globale Umweltkatastrophe

globale Umweltkatastrophe

Ozonloch schließt sich? Alles gut? Mitnichten!

Am 16./17. September gab es einheitlich in allen großen Print-, TV- und Rundfunk-Medien die Verkündigung einer frohen Botschaft: „Ozonloch kleiner“, „Die Schicht in der Atmosphäre erholt sich“. Herhalten dafür musste die Tatsache, dass das antarktische Ozonloch 2024 kleiner war als 2020 bis 2023.

Von gb
Ozonloch schließt sich? Alles gut? Mitnichten!
Das Ozonloch, wie es sich bei seiner bislang größten räumlichen Ausdehnung am 24. September 2006 darstellte. (Bild: NASA; gemeinfrei)

Hier scheint es sich um ein gewisses Ritual der Desinformation zu handeln. So wies bereits das im Oktober 2023 erschienene Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen – was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur“ darauf hin:
„Am 9. Januar 2023 meldeten jedoch die online-Nachrichten des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF): »UN-Experten rechnen damit, dass sich die Ozonschicht in den kommenden Jahren erholt.« Was die »UN-Experten« als seriöse wissenschaftliche Erkennt­nisse verbreiten wollten, entpuppte sich relativ schnell als dreiste Meinungsmanipulation! Die Meldung fußte nämlich allein auf der Tatsache, dass der Verbrauch des Ozonkillers Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) entsprechend dem Montreal-Protokoll von 1987 eingeschränkt wurde.“(S.358)

Wie wird „Ozonloch“ definiert?

Man muss wissen, dass als „Ozonloch“ die Zone beschrieben wird, wo die Ozonwerte unter 220 Dobson-Einheiten liegen. Dies gilt als kritische Grenze für eine starke Reduzierung der schützenden Ozonschicht in der Atmosphäre. Unter anderem durch Vulkanausbrüche und Waldbrände war in den Jahren 2020 bis 2023 vor allem das arktische Ozonloch besonders groß bei einer konstanten Größe in der Antarktis von ca. 20 Millionen Quadratkilometer. Während die größte Ausdehnung des antarktischen Ozonlochs Ende September erreicht wird, ist dies beim arktischen Ozonloch Ende März der Fall – konnte also gar nicht Gegenstand der jetzigen „Sensationsmeldung“ sein.

„Klimawandel positiv fürs Ozonloch“???

Aber es kommt noch schlimmer: In mehreren Medien wird die WMO (Meterologisch Weltorganisation) oder der Atmosphären-Physiker Peter von Gathen zitiert: „Der Klimawandel führt im Allgemeinen in den oberen Atmosphärenschichten zu tieferen Temperaturen, also entgegengesetzt zum bodennahen Trend.“ Das verändere die Chemie der Ozonzerstörung und Ozonbildung so, dass in Zukunft mehr Ozon erzeugt würde. „In dieser Hinsicht wirkt sich der Klimawandel also positiv aus.“

 

Unfasslich! In der Tat führen die Treibhausgase in der unteren Atmosphäre dazu, dass Wärmestrahlung auf die Erde zurückgeworfen wird, die Erdoberfläche und die unterste Schicht der Atmosphäre (die sogenannte Troposphäre) erwärmt. Diese Strahlung fehlt dann bei der Rückstrahlung ins All, wo es dann durch das „zweite Stockwerk“, die Stratosphäre, geht – dort spielen sich Ozonbildung und -zerstörung ab. Die Stratosphäre wird also tatsächlich in Folge der Prozesse der Klimakatastrophe kälter. Dies führt im Dunkel des polaren Winters zu einer vermehrten Bildung von sogenannten Stratosphärenwolken, an denen sich die Ozonkiller anlagern. Mit dem ersten Sonnenstrahl und Ende des polaren Winters beginnt dann die gnadenlose Kettenreaktion der Ozonzerstörung durch Halogen-Radikale und weitere Chemikalien.

Zerstörung der Ozonschicht durch sechs Faktoren

Das vorgenannte Buch (S.359 ff.) führt aus, mindestens sechs Faktoren die anhal­tende und zum Teil dauerhafte Zerstörung der Ozonschicht vorantreiben:

 

  • Erstens: Die beschleunigte Erderwärmung hat einen nachhaltig zerstörerischen Effekt auf die Ozonschicht. Denn dieselben Treibhausgase, die zur Erhitzung der Erde führen, kühlen die Stratosphäre besonders im Winter ab. Ein Abkühlen der Stratosphäre führt aber nach neuesten Erkenntnissen zur Ausdünnung der Ozonschicht. In Verbindung mit veränderten Windströmen kommt es auch über die Arktis und Antarktis hinaus zum Abbau der Ozonschicht bis nach Europa, Asien, Aus­tralien, Afrika und Nordamerika.
  • Zweitens: Der Abbau der Fluorchlorkohlenwasserstoffe in der Stratosphäre dauert Jahrzehnte bis Jahrhunderte. Hinzu kommt, dass verschiedene Länder wie China sie entgegen internationaler Abkommen illegal und in großem Umfang weiter verwenden.
  • Drittens: Die Nachfolgestoffe von FCKW sind Treibhaus­gase, »deren klimaschädliche Wirkung die von CO2 um mehr als das 10 000-Fache übersteigen kann.«
  • Viertens: Zunehmend trägt auch die großindustrielle kapi­talistische Agrarwirtschaft mit ihrem hohen Ausstoß an Distick­stoffmonoxid (Lachgas) zur Zerstörung der Ozonschicht bei.
  • Fünftens: Lokale Umweltkatastrophen wie die weltweit sprunghaft gestiegene Zahl verheerender Waldbrände schleudern große Mengen an Rauchpartikeln in die Stratosphäre und schädigen dadurch massiv die Ozonschicht.
  • Sechstens: Die explodierende Zahl von Raketenstarts zur Beherrschung des Weltraums bedroht die Ozonschicht durch erhebliche CO2-, CO- und Stickoxid-Emissionen in der Strato­sphäre.


In der Zwischenzeit muss man dies um die bestialischen imperialistischen Kriege ergänzen, die ebenfalls eine riesige Menge an Ruß und schädlichen Chemikalien Richtung Stratosphäre schleudern.

Umweltkampftag 15. November – jetzt Aktionseinheiten aufbauen!

Gefeiert wird in den genannten Medien das Montreal-Abkommen aus den 80er Jahren zum stufenweisen Verbot der Ozonkiller FCKW. Der Kommentator der waz meint dazu: „Vorbild für den Klimaschutz. Das Ozonloch schließt sich – weil gehandelt wurde.“(waz 17.9.25 Wpl2.2)

 

Im Vorfeld der Weltklimakonferenz in Brasilien im November soll also die imperialistische „Klimadiplomatie“ wieder aufgewertet werden, dazu darf man dann wohl auch ruhig die Wissenschaft etwas verbiegen. Der mittlere Samstag der COP30, der 15. November, ist „Global Action day“ der internationalen Klimaschutzbewegung und Umweltkampftag der ICOR. Jetzt ist die Zeit, an den Orten starke Aktionseinheiten zu bilden – im Sinne des heute notwendigen Kampfes gegen Faschismus, Krieg und Umweltkatastrophe. Dazu gehört auch eine solidarische Strategiediskussion über die Perspektive eines gesellschaftsverändernden Umweltkampfes!

 

Die „United Front“ führt im Geiste der internationalen Vorbereitung des Umweltkampftages am 5. Oktober ein Webinar durch.