„Safe Abortion Day“

„Safe Abortion Day“

Weltweit Aktionen für einen legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruch

Rund im den diesjährigen internationalen „Safe-Abortion-Day“ am 28. September waren in Deutschland Menschen bei mindestens 75 vielfältigen, informativen und kämpferischen Aktionen in 50 Städten für einen legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruch aktiv.

bl/je
Weltweit Aktionen für einen legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruch
(Foto: Frauenverband Courage)

Weltweit machen sich Menschen in über 80 Ländern mit zahlreichen Aktionen stark dafür, dass Frauen selbst entscheiden können, ob sie eine Schwangerschaft austragen wollen - ohne staatliche Verbote und moralische Verurteilung. (1) Das ist auch bitter nötig. Fast die Hälfte aller Schwangerschaftsabbrüche finden laut Weltgesundheitsorganisation unter unsicheren, oft lebensgefährlichen Bedingungen statt. Sie sind dritthäufigste Todesursache bei Müttern weltweit. (2)

 

In vielen Ländern kommt es im Zuge der Rechtsentwicklung und Tendenz zum Faschismus zu einem regelrechten Rollback. Allerdings machen auch die hartnäckigen Kämpfe und Erfolge der Frauenbewegung Mut. In den letzten Jahrzehnten setzte sie in 50 Ländern Verbesserungen durch bis zur vollständigen Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs etwa in Argentinien, Irland, Südkorea oder Frankreich. Und das gegen den Widerstand und Einfluss der sogenannten „Lebensschutzbewegung“, in der religiös-fundamentalistische, konservative bis hin zu faschistischen Kräfte international vernetzt zusammenarbeiten.

 

Begleitet von Gegenprotesten waren am 20./21. September in Köln und Berlin Bischöfe der christlichen Kirchen in trauter Eintracht mit AfD-Abgeordneten wie Beatrix von Storch und ihrem Ehemann beim „Marsch für das Leben“ zu sehen. Für sie ist jede Frau, die die Schwangerschaft abbricht, eine Mörderin. Wie heuchlerisch! Kardinal Wölki, dem der Missbrauch des „geborenen Lebens“ in der Kirche unwichtig scheint, schickte eine Grußbotschaft. Beatrix von Storch ist das Leben von geflüchteten Familien keinen Pfifferling wert. Ebenso wenig wie dem faschistischen US-Präsidenten Trump, der diese Bewegung fördert. Trotz Massenprotesten sorgte er dafür, dass 2022 das seit 1973 durch ein Grundsatzurteil gesicherte Recht auf Schwangerschaftsabbruch durch den obersten Gerichtshof gekippt wurde. In 17 US-Bundesstaaten wurde daraufhin die Abtreibung erschwert bis hin zum vollständigen Verbot. (3)

 

In Deutschland fordert die AfD eine weitgehende Einschränkung von Abtreibung. Entgegen dem Willen von 80% der Bevölkerung und selbst 77,5% der CDU-Wähler (4) verhindert die CDU/CSU eine Entkriminalisierung des Abbruchs in der Frühschwangerschaft. Dieser bleibt zwar unter bestimmten Bedingungen straffrei, gilt aber grundsätzlich als Straftat. Folglich werden die Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen, die Ausbildung dafür ist nicht Bestandteil des Medizinstudiums. Schon die erforderliche Zwangsberatung mit einer darauffolgenden dreitägigen Bedenkzeit wird für viele Frauen in ländlichen Regionen allein schon zur Riesenhürde. Und es wird immer schwerer eine Klinik oder Praxis zu finden, die den Eingriff durchführt. Deren Zahl hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert. In jedem fünften Landkreis gibt es keinen angemessen erreichbaren Zugang zu Abbrüchen. Das belegt die im April 2024 abgeschlossenen ELSA-Studie. (5)

 

Mit dem „Schutz des ungeborenen Lebens“ wird scheinheilig die Kontrolle über den Körper und das Leben der Frauen gerechtfertigt. Diese ist Ausdruck ihrer besonderen Unterdrückung im Kapitalismus und Teil der Kontrolle der Fortpflanzung entsprechend den Erfordernissen der kapitalistischen Ausbeutung, Unterdrückung und „Kriegsfähigkeit“. Die MPD hält ohne Wenn und Aber fest an der Forderung nach vollständiger Streichung des §218 aus dem Strafgesetzbuch. Weltweit ist heute der Kampf für einen legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruch notwendiger Teil des Kampfs gegen Rechtsentwicklung, Reaktion und Faschismus. Die Selbstbestimmung der Frauen über ihren Körper und der tatsächliche Schutz des Lebens sind auch ein starkes Argument für den echten Sozialismus. Das Recht auf Abtreibung war eine der ersten Entscheidungen 1917 nach der Oktoberrevolution in Russland.

 

Die Broschüre des Frauenverbands Courage „Frauen wollen selbst entscheiden über Schwangerschaft oder Abbruch. §218 raus aus dem Strafgesetzbuch!“ liefert für Frauen und Männer sehr gute Argumente zu Hintergründen des §218 und des notwendigen Kampfes dagegen und auch zu den faschistischen Hintergründen und Netzwerken, die international gegen Frauenrechte mobil machen.

 

Infos hier auf der Webseite des Frauenverbands Courage