Faschistischer Militärputsch
30. September: 60. Jahrestag des Massenmordes an Kommunisten in Indonesien
Am 30. September 1965 putschte das indonesische Militär unter der Führung von General Suharto gegen die Regierung unter Präsident Sukarno. Drahtzieher dieses faschistischen Militärputsches waren neben den Faschisten in Indonesien die USA mit ihrer CIA – mit Unterstützung Deutschlands.
Es begann ein brutaler, von Militär und reaktionären Islamisten organisierter Massenmord an geschätzt 500.000 bis drei Millionen der Mitgliedschaft in der KP Indonesiens (PKI) bezichtigter Menschen. Hunderttausende wurden in Gefängnisse gesteckt.
Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte der Feldzug der westlichen Imperialisten unter Führung des US Imperialismus gegen den Kommunismus und das neuentstandene sozialistische Lager begonnen. 1945 erklärte Indonesien unter dem Präsidenten Sukarno die Unabhängigkeit und vertrieb im folgenden dreijährigen Unabhängigkeitskampf die holländische Kolonialmacht.
Der antiimperialistische orientierte bürgerliche Präsident Sukarno verfolgte dabei eine sogenannte blockfreie Politik. Im Jahr 1955 fand die Bandung Konferenz mit Vertretern von 29 asiatischen und afrikanischen Staaten in Indonesien statt. Darunter Zhou Enlai, der Ministerpräsident der damals sozialistischen Volkrepublik China. Die KP Indonesiens hatte zu diesem Zeitpunkt dreieinhalb Millionen Mitglieder. Sie war die stärkste kommunistische Partei außerhalb der sozialistischen Länder und 20 Millionen Menschen waren in mit der PKI verbundenen Massenorganisationen der Arbeiter, Bauern, Frauen und Jugendlichen organisiert. Sie unterlag aber folgenschwer der Illusion einer friedlichen Entwicklung zum Sozialismus, die der Revisionismus ausgehend vom 20. Parteitag der KPdSU verbreitete. Diese Illusionen wurden jäh im bestialischen Massenmord erstickt. Die PKI verarbeitete diese Erfahrungen 1966 in dem bedeutenden Dokument „Selbstkritik der PKI“.
Die deutsche Bundesregierung unter Ludwig Erhard war jederzeit über die deutsche Botschaft in Jakarta und den Ex-Nazi Gehlen informiert, der in Jakarta vor Ort war. Der spätere Bundespräsident Carstens war direkt involviert als Staatssekretär im Auswärtigen Amt. In einer geheimen Operation transferierte die Bundesregierung Millionensummen für die Putschisten vor allem für Kommunikationstechnik zur Ausrüstung der mordenden Terrortruppen.
Erst im Jahr 1998 beseitigte ein Volksaufstand die Militärdiktatur Suharto. Von den Dächern der Wolkenkratzer schossen Scharfschützen auf die Zehntausenden von Demonstranten in den Straßen Jakartas. Der dafür verantwortliche leitende General war kein anderer als der im Februar 2024 neu gewählte heutige Präsident Prabowo Subjanto. Ex Schwiegersohn von Suharto. Die Suharto-Militärdiktatur wurde 1998 gestürzt, aber an den Machtstrukturen des herrschenden Militärs und des Industrie- und Finanzkapitals konnte der Volksaufstand nicht rühren. Auch aufbauend auf diesen Strukturen entwickelte sich Indonesien zwischenzeitlich selbst zu einem neuimperialistischen Land.
Seit 1998 wird eine Aufarbeitung der Ereignisse von 1965 und des bis heute darauf aufbauenden Antikommunismus gefordert. Der Unmut darüber war auch maßgeblich warum Joko Widodo bekannt als Jokowi 2014 die Präsidentenwahl gewann, insbesondere mit dem Versprechen der Aufklärung der Ereignisse und zur Rehabilitierung der Opfer (1). Kaum im Amt, tat Präsident Widodo großteils das Gegenteil. Das Verbot der KP Indonesien und des Marxismus-Leninismus bleibt bestehen. Mit seinen Dekreten wurde Jokowi stattdessen verantwortlich für den Abbau demokratischer Rechte wie der Verurteilung eines Fahnenträgers mit Hammer und Sichel, seinem Erlass zum Verbot des Besitzes kommunistischer und marxistisch-leninistischer Literatur. Die Massendemonstrationen besonders der Arbeiter gegen seine "Omnibus-Gesetze" (2) bezeichnete er als kommunistisch organisiert und attackierte sie mit seinem Staatsapparat.
Der Amtsantritt von Prabowo Subjanto im Oktober 2024 kennzeichnet eine qualitative Verschärfung der Rechtsentwicklung mit einem beginnenden Übergang zu einer faschistischen Herrschaft. Prabowo vertritt gegenwärtig einen modernen Faschismus, bezeichnet sich als „Außenseiter“, ganz nah am Volk. Tatsächlich setzt er auf einen schrittweisen Umbau des Staatsapparates. Eines seiner ersten Dekrete, die Anzahl der Ministerposten von Militärs in der Regierung erheblich auszuweiten, löste Massenproteste aus.
Mit seinem Dekret zur "Entmachtung der Antikorrupionsbehörde", die vor allem seinem eigenen Klientel lästig wurde, löste er im März 2025 Massenproteste der neuen Bewegung "Gelap Indonesia" - schwarzes Indonesien aus. Der Beschluss des Parlamentes, sich monatlich eine Zulage von 2600 Euro, also eine Verdoppelung der Abgeordneten-Diäten zu genehmigen, ist im August 2025 an den demokratischen Massenproteste von Hunderttausenden in zahlreichen Städten gescheitert. Geheimdienste und dubiose Kräfte nutzten die Gelegenheit, einige gewaltsame Ausschreitungen zu organisieren für den weiteren Abbau demokratischer Rechte und zur Faschisierung des Staatsapparates.
Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus
Stefan Engel
220 Seiten | ab 12,99 €
Am Machtpoker um die Neuaufteilung der Welt ist Indonesien heute als führende Regionalmacht in Südostasien maßgeblich beteiligt. Seine Basis sind gigantische Rohstoffe in dem sich auf fast 1,9 Mio. km² ersteckenden Inselstaat. Gold, Kohle, Nickel, Palmöl. Es gibt zahlreiche Produktionsstätten internationaler und indonesischer Industriekonzerne und Banken. Sie sind als Global Player führend im Kapitalexport und bestimmen die Politik. Das Inlandsprodukt beträgt 2024 1,4 Billionen US Dollar. Das wichtigste "Kapital" sind die 280 Mio. überwiegend jungen gut ausgebildeten Einwohner. Mit seinen 17.000 Inseln ist es auch ein Land schreiender Gegensätze, voll von prunkvollem Reichtumg und bitterem Elend, besonders auf dem Lande.
Für den Aufbau einer weltweiten Einheitsfront gegen Faschismus und die drohende Gefahr des Dritten Weltkrieges stehen die traditionell kämpferische Volksbewegung Indonesiens und das millonenstarke Industrieproletariat vor großen Herausforderungen. Das erfordert auch die weltweite Solidarität und bewusstseinsbildende Arbeit gegen den Antikommunismus, gegen die Kriminalisierung und das anhaltende Verbot der KP Indonesiens.
Lektüre-Tipps:
Revolutionärer Weg 25, Der Neokolonialismus und die Veränderungen im nationalen Befreiungskampf (Seite 167 und Seite 195 bis 197)
Revolutionärer Weg 32 bis 34, Die Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution (Kapital I.6)