem Straffeldzug gegen Jahresende 1492. Der Kaufbeurer Chronist Stefan Fischer berichtet darüber und bemerkt anschließend: „Die folgenden Jahrzehnte im Allgäu blieben zwar ruhig, aber niemand – weder die Bauern noch die Obrigkeit – hatte vergessen, was passiert war. Die Ruhe war also trügerisch, …“¹

 

Weder die gesteigerte Ausbeutung und das große Elend, noch die unverschämte, provokative Unterdrückung der Herrschenden alleine wurden zum Auslöser der ersten (frühbürgerlichen) Revolution von 1525/26 im deutschsprachigen Raum. Der qualitative Sprung brauchte auch die Verarbeitung der Erfahrungen im Lichte der revolutionären Weltanschauung, damals ausgelöst durch die Reformation, zuerst von Luther, dann aber durch die revolutionären Lehren von Thomas Müntzer.

 

Titelblatt der zwölf Artikel, des Kampfprogramms der Bauern 1525 Grafik: gemeinfrei
Titelblatt der zwölf Artikel, des Kampfprogramms der Bauern 1525 Grafik: gemeinfrei

Info:

Veranstaltung im Arbeiterbildungszentrum Süd Stuttgart:

Der große Deutsche Bauernkrieg – Vortrag mit Bildern und Liedern

Referent Wolf-Dieter Rochlitz

Zum Abschluss der Veranstaltung: Singspiel „15–25, dran, dran, dran!“, aufgeführt von Jugendlichen und Bosch-Arbeitern

Sonntag, 2. November 2025, 17 Uhr, Eintrittspreis 10 Euro/7 Euro ermäßigt

Demnächst auch auf der Website des ABZ Süd