„Unsere Arbeit nicht für euren Krieg“
Hamburg: Kollegen setzen trotz polizeilicher Hürden ein klares Zeichen für den Frieden
Was als eine kleine, aber entschlossene Aktion von Kolleginnen und Kollegen aus der Automobil-, Luftfahrt- und Windkraftbranche begann, entwickelte sich am Samstag, 20. September, zu einem beeindruckenden Beispiel für zivilen Ungehorsam und grenzüberschreitende Solidarität.
Trotz mehrfacher Interventionen durch die Polizei gelang es den Aktivisten, ihr Friedenszeichen an zwei prominenten Orten in der Stadt zu setzen.
Die Aktion startete um 10.45 Uhr am Burchardkai. Beschäftigte der Mercedes-Benz-Werke in Hamburg und Bremen hatten sich zusammen mit Kollegen von Airbus Hamburg und Enercon, verabredet, um gegen die militärische Nutzung von Arbeitsplätzen und Infrastruktur zu protestieren. Doch schon die ersten Minuten zeigten, dass die Behörden die Versammlung genau im Blick hatten.
„Wir hatten uns gerade begrüßt, da war auch schon die Polizei da und meinte, wir hätten hier mit unseren Plakaten und Fahnen nichts zu suchen“, schildert ein Teilnehmer die Situation. Die Beamten fotografierten die Transparente und nahmen die Personalien der Anwesenden auf – eine Maßnahme, die von den Kollegen als unverhältnismäßig empfunden wurde. „Man kam sich vor wie ein Schwerverbrecher, dabei wollten wir nur unser Recht auf Meinungsfreiheit wahrnehmen.“
Dennoch erhielten die Aktivisten nach kurzer Zeit die Erlaubnis, ihr Transparent mit der Aufschrift „Unsere Arbeit, Unsere Fabriken, Unser Hafen – nicht für euren Krieg! Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter“ für ein Foto auszurollen. Anschließend wurden sie vom Burchardkai verwiesen.
Daraufhin schloss sich die Gruppe der Demonstration „Stopp Red Storm Bravo“ am Hauptbahnhof an, die sich gegen die gleichnamige Militärübung richtete.
Gemeinsam mit Hunderten anderen Demonstrantinnen und Demonstranten zogen sie mit ihrem Transparent durch die Stadt und nach der Zwischenkundgebung etwas vor. Bei den Landungsbrücken ergriffen die Kollegen die Initiative: Sie positionierten sich auf der Brücke, um ihr Banner so zu platzieren, dass die Demonstrierenden darunter hindurchlaufen konnten.
Doch auch hier ließ die polizeiliche Begleitung nicht lange auf sich warten. Die Aktion auf der Brücke sei nicht angemeldet und man sei dort nicht mehr Teil der genehmigten Demonstration, hieß es. Die Antwort der Arbeiter ließ nicht auf sich warten: Kurzerhand wurde von einem Kollegen eine Spontandemonstration angemeldet – mit Erfolg. Das Transparent konnte hängen bleiben und entfaltete seine Wirkung über der Menge.
Den gelungenen Abschluss des Tages bildete die Abschlusskundgebung, auf der unser Kollege von Airbus eine viel beachtete Rede hielt. Die Aktion mag klein begonnen haben, doch ihre Botschaft ist laut und klar: „Sie hat doch eines gezeigt: Mit einem Zusammenschluss über den Betriebszaun hinweg, können wir als klassenbewusste Arbeiter und Gewerkschafter doch zumindest ein starkes Zeichen setzen“, so das einhellige Fazit der Beteiligten. Es war ein Tag, der den Willen zur Friedensarbeit und die Entschlossenheit zeigte, sich nicht einschüchtern zu lassen.