Vor 90 Jahren: Brüsseler Konferenz
1935: Revolutionäre Ausrichtung zum Kampf gegen Faschismus und Krieg
Auf ihrer am 3. Oktober 1935 beginnenden „Brüsseler Konferenz“ erarbeitete die KPD vor 90 Jahren eine grundlegende Ausrichtung für den Kampf gegen Faschismus und Krieg.
Der Hitlerfaschismus war seit über zweieinhalb Jahren an der Macht, der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann befand sich in Gefangenschaft der Nazis. Die Spitze der Parteiführung lebte im Asyl in der Sowjetunion und arbeitete in der Zentrale der Kommunistischen Internationale. Zu der Konferenz, dem 13. Parteitag der KPD, reisten illegale Widerstandskämpfer aus dem ganzen deutschen Reichsgebiet als Delegierte nach Moskau. Um ihre Hin- und Rückreise zu tarnen, wurde verbreitet, sie finde in Brüssel statt.
Bereits im August 1935 hatte der VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale (KI), der vier Millionen Kommunisten in aller Welt repräsentierte, historische Festlegungen getroffen. Als wichtigste Veränderung in der Welt stellte er heraus, dass durch die Durchsetzung sozialistischer Produktionsverhältnisse in der Sowjetunion die Arbeiterklasse erstmals in der Geschichte eine entwickelte sozialistische Gesellschaft führte. Von dieser Basis der Weltrevolution ausgehend, wurde der Kampf gegen den Faschismus und die von den faschistischen Ländern ausgehende Kriegsgefahr zur Hauptaufgabe der kommunistischen Weltbewegung erklärt. Der Kongress bekräftigte die von Georgi Dimitroff, dem Vorsitzenden der KI, formulierte Definition des Faschismus als „die offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“ (1). In der selbstkritischen Überwindung eigener sektiererischer Fehler entwickelte er eine Strategie und Taktik, die die Einheitskampffront der Arbeiterklasse als Hauptaufgabe der internationalen Arbeiterbewegung festlegte.
Auf der Brüsseler Konferenz setzte die KPD dies für die konkreten Bedingungen in Deutschland um. Es wurde betont, dass der Faschismus an die Macht kommen konnte, weil die Arbeiterklasse in Anhänger von SPD und KPD gespalten war und ihre den Faschisten überlegene Kraft daher nicht entfalten konnte. Hauptverantwortlich dafür war die Kapitulation der rechten SPD-Führung, doch hatte auch der Fehler der KPD, die SPD-Politik zum Sozialfaschismus zu erklären, den gemeinsamen Kampf verhindert.
Der Sturz des Faschismus erforderte die Verwirklichung der antifaschistischen Volksfront, deren Kern und Voraussetzung eine geeinte Arbeiterklasse, die Einheitsfront zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten sein sollte. Als Ziel wurde die Errichtung einer antifaschistisch-demokratischen Staatsmacht angesehen, weil nur im Bündnis mit allen unterdrückten Klassen und Schichten der Kampf erfolgreich sein konnte. Das erforderte auch die Überwindung linkssektiererischer Vorstellungen, die nur den direkten Kampf um den Sozialismus als revolutionären Weg gelten lassen wollten. Vor allem die Trotzkisten, die zeitgleich ihre Wühlarbeit gegen die Sowjetunion intensivierten, erwiesen sich dazu international als Spalter und Verräter des antifaschistischen Kampfes. Sie griffen die Politik der Volksfront an und trugen vor allem im Spanischen Bürgerkrieg zur Niederlage der Antifaschisten bei. In Deutschland gelang es trotz aufopferungsvoller Arbeit der KPD nicht, die Arbeiterklasse gegen den Faschismus und den Überfall auf die sozialistische Sowjetunion, der 1941 erfolgte, in Stellung zu bringen.