Hella Recklinghausen
Ihr macht uns nicht den Deckel auf den Schacht!
Der folgende Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der Zeitung von Kollegen für Kollegen bei Hella, „Der Scheinwerfer“, erschienen. Die Rote Fahne Redaktion dokumentiert:
Der Hella-Vorstand lässt die Katze aus dem Sack: 152 Arbeitsplätze sollen vernichtet werden. Was das für die Avitea- und Logistik-Kollegen bedeutet, wurde gar nicht angesprochen. DCDC soll nach Hamm, Cova nach Rumänien und Fahrpedalgeber nach Litauen verlagert werden. Die Halle C soll bis Ende 2027 ganz geschlossen werden. Gegen diese „scheibchenweise Werksschließung“, wie es eine Kollegin treffend auf den Punkt brachte, herrscht im Werk große Empörung.
Die Wirtschaftskrise wird verstärkt durch die Strukturkrise im Übergang zur E-Mobilität und Digitalisierung. Der Umsatz von Stellantis sank zum Beispiel im ersten Halbjahr um 13 Prozent, besonders der Absatz von E-Autos. Die Bundesregierung trägt mit ihrem Rückwärtsgang in der Umweltpolitik voll dazu bei. Wenn faschistische Klimaleugner wie Trump und die AfD die Arbeitsplatzvernichtung der E-Mobilität in die Schuhe schieben, leugnen sie entgegen aller Anzeichen der Umweltkatastrophe den Fortschritt durch erneuerbare Energie und verteidigen die Profite der Energie- und Autokonzerne. Warum den geringeren Materialeinsatz für E-Autos nicht für uns nutzen – mit der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich auf Kosten der Konzernprofite?
Vorher wollen sie noch das Letzte aus uns rauspressen.
In den meisten Abteilungen wurde das Personal so ausgedünnt, dass es ständig Engpässe gibt. Was früher zwei machten, soll jetzt einer machen. Kein Wunder, dass bei solchen Arbeitsbedingungen viele krank werden. Statt die Arbeitszeit zu verkürzen, werden sie dann rausgemobbt.
Bei LED wurden 20 Schichten pro Woche bis Jahresende angekündigt – eine schöne Weihnachtszeit für die Familien! Das Schichtmodell in Halle C soll auch weiterhin ausgeweitet werden. Für ihren Profit soll die Marge von 13,5 auf 20 Prozent steigen, die „Kosten“ von 20 auf zwölf bis 14 Prozent sinken. Erst pressen sie uns aus, dann haben wir ausgedient. Ohne uns!
Es gibt keinen „sozialverträglichen“ Arbeitsplatzabbau.
Sollen wir jetzt feilschen, für wen die Arbeitslosigkeit weniger schlimm ist? Die Arbeitsplätze fehlen der Jugend. Hella ist der größte Industriebetrieb in Recklinghausen. Ein Kahlschlag wirkt sich über die Stadt hinaus aus. Wir stehen für Solidarität statt Spaltung in Jung – Alt, Hella – Avitea, Angestellte und Arbeiter oder Kollegen unterschiedlicher Herkunft. Deshalb ist auch die nationalistische und rassistische Hetze der AfD ganz im Sinne von Hella und Gift für die Arbeitereinheit!
Verzicht rettet keinen Arbeitsplatz.
Wenn wir Ihnen den kleinen Finger geben, nehmen sie die ganze Hand. Karstadt lässt grüßen. Auf der Betriebsversammlung muss deutlich werden: Wir akzeptieren ihre Pläne nicht!
Nichts ist alternativlos.
„Alternativlos“ ist der Kampfbegriff der Konzerne, wenn sie ihre Krisenlasten auf uns abwälzen wollen – für ihren Maximalprofit. Wir kennen das auch von der Regierung: Kürzungen von Sozialleistungen, Erhöhung des Rentenalters … und gleichzeitig Hunderte Milliarden für „Kriegstüchtigkeit“ und den Ukrainekrieg. Setzen wir uns lieber für eine Alternative zu diesem ganzen System ein.
Unsere Waffe ist der selbstständige Streik.
Ein Streik zeigt deutlich, wer hier „am längeren Hebel“ sitzt. Selbst bei kleinen Warnstreiks rotierte die Werksleitung und arbeitete mit allen Mitteln dagegen.
Ein Streik gegen Arbeitsplatzvernichtung muss selbständig geführt werden, im Vertrauen auf die eigene Kraft. Das bedeutet nicht, dass die Gewerkschaften außen vor bleiben – im Gegenteil. Aber die IG Metall oder der Betriebsrat dürften nicht dazu aufrufen, weil es in Deutschland kein umfassendes Streikrecht gibt. Wir können uns das Recht aber nehmen, wenn wir uns einig sind und zusammenhalten. Wir können dabei auf die MLPD als Unterstützer fest vertrauen, wie sich schon im Opel-Streik 2004 bewiesen hat. Damit wurde das Opel-Werk Bochum weitere zehn Jahre erhalten.
Gemeinsam und international kämpfen!
Die Kolleginnen und Kollegen bei Ford, Stellantis, Bosch und viele andere stehen vor den gleichen Herausforderungen. Individuell auf sich schauen, ob und wo man durchkommt, oder gemeinsam betriebs- oder sogar länderübergreifend kämpfen. Einen Finger können sie brechen, aber keine Faust.
Im November findet die 3. Internationale Automobilarbeiterkonferenz in Indien statt. Dort wird der internationale Erfahrungsaustausch organisiert, die Kampfeinheit wird geschmiedet und es wird diskutiert, wie eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung aussehen müsste und wie sie erkämpft werden kann. Die Internationale Automobilarbeiterkoordination stellt sich auch gegen die weltweite Kriegsvorbereitung und das Vordringen des Faschismus. Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter!
Wir fordern:
- Hände weg von unseren Arbeitsplätzen – Kampf um jeden Arbeitsplatz!
- Für einen selbständigen Streik – kein Teil verlässt das Werk, bis die Pläne vom Tisch sind!
- Schluss mit dem extremen Arbeitsdruck!
- Keine Wochenendschichten!
- Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
- Für die unbefristete Übernahme aller Azubis – wir denken an die Jugend!
- Für einen kämpferischen gewerkschaftlichen Aktionstag aller Auto- und Zuliefererbelegschaften – gemeinsam sind wir stark!
- Organisiert euch in der IG Metall!
- Jeder hat das Recht, sich beim Betriebsrat zu erkundigen. Nutzen wir die Pausen, um uns zu beraten. Keine Extraschichten an Wochenenden.