Dokumentiert
„Next Markets“ – sollen wir wieder Giftgas produzieren?
Der folgende Artikel ist in der Betriebszeitung von Kollegen für Kollegen bei Evonik Goldschmidt, „Rührwerk“, erschienen. Die Rote Fahne Redaktion dokumentiert:
Evonik macht schon lange Profit mit Produkten, die für das Militär optimiert werden. Das haben sie aber bisher schamhaft versteckt: „Man kann chemische Produkte zivil aber auch militärisch verwenden. Da können wir nichts für.“ Aber jetzt lässt der Vorstand die Katze aus dem Sack. Kjeldsen (Evonik-Managerin Lauren Kjeldsen, Anm. d. Red.): „Wir erleben massive politische und gesellschaftliche Veränderungen“ und „Das führt zu Verschiebungen in den Märkten und neuen Bedürfnissen bei den Kunden“. Die Frau hat schon auf der Betriebsversammlung so geschwurbelt geredet. Soll sie die Dinge doch beim Namen nennen! Gemeint ist Rüstungsproduktion, und in die steigt Evonik nun offiziell ein.
Evonik wäre nicht Evonik, wenn sie nicht auch dafür einen Marketingsnamen erfinden würden: das „Next-Marketing-Programm“. Das klingt zivil, aber Kullmann (Evonik-Chef, Anm. d. Red.) will damit seinen patriotischen Beitrag leisten, „militärische Stärke aufzubauen“. Raketentreibstoffe, Hochleistungskunststoffe, Spezialadditive und der Aufbau einer „industriell-militärischen Infrastruktur“ in Deutschland sollen das Ziel sein.
Alles nur „Verteidigung“? Die kapitalistische Konkurrenz führt zu Handelskriegen, die in Kriegen um Rohstoffe und Absatzmärkte enden. Brandgefährliche Kriegsherde entstehen auf der ganzen Welt. Die Weltkriegsgafahr erhöht sich gefährlich. Kriegsproduktion lässt die Kasse der Konzerne klingeln. Wir Arbeiter und Angestellten sollen nun für diese Kriege produzieren? Dort sterben Frauen, Kinder und Arbeiter. NEIN zur Kriegsproduktion und Kriegswirtschaft! Arbeiter schließen nicht auf Arbeiter! Mutige Hafenarbeiter blockierten in mehreren Welthäfen Waffenlieferungen an Israel für den Völkermord in Gaza.
Die US-Regierung plant die Errichtung einer Kriegswirtschaft. Produktion und Gesellschaft sollen sich nach den Erfordernissen einer kommenden Kriegsführung richten. Eine Billion Euro will die Bundesregierung für Aufrüstung ausgeben. Diese staatlich garantierten Profite will sich auch Evonik nicht entgehen lassen. Die gesamte Gesellschaft soll militarisiert und bürgerlich-demokratische Rechte und Freiheiten sollen abgebaut werden und die akute faschistische Gefahr wird zunehmen.
Wer soll das bezahlen? Die Regierung plant einen rigorosen sozialen Kahlschlag: Renten runter, Lebensarbeitszeit und Sozialabgaben hoch, usw. Das Geld für die Aufrüstung muss ja irgendwoherkommen.
In dieser Situation spielt sich die AfD hinterhältig als „Partei der kleinen Leute“ auf. Dabei ist sie eine faschistische Partei, macht Politik für die Reichen, spaltet die Arbeiterbewegung und macht Migranten zum Sündenbock.
Gleichzeitig wollen die Konzerne auch noch Tausende Arbeitsplätze bei Stahl, Automobil oder Chemie vernichten. Sollen wir Arbeiter jetzt auf Kriegsproduktion hoffen?! NEIN! Gewerkschaftliche Rechte wird es dann nicht mehr geben, aber Arbeitsverpflichtung, extreme Ausdehnung der Arbeitszeit werden Alltag.
Wir Arbeiter haben im Zweiten Weltkrieg Erfahrungen mit Kriegsproduktion gemacht: Das ganze Ruhrgebiet lag in Schutt und Asche. Gewerkschaftliche Arbeiterführer und Kommunisten saßen als erste in den KZs. Die Jugend, die Männer wurden an der Front verheizt und die Frauen schufteten in den Fabriken. Damals wie jetzt sitzen die Kriegstreiber und -Profiteure in den Konzernzentralen: Thyssen, Krupp (jetzt tks), Bergbaubarone (jetzt RAG-Stiftung), IG Farben / Degussa (jetzt Bayer, BASF, Evonik). Den Kollegen schwant Böses: „Degussa hat ja Erfahrung bei der Herstellung von Giftgas“, sagten Kollegen nach der letzten Betriebsversammlung.
Das kann nicht unsere Perspektive sein. Statt „Hauptsache mein Standort“ oder „Mein Land zuerst“ brauchen wir die internationale Arbeitereinheit. Wir haben international den gleichen Gegner: das Finanzkapital, mit seinen Monopolen, zu denen auch Evonik gehört.
International und organisiert ist es unsere Pflicht als Arbeiter, diesem Treiben ein Ende zu bereiten! Eine internationale, solidarische Produktion, wo die Einheit von Mensch und Natur im Mittelpunkt steht – den echten Sozialismus – ist unsere Perspektive.