Gegen faschistische Betriebsorganisation „Zentrum"
„Die Kollegen mitnehmen in den echten Kampf für ein besseres Leben"
„AfD und ‚Zentrum‘ setzen auf Ohnmachtsgefühle und simulieren Widerstand“, so Lukas Hezel, Referent einer kompetenten und aufschlussreichen Hybrid-Veranstaltung mit Ver.di-Vertrauensleuten und Betriebsräten aus verschiedensten Betrieben.
Es gibt bundesweit eine ganze Reihe gewerkschaftlicher Bildungs- und Diskussionsveranstaltungen gegen das Vordringen neofaschistischer Politik in Betrieben. Die Aktivisten des „Vereins zur Bewahrung der Demokratie“ verstehen sich als Frühwarnsystem, sensibilisieren, klären auf und entwickeln mit den Gewerkschaftern vor Ort konkrete praktische Gegenstrategien.
In der historischen Einordnung entlarvte der Referent den demagogischen Begriff „Nationalsozialismus“ der Hitler-Faschisten: „Sie hatten weder was mit Sozialismus noch mit den Arbeiterinteressen zu tun. Sie sind angetreten gegen die organisierte Arbeiterbewegung, in der die Kommunisten führend waren. Sie kopierten und missbrauchten Symbole und Gepflogenheiten der Arbeiterbewegung, um sich eine Massenbasis zu erschleichen. Sie bauten eigene Organisationsformen wie den DAV auf, der ausdrücklich den Interessengegensatz zwischen Kapitalisten und Arbeiterbewegung leugnete.“
Auf modernere Weise, aber mit demselben Kern und Muster, machen es heute die AfD und die Betriebsorganisation „Zentrum“. So warf ein Kollege ein: „Die Aussage von ‚Zentrum‘, dass der Klassenkampfgedanke abgelehnt wird, sagt doch schon alles.“
Die bundesweit bekannten „Zentrum“-Gliederungen sind nur die Spitze des Eisbergs: Es gibt eine große Dunkelziffer von AfD-Betriebsräten, die sich bisher nicht outen. „Zentrum“ sagt selber, dass sie bundesweit Zugriff auf 100 Betriebsratsmandate haben. „Die haben eine richtige Strategie und Taktik. Die AfD fungiert als Brücke von außen zum ‚Zentrum‘ im Betrieb. Unzufriedene Kollegen werden zu Stammtischen eingeladen, mit Material und Manpower versorgt.“ Kurz danach taucht eine neue „Zentrum“-Gruppe auf – wie jüngst vor einer Woche am Betriebstor bei Audi in Ingolstadt.
Wir als Hannoveraner Ver.di- und IG-Metall-Mitglieder brachten in die Diskussion ein, der polarisierten Auseinandersetzung nicht auszuweichen, sondern mitten reinzugehen in die breite Betriebsöffentlichkeit. Ein Betriebsrat von der Lufthansa pflichtete uns bei: „Unter den Teppich kehren ist verkehrt. Hier gilt die Nulltoleranzgrenze!“ Darauf eine Kollegin von der Charitè in Berlin: „Betriebsräte und Vertrauensleute sollten sich klar positionieren und nahbar sein für die Kollegen. Sonst werden sie durchgemainstreamt von allen Argumenten. Natürlich muss man sich wappnen für die Diskussionen.“
Ein Kollege berichtete, dass sie die Vertrauensleute schulen, um durch die Hallen zu laufen, um mit den „Zentrums“-Mitgliedern und -Sympathisanten zu sprechen. „Wir dürfen sie nicht rechts liegen lassen“. Und Lukas Hezel mahnte ganz klar: „Das Argument von Betriebsräten, die Sache nicht größer machen zu wollen als sie ist, und keine schlafenden Hunde wecken zu wollen, ist in jedem der betreffenden Betriebe nach hinten losgegangen. Dort konnte sich das ‚Zentrum‘ so ungehindert durchsetzen. Er prognostiziert für die anstehenden Betriebsratswahlen, dass mehr AfD-Leute aus der Deckung kommen werden, es zugleich Tarnlisten geben wird und außerbetriebliche Stimmungsmache durch die AfD mit Wahlaufrufen für „Zentrum“-Listen.
Alle Teilnehmer der Veranstaltung betonten die tägliche gewerkschaftliche Basisarbeit und die aktive Herausforderung und Einbeziehung der Kollegen als wichtigsten Damm gegen die faschistische Einflussnahme. Schade war, dass unsere notwendige Forderung nach Unvereinbarkeitsbeschlüssen gegen die AfD und alle faschistischen (Betriebs)-Organisationen mit dem Ver.di-Bundeskongress und dem IG-Metall-Gewerkschaftstag 2026 nicht aufgegriffen wurde. Hier werden wir dranbleiben.