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15. Extremwetterkongress warnt: Globale Erwärmung beschleunigt sich in gefährlicher Weise

Vom 24. bis 26. September 2025 versammelten sich in der Hamburger HafenCity rund 700 Fachleute aus Meteorologie, Stadtplanung, Wissenschaft, Medien und Politik zum 15. Extremwetterkongress (EWK).

Von dr
15. Extremwetterkongress warnt: Globale Erwärmung beschleunigt sich in gefährlicher Weise
Bewohnerinnen und Bewohner der von Überschwemmungen betroffenen brasilianischen Region Rio Grande do Sul werden in Sicherheit gebracht (shutterstock_2459444033)

Im Juni veröffentlichten die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) und die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) dazu das Dokument „Globale Erwärmung beschleunigt sich – Ein Aufruf zum entschlossenen Handeln“. Darin warnten sie, dass die Klimaentwicklung schneller voranschreitet, als das „Worst-Case-Senario“ des sechsten Sachstandberichts der Vereinten Nationen (AR6 des IPPC, 2023) einschätzte. Schon 2050 könnte der Planet um drei Grad wärmer sein als vor der industriellen Revolution. „Die Beschleunigung der globalen Erwärmung ist derart schnell, dass wir aus der Klimakurve fliegen“, so Frank Böttcher, Vorsitzender der DMG. (1)

 

Er rechnet mit deutlich mehr Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürren und Ernteausfälle, einen beschleunigten Meeresspiegelanstieg, mehr Tote, eine sinkende Arbeitsproduktivität und 900 Milliarden Euro Klimaschäden in Deutschland bis 20250. Bereits jetzt haben Extremwetter weltweit im Zeitraum von 1993 bis 2022 Schäden in Höhe von etwa 4 Billionen Euro verursacht und 800 000 Menschen verloren ihr Leben. (2)

Materialistische Erkenntnisse

Der Kongress warnte vor inzwischen unübersehbaren, messbaren Auswirkungen der menschengemachten Klimakrise, wie die beschleunigte Entwicklung der globalen Durchschnittstemperatur der Erdoberfläche um 0,25 bis 0,3 Grad in den letzten Dekaden durch den Anstieg der klimawirksamen Spurengase in der Atmosphäre. Weiterhin vor dem massiven Anstieg des Wärmegehalts der Ozeane, dem verschärften Energieungleichgewicht der Erde und einer Vielzahl von verstärkenden Rückkopplungsmechanismen: Auftauen der Permafrostböden, beschleunigtes Abschmelzen des Meereseises und der polaren Eisschilde, weitere Erwärmung der Ozeane, Abschwächung der Nordatlantik-Zirkulation („Golfstrom“) und der Verhinderung der Schließung der Ozonlöcher über der Arktis und Antarktis. Die positivistische Methode der bürgerlichen Wissenschaft, dass allein messbare Daten als Ansammlung ohne Zusammenhang und Wechselwirkung gelten, führte auf dem Kongress zu einer skeptizistischen Debatte, ob die Datenreihen noch zu kurz sind, um einen eindeutigen Trend zu belegen. Genüsslich ätzt deshalb die „Welt“ vom „medial beliebten immer-schlimmer-ismus“ und stellt die materialistischen Erkenntnisse in Frage. (3) 

Grundlegendes Problem des Kongresses

Die Beschränkung des Kongresses auf die Klimakrise vernachlässigt den systemischen Zusammenhang der qualitativen Veränderung in der Gesamtheit der Biosphäre. Dabei verschärfen die Hauptmerkmale der globalen Umweltkatastrophe und deren Wechselwirkung mit der Klimakatastrophe die Lage. Der Kongress verharmlost so die Entwicklung und spricht weiterhin vom „Klimawandel“ statt von der eingeleiteten globalen Klimakatastrophe. Diese ist eine wesentliche Seite der sich beschleunigt vertiefenden begonnenen globalen Umweltkatastrophe. Das Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen“ kritisierte bereits 2023 dieses unwissenschaftliche Rangehen am IPPC: „Der Weltklimarat kann und will nicht wahrhaben, dass eine qualitative Veränderung eingetreten ist, dass sich die Klimaerwärmung auch ganz ohne weitere, konkret von Menschen verursachte CO2-Emissionen beschleunigt fortgesetzt wird.“ (4)

Appelle und systemkonforme Handlungsvorschläge

Trotz düsterer Prognosen kam der Kongress deshalb zu keiner exakten Qualifizierung der Entwicklung. Tiefere Zusammenhänge über die Ursachen und Verursacher und grundlegende Lösungsvorschläge fehlen. DMG und DGP widersprechen zwar inzwischen der irreführenden These eines „Restbudgets an Treibhausgas-Emissionen“, desillusionieren Hoffnungen auf CO2-Verpressung, Atomkraftwerke oder Fusionsreaktoren. Richtig fordern sie eine schnelle und umfangreiche Umstellung auf eine fossilfreie Energiewirtschaft, Humusaufbau, Renaturierung und Wiedervernässung von Moorgebieten, Aufforstung von Wäldern. Doch sie machen die Rechnung ohne den Wirt. Trotz ihrer wachsenden Enttäuschung über die Politik der Regierungen und Konzerne, verbreiten sie naiv die Hoffnung, dass sie mit dem Aufruf „die Politik“ durch wissenschaftliche Analysen und technische Lösungen doch noch überzeugen können. Wie das Pfeifen im Wald verkündet der Meteorologe Sven Plöger: „Hoffnung aufgeben ist die schlechteste Lösung“. Doch trügerische Hoffnungen in die Herrschenden sind eine Sackgasse! So wird neben dem Appell, „notwendige Maßnahmen nicht weiter in die Zukunft zu verschieben“, jede Kritik an den Konzernen und Regierungen und ihrer reaktionären bis faschistischen Umweltpolitik ausgespart. Das führt in die Katastrophe.

Die Bündnisarbeit verstärken

Wer als Wissenschaftler Sofort- und Schutzmaßnahmen gegen die globale Umweltkatastrophe durchsetzen und die Menschheit vor dem Untergang retten will, der muss sich mit den Hauptverursachern anlegen und bereit sein, auch Privilegien zu opfern. Die Umweltzerstörung ist ein gesetzmäßiger Teil der kapitalistischen Produktionsweise geworden und hat den Charakter einer begonnenen globalen Umweltkatastrophe angenommen. Nur eine sozialistische Weltordnung kann das Ausreifen der globalen Umweltkatastrophe verhindern. Dazu verstärkt die MLPD ihre Bündnisarbeit in der konkreten Zusammenarbeit in Aktionseinheiten, wie am ICOR-Umweltkampftag am 15. November oder in der Unterstützung von gemeinsamen Strategiedebatten wie dem 2026 geplanten Internationalen Umweltratschlag.

 

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