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Wird das Oktoberfest auch noch verlängert?

Das fordern die Großwirte und -schausteller. Denn gestern war die Wiesn für siebeneinhalb Stunden geschlossen. Das Bier, das weniger getrunken wurde, die Ochsen, die weniger verzehrt wurden - die Umsatzeinbußen gehen in die Millionen.

Von gis

Kleinen Karussell-Betreibern und Wurstbuden entging auch mancher Euro. Aber sie haben bei der Stadt München, der Veranstalterin der Wiesn, nicht die große Lobby. 

 

Das Oktoberfest wurde gestern Vormittag nicht wie sonst üblich um 10 Uhr geöffnet. Im Zusammenhang mit einem Brand im Münchner Norden, der zwei Todesopfer forderte, wurde eine Bombendrohung gegen das Oktoberfest gefunden. Die Polizei suchte bis in die Nachmittagsstunden versteckten Sprengstoff auf dem Festgelände. Nachdem sie nichts fand, wurde die Wiesn wieder geöffnet und hatte am Abend kaum weniger Zulauf als sonst.

 

Ob der Ereignisse setzte der Münchner Stadtrat kurzerhand seine für gestern geplante Sitzung ab. Da wäre es um eine brisante Angelegenheit gegangen, sie stand ebenfalls im Zusammenhang mit dem Oktoberfest: Wer hatte die brandgefährliche Überfüllung am Samstag, dem 27. September, zu verantworten? Der Wiesn-Chef? Der Oberbürgermeister? Hatten Schottenhamel und der Hofbräu-Konzern Druck gemacht, immer noch mehr Leute einzulassen, obwohl längst eine Schmerzgrenze erreicht war?

 

Viele drängende Fragen, die gestern in der Stadtratssitzung geklärt werden sollten. Wurden sie nicht, Aufarbeitung vertagt, Erleichterung bei den Stadtoberen. Tatsächlich ist das Oktoberfest am Samstag haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrappt, wie sie die Loveparade in Dusiburg eine war, mit 21 Toten, fast alle junge Menschen. Auf dem Oktoberfest war es am Samstag so voll, dass Besucher zum Teil eineinhalb Stunden auf der sogenannten Wirtbudenstraße eingepfercht waren, keinen Schritt vorwärts und keinen zurück gehen konnten. Panik kam auf. Weil das Gelände zum "Schutz vor Terroranschlägen" immer massiver umzäunt wird, kann man die Wiesn auch nicht wie früher einfach verlassen. Zu allem Übel versagten die Wiesn-Manager komplett bei der Kommunikation und jagten den Menschen zusätzlich Angst und Schrecken ein. Und diese gefährliche Lage bezeichnete der Wiesn-Chef, der frühere Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Scharf, als "kleines Sommergewitter".

 

Jemandem mit einer solch verantwortungslosen Denk- und Handlungsweise kann man ein solches Massen-Event wie das Oktoberfest nicht anvertrauen! Man kann nur hoffen, dass die Leute bis Sonntag umsichtig genug sind und es nicht zu Panik und schweren Unfällen kommt.